Von den Auswüchsen medizinischer Heilmethoden
Der Friedberger Apotheker Dr. Hannes Proeller gab einen unterhaltsamen Vortrag im Affinger Pfarrheim

von links: Fr. Schmidmair (Fillialleitung Apotheke Affing), Fr. Runft              (Mitarbeiterin der Apotheke), Dr. Hannes Proeller, Claudia Briese (Leitung Affinger Bücherstüberl), Cornelia Pelzer (Mitarbeiterin der Apotheke)
 | Foto: Karola Jakob
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Der Ruf eines humorvollen und charismatischen Redners eilt ihm voraus, und so waren 80 Gäste der Einladung des Affinger Bücherstüberls zum Vortrag von Apotheker Dr Hannes Proeller am Donnerstagabend gefolgt. Der kleine Gemeindesaal war rappenvoll.

Vorab bedankte sich die Leiterin des rein ehrenamtlich arbeitenden Bücherstüberl-Teams Claudia Briese herzlich bei Herrn Proeller für die finanzielle Unterstützung der Bücherei in Höhe von 2338,76 als Sponsoring der Onleihe für das laufende Jahr.

Proellers Thema ist das Hinterfragen von Sinn und Ursprung medizinischer und heilkundlicher Methoden – von der Antike bis heute. Er tut das auf wohltuend unterhaltsame und (selbst)ironische Weise, weshalb seine Thesen niemals einseitig urteilend oder kategorisierend daherkommen. Gerade weil er statt erhobenem Zeigefinger komödiantische Mittel nutzt, regt sein Vortrag nachhaltig zum Denken an.

Ausgangsgedanke sind die sogenannten Hexen, die im Mittelalter eigene Erkenntnisse aus Naturbeobachtungen über die Hörigkeit vor Kirche und Adel stellten, ihr Wissen in Geheimbünden teilten und aus Naturpräparaten Heilmittel herstellten. Auf der anderen Seite stand die offiziell gültige Medizin, basierend auf der sogenannten „Säftelehre“, die nutzlose Therapien propagierte und enormen Schaden anrichtete. Zum Beispiel wurden gängige Krankheiten jahrhundertelang sinnloserweise mit Quecksilber, Antimon und anderen Giften behandelt mit meist tödlichen Qualen als „Nebenwirkung“.

Ein leidenschaftlicher Gegner der damals praktizierten Säftelehre war Paracelsus, der den Stand der Ärzte- und Apothekerschaft aufs Heftigste kritisierte. Er prangerte Pomp und Prunksucht der Ärzte und Apotheker an, die für die Menschen da sein sollten anstatt Reichtum anzuhäufen. Natürlich nutzte Proeller die Gelegenheit, sich selbst und seinen Berufsstand sowie die Leichtgläubigkeit vieler Patienten und Patientinnen kräftig auf den Arm zu nehmen. Das Beispiel eines heute allseits beliebten und beworbenen Hustensafts, teuer und ohne Wirkung, werden sich viele merken.

Mit Samuel Hahnemann stellte Proeller einen weiteren Protagonisten der Naturheilkunde vor, der ebenfalls die enormen und oft tödlichen Nebenwirkungen der Allopathie seiner Zeit kritisierte. Die Allgemeinmedizin wiederum warf Hahnemanns Homöopathie ein Fehlen von Wirksamkeit vor. Ein Zitat aus Hahnemanns Zeit brachte es auf den Punkt: „Bei der Homöopathie stirbt man an der Krankheit, bei der Allopathie an der Therapie.“

Beim unbestrittenen Nutzen der Medizin im Ernstfall regte Proeller durch einen schwarzhumorigen Text Ephraim Kishons zum Nachdenken über den unreflektierten Einsatz zu vieler schädlicher Medikamente an.
Würden die Menschen sich nur 5% mehr bewegen und 5% weniger essen, könne er drei seiner Apotheken direkt schließen, so der erfolgreiche Geschäftsmann.

Mit einem weiteren nachhaltigen Gedanken entließ er die Zuhörenden: inwiefern hat sich die gesellschaftliche Akzeptanz von Gefahren und Nebenwirkungen ins Ungesunde verschoben? Jede 100-ste Motorradfahrt endet zum Beispiel tödlich - für den Fahrer und oft auch andere Verkehrsteilnehmer. Trotz schädlicher Wirkung von Alkohol- oder Zuckerkonsum sind deren massiven Folgen gesellschaftlich „eingepreist“. Doch die Nebenwirkungen von Medikamenten, naturheilkundlicher wie medizinischer, werden vom Gesetzgeber minutiös überwacht und die Liste der aufzuführenden Risiken wird immer länger, weshalb Proeller zum Ende noch ein absurdes literarisches Werk zum Besten gab: den Beipackzettel seines Nasensprays. Text: Angelika Man, Bilder: Karola Jakob

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Joachim Meyer aus Friedberg

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