Erste Hilfe Serie des BRK Augsburg-Land
Fieberkrampf beim Kind

Notfallsanitäter Martin Günther | Foto: Quelle: BRK
  • Notfallsanitäter Martin Günther
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Fiktiver Fall:
Familie Scherer plant einen Ausflug in den Zoo. Der Frühling ist da und sie wollen die ersten warmen Sonnenstrahlen in diesem Jahr auskosten. Tim und Anne, die beiden Kinder der Familie, können es kaum erwarten und packen am Vortag aufgeregt ihre Rucksäcke. Abends wirkt der 3-jährige Tim müde und fühlt sich warm an. Vermutlich hat er sich im Kindergarten etwas eingefangen, mutmaßt seine Mutter und hofft, dass der Kleine am nächsten Morgen bereits wieder fit ist. Nachts schläft er jedoch unruhig und hustet viel. Dabei ist er nass geschwitzt, die Temperatur im Ohr beträgt nun 39,6°C. Sie nimmt ihn mit ins elterliche Bett und beruhigt ihn, bis er wieder einschläft. Eine Stunde später wird Tim besonders unruhig und die Mutter wacht von seinem starken Zittern auf. Sie spricht ihn an und streichelt seinen Kopf, Tim reagiert jedoch nicht. Er wacht nicht auf und das Zittern wird stärker. Dabei verdreht Tim die Augen und seine Lippen sind bläulich verfärbt. Auch Tims Vater ist nun hellwach. Sie stellen fest, dass ihr Sohn unregelmäßig atmet und wählen umgehend den Notruf 112. Der Mitarbeiter des Notrufes vermutet einen Fieberkrampf und alarmiert umgehend den Rettungsdienst.

Aber was genau ist nun also ein Fieberkrampf? Krampfanfälle entstehen im Gehirn, die Ursache beim kindlichen Fieberkrampf ist nicht eindeutig geklärt. Möglicherweise spielt hier die noch nicht ausgereifte Temperaturregulation des kindlichen Gehirns eine Rolle. Durch eine schnell ansteigende oder absinkende Körpertemperatur, also Fieber, kann es bei Kindern zwischen einem halben Jahr und 6 Jahren zu einem solchen Krampfanfall kommen. Dabei ist der rasche Anstieg der Körpertemperatur und weniger die Höhe des Fiebers ausschlaggebend. Oftmals ist der Auslöser eine harmlose fieberhafte Virusinfektion, beispielsweise Erkältungen oder Magendarmerkrankungen.

Da ein Krampfanfall für den Körper Ihres Kindes sehr anstrengend ist, wird es in der Regel danach sehr tief und fest schlafen. Bleibende Schäden sind nicht zu befürchten, allerdings bleibt ein Fieberkrampfanfall bei ca. 1/3 der Kinder kein einmaliges Geschehen und kann bei Infekten gehäuft auftreten. Dies ändert sich erst mit Eintreten des Schulalters. Fieberkrämpfe treten bei Jungen häufiger auf als bei Mädchen. „In der Regel sind Fieberkrämpfe ungefährlich, und können zu allen Tages- und Nachtzeiten auftreten“, erklärt Martin Günther, Notfallsanitäter beim Bayerischen Roten Kreuz. „Kinder sind nach einem Krampfanfall zwar erschöpft, erholen sich hiervon aber schnell wieder und können sich an den Krampf nicht erinnern.“

Wie erkennen Sie, ob Ihr Kind einen Krampfanfall hat? Das Kind wirkt plötzlich abwesend, zeigt einen starren Blick oder erleidet einen plötzlichen Bewusstseinsverlust. Verkrampfungen der Glieder- und Gesichtsmuskeln (steife Arme und Beine mit rhythmischen Zuckungen der Muskulatur) kommen dabei häufig vor, das Kind kann auch Schmatz- oder Gurgelgeräusche von sich geben. Auch die Lippen können sich bläulich verfärben, ein Stillstand der Atmung ist jedoch nicht zu befürchten, auch wenn der Krampfanfall sehr dramatisch aussieht. Ein Fieberkrampf kann zwischen wenigen Sekunden und 15 Minuten andauern und endet meist von alleine.
„Sie helfen Ihrem Kind am besten, in dem Sie Ruhe zu bewahren und es vor Verletzungen, besonders des Kopfes, schützen. Versuchen Sie niemals Ihr Kind, während es krampft, festzuhalten, sie könnten es dadurch verletzen. Schauen Sie auf die Uhr, um festzustellen, wie lange der Krampfanfall andauert. Sollte sich Ihr Kind übergeben, versuchen Sie es in die stabile Seitenlage zu bringen. Spätestens nach dem Anfall sollten Sie Ihr Kind auf die Seite legen, damit der Speichel aus dem Mund abfließen kann,“ rät Martin Günther weiter. Eventuell beißt sich Ihr Kind während des Krampfes auf die Zunge. Dies ist allerdings nicht dramatisch, über bleibende Schäden und Spätfolgen brauchen Sie sich keine Sorgen zu machen.

Rufen Sie sich dennoch bei einem erstmaligen Fieberkrampf unbedingt den Rettungsdienst. In der Klinik werden zunächst andere Krampfursachen ausgeschlossen. Besprechen Sie mit Ihrem Kinderarzt, was im Falle eines erneuten Ereignisses für Sie zu tun ist. Fiebersenkende und krampflösende Zäpfchen, aber auch Hausmittel wie Wadenwickel, unterstützen bei der Behandlung zu Hause. Wie immer gilt, sollten Sie sich nicht sicher sein, rufen Sie trotzdem die 112 an. Das dort geschulte Personal wird Ihnen helfen.

Bürgerreporter:in:

Thomas Haugg

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