Kurzgeschichte
Die Geschichte von Alwin, dem einsamen Storch

- hochgeladen von Thomas Ruszkowski
Alwin war kein gewöhnlicher Storch. Während seine Artgenossen elegante Paartänze vollführten und im Frühling gemeinsam ihre Nester bauten, zog Alwin allein durch die Lüfte. Jahr für Jahr kehrte er nach Hause zurück und fand sich allein wieder, während die anderen ihre Liebe feierten.
Er hatte alles versucht. Er hatte kunstvolle Flugmanöver gezeigt, die sogar die Sonne zum Staunen brachten. Er hatte das schönste Nest gebaut, das man sich vorstellen konnte, weich ausgepolstert mit Federn und funkelnden Dingen, die er am Flussufer fand. Aber keine einzige Storchenfrau blieb bei ihm.
Eines Tages, als Alwin am Wasser stand und sein Spiegelbild betrachtete, seufzte er tief. „Vielleicht bin ich dazu bestimmt, alleine zu bleiben,“ murmelte er.
Da hörte er ein leises Piepsen. Neben ihm stand ein verletzter kleiner Spatz, der aus seinem Nest gefallen war. Ohne zu zögern nahm Alwin den Spatz unter seine Fittiche, brachte ihm das Fliegen bei, teilte sein Essen und zeigte ihm die Welt von oben.
Der Spatz blieb bei ihm, nicht aus romantischer Liebe, sondern aus echter Freundschaft. Alwin erkannte, dass Glück nicht immer in der Liebe lag, sondern manchmal in der Bindung zwischen zwei Seelen, die sich gegenseitig brauchten. Und so war Alwin nie wieder einsam, auch wenn er keine Frau fand.
Vielleicht war er nicht wie die anderen Störche, aber das störte ihn nicht mehr. Er hatte seinen eigenen Weg gefunden.
Bürgerreporter:in:Thomas Ruszkowski aus Essen |
Berührende Geschichte!