Loreto-Kapelle und noch vieles mehr
Was Sie bei einem Rundgang durch Stätzling alles entdecken können

Schönstattkapelle in Stätzling | Foto: Dr. Hubert Raab
12Bilder
  • Schönstattkapelle in Stätzling
  • Foto: Dr. Hubert Raab
  • hochgeladen von Joachim Meyer

Loreto-Kapelle
Nach einer Legende brachten Engel im Jahr 1291 das Haus Mariens aus Nazareth weg, weil der Islam das Land erfasste. Entweder zu Schiff oder durch die Luft sei es schließlich in die Gegend von Ancona in Italien gekommen. Eine schwarze, aus Ebenholz geschnitzte Marienfigur mit Jesuskind wurde zum Gnadenbild von Loreto, wo schnell eine große Wallfahrt entstand. Über die bayerischen Herzöge, die große Förderer des Loretokultes waren, kam die Verehrung auch nach Bayern. Auch der Augsburger Bischof Kardinal Otto Truchseß von Waldburg und der Augsburger Domprediger und Jesuit Petrus Canisius waren große Verehrer der Maria von Loreto mit dem Jesuskind. An vielen Orten entstanden Nachbildungen der Santa Casa. So erbaute auch der Friedberger Landrichter und ab 1692 Hofmarksherr von Stätzling Gallus Sebastian von Deuring, Freiherr von und zu Hohenthann, im Jahr 1688 aus eigenen Mitteln an der Landstraße nach Augsburg eine Loreto-Kapelle. Sie ist ein genaues Abbild der Santa Casa von Loreto. Beständige Merkmale sind einschließlich der festgeschriebenen Maße der rechteckige Grundriss, das (fast) fensterlose Innere, die ungewöhnliche Wandhöhe und das Tonnengewölbe über dem profilierten umlaufenden Gesims. Dabei deuten die Wandflächen das Ziegelmauerwerk an, das Tonnengewölbe zeigt einen Sternenhimmel. Auch kleine Details müssen stimmen. So zeigt eine Nische links vom Altar den Ort, wo in Nazareth Maria das Geschirr aufbewahrt haben soll. Im späten 19. Jahrhundert wurde an die Westwand eine Lourdesgrotte aus Tuffsteinen angebaut.

Schönstattkapelle
Die wenig nördlich des Verbindungswegs nach Haberskirch am Ortsrand stehende Kapelle wurde in den 90er Jahren des 20. Jahrhunderts von Sofie Amberger aus eigenen Mitteln erbaut. Der architektonisch ungewöhnliche Bau sucht im Landkreis seinesgleichen. Zwischen hohen Bäumen wirkt der weiße Kubusbau mit seinem Zeltdach und der quadratisch gläsernen Laterne mit dem Kreuz wie ein Fingerzeig. Durch den Eingang an der Ecke betritt man den Innenraum. Das Licht fällt seitlich durch die Fenster und die Türe und von oben durch die Laterne. In der Ecke ist über dem Altartisch das Gnadenbild, Maria mit Christus auf den Armen. Es ist das Gnadenbild der Schönstattbewegung, die „Dreimal-Wunderbare Mutter“, „Mater ter admirabilis“, „MTA“. Das Relief wurde aus der Pfarrkirche hierher gebracht. Das Gnadenbild befindet sich auch auf der Glocke im nebenstehenden Glockenturm.

Gasthof zum Schloß
Der „Gasthof zum Schloß“ ist der Rest des umfangreichen ehemaligen Stätzlinger Schlosses. Bereits früh ist der Stätzlinger Ortsadel erwähnt, dem das Dorf als Lehen von den Wittelsbachern überlassen wurde. Vermutlich stand ihre Burg an der Kurve nordwestlich der Kreuzung Haberskircher Straße, Schlossberg, Oberer Berg. Am jetzigen Platz erfolgte wahrscheinlich um 1590 ein Neubau unter den Kraffter. 1632 brannte Stätzling und das Schloss im Dreißigjährigen Krieg ab. Um 1692 erfolgte ein Neu- oder Umbau des Schlosses, wie eine dendrochronologische Untersuchung des Dachstuhls ergab. Gallus Sebstian von Deuring zu Hohenthann, der seit 1671 in Friedberg Landrichter war, hatte 1688 bereits die Loreto-Kapelle und zwischen 1696 und 1699 die Pfarrkirche St. Georg errichten lassen. Auf dem Kupferstich von Michael Wening sieht man eine zweistöckigen quadratischen Hauptbau mit Zeltdach, dem ein zierlicher Dachreiter mit Zwiebelhaube aufsitzt, daneben die Toranlage und eine Umfassungsmauer, der sich eine Baumgartenlage anschließt. Nach mehreren Besitzerwechseln kaufte 1836 Freiherr Wilhelm Heinrich von Schaezler das Schlossgut, das er 1857 gegen einen Bauernhof von Bauer Georg Lachenmaier aus Au eintauschte. 1947/48 wurde das ehemalige Schloss nach Entwürfen von Raimund von Doblhoff bei einer Umgestaltung seiner historischen Innenausstattung beraubt und verlor seinen Dachreiter mit der Zwiebelhaube. Geblieben ist von der alten Herrlichkeit das Skelett des Hauptbaus. Heute wird dort eine Gastwirtschaft von der Familie Haug unterhalten.
Mehr Infos in „Friedberg erleben“ und „Schlösser, Burgen und Burgställe im Wittelsbacher Land“.

Rundweg in Stätzling

Folgender Rundweg bietet sich an. Von der Pfarrkirche mit ihrem prächtigen Stuck geht eine Treppe hinunter zur Pfarrer-Bezler-Straße. Leicht bergab kommen wir am ehemaligen Schloss vorbei, heute Gasthof zum Schloß. Nach links geht es auf der St.-Anton-Straße weiter bis zur Loretokapelle, in die man in der Regel immer einen Blick werfen kann. Gegenüber führt uns der Ablaßweg bis zur Kläranlage. Wir überschreiten an der Brücke die Friedberger Ach und wenden uns nach der Kläranlage nach links. Bergauf kommen wir, zwischendurch auf einem Pfad, wieder zur Pfarrer-Bezler-Straße. Nach rechts geht es weiter und es folgt die evangelische Zachäus-Kirche. Dann biegt nach links die Otte-von-Stetzlingen-Straße ab, von der wir nach ca. 100 m nach rechts in die Bgm.-Ebner-Straße einbiegen, die hier nur einen Rad- und Fußweg bildet. Auf ihr an einem Spielplatz vorbei bleiben wir immer auf diesem Weg. Er wird allmählich breiter, wir überqueren die Beilingerstraße und bergab gabelt sich nach ca. 100 m die Bgm.-Ebner-Straße. Auf der linken Straßenseite weist ein gelbes Schild auf den Fahrradweg nach Haberskirch. Um zu unserem nächsten Ziel zu gelangen, der Schönstattkapelle, biegen wir hier scharf nach rechts ab und nach ca. 60 m (nicht dem Fahrradweg folgen!) wieder nach links. Ein schmaler Weg geht steil bergauf. Nach der folgenden Kurve führt nach links ein Pfad hinüber zur Kapelle, wo Frau Dora Berger täglich die Türe aufsperrt. Links von der Kapelle zieht eine Art Wiesenweg zwischen Wald und Hausgrundstück bergab und gelangt nach einer Kurve zu einem kleinen Platz, von dem man zur Bgm.-Ebner-Straße kommt. Nach rechts erreicht sie im weiten Bogen bergab den Oberer Weg. Auf ihm nach links kommen wir zur Haberskircher Straße, an der auf der linken Seite der kath. Kindergarten St. Georg liegt. Nach dem kleinen Kreisverkehr gelangen wir in die Ortsmitte. Beim zweiten Hof auf der linken Seite, dem Ambergerhof, können wir am nach einem Brand 1894 erbauten Stadel eine im selben Jahr entstandene Mauerplastik des bekannten Bartholomäus Ostermair bewundern. Sie stellt den hl. Leonhard zwischen zwei Pferden dar. Wegen ihrer Bedeutung ist sie in die Denkmalliste aufgenommen. Am Gasthof zum Schloß vorbei kommen wir zur Pfarrkirche zurück.
Text: Gabriele und Dr. Hubert Raab
Fotos: Dr. Hubert Raab

myheimat-Team:

Joachim Meyer aus Friedberg

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

106 folgen diesem Profil

1 Kommentar

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.