Alessandro Quarta gastiert in Friedberg
I 5 Elementi – Die 5 Elemente

Der süditalienische Violinist Alessandro Quarta ist seit einiger Zeit auf dem Sprung ganz weit nach vorne in den Klassik-Jazz-Rock-Himmel | Foto: Perulli
  • Der süditalienische Violinist Alessandro Quarta ist seit einiger Zeit auf dem Sprung ganz weit nach vorne in den Klassik-Jazz-Rock-Himmel
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Sobald Alessandro Quarta bemerkt, dass Nicht-Italiener der Sprache seiner Heimat mächtig sind, drückt er sein Gegenüber an die ausladende Brust, als wäre man seit Jahrzehnten die innigsten Freunde: „Amico mio”, brüllt er einem dann ins betäubte Ohr, während er aus glühend braunen Augen strahlende Blitze versendet. Was für ein Charmebolzen, durch und durch authentisch noch dazu! Soviel zum Menschen Alessandro Quarta, nach erstem flüchtigem und doch ganz intensivem Eindruck.

Wie aber steht es um den Musiker Alessandro Quarta? Muss man ihn und sein Werk kennen, jemals ein Konzert von ihm besucht haben? Aber unbedingt!

Der süditalienische Violinist ist seit einiger Zeit auf dem Sprung ganz weit nach vorne in den Klassik-Jazz-Rock-Himmel. Seine dort seit Jahren ansässigen Konkurrenten wie Nigel Kennedy oder David Garrett dürfen sich schon heute warm anziehen, wenn sie ihren Platz am gemütlichen Olymp-Feuerchen irgendwann nicht abtreten wollen an diesen Geigenderwisch.

Quarta ist der moderne Punk-Vivaldi. Eine Position, die der Engländer Kennedy vor gut 20 Jahren inne hatte, die ihn berühmt-berüchtigt machte. Es war eine gewagte Kombination aus virtuoser Beherrschung des Instruments und einem äußerst unkonventionellem Auftreten in der Öffentlichkeit wie in den alteingesessenen, etwas muffig gewordenen Konzertsälen für Klassische Musik. Kennedy hat auf dieser Partitur des Kontroversen viele Jahre lang höchst erfolgreich gespielt, Garrett tut es, wenn auch in weniger ruppiger Form, bis heute. Doch es ist durchaus Platz für einen weiteren Quertreiber im weiten Feld der „Crossover”-Klänge. Alessandro Quarta bringt alle Voraussetzungen für diesen Job mit. Und er hat dazu auch ein aktuelles Album im Gepäck, „The Five Elements“.

Fünf Elemente?! Bislang ging man von „Feuer“, „Wasser“, „Luft“ und „Erde“ aus. Doch bereits die Griechen der Antike wussten, dass „Äther“ unser fünftes Element ist. Es steht für das Ewige, Unveränderliche, in der Kunst für das Grandiose und Unauslöschliche. Keine Frage, dass dieses Element für den Vollblut-Kreativen Quarta Auslöser zum Komponieren des aktuellen Werks war. Es geht dabei um Schönheit, Angst und Erotik gleichermaßen.

Musikalisch schafft es der 48jährige mit dem markanten Kahlschädel, einen gewagten Stilmix aus Vivaldi, Mozart, Astor Piazzolla und jiddischen Klezmer-Klängen zu vereinen. So lädt „Five Elements“ zum Tanzen und Träumen gleichermaßen ein.

Doch zurück zum äußerlichen Aspekt, neudeutsch „Image” genannt: Quarta trägt auf der Bühne wie im privaten Leben neben Glatze und gepflegtem Vollbart bevorzugt wuchtige Bergsteiger-Stiefel, zerschlissene Jeans, eng anliegende Shirts, die seinen gestählten Körper zur Geltung bringen. Ansonsten trägt er außer Haus vor allem seine heiß geliebte Guadagnini mit sich herum, eine wertvolle Geige aus dem Jahr 1761.

Jetzt kommen wir zum „inneren Aspekt” bzw. den „inneren Werten” des Alessandro Quarta: Der Mann aus der Region Salento hat eine grundsolide Ausbildung in traditioneller Violine bei Großmeistern wie u. a. Salvatore Accardo oder Abraham Stern absolviert. Er beherrscht sein Instrument exzellent. Und er lässt sich speziell in seinem Live-Vortrag bewusst nicht allzu sehr auf Klassik ein, denn so ein Korsett ist einem temperamentvollen, glutäugigen Südländer wie ihm schlicht zu eng.

Bei Quarta ist zwischen Klassik, Tango und Rock alles möglich. Wichtig ist dem Original nur, dass jeder auf der Bühne sein Instrument virtuos beherrscht. Plötzlich gelten der Punk und der damit verbundene Dilettantismus keinen Deut mehr. Vor Publikum ist unbedingte Perfektion angesagt. Und das ist gut so.

Alessandro Quarta wird begleitet von I Solisti Filarmonici Italiani, einem der bedeutendsten internationalen Kammerorchestern Italiens.

VVK: 32 Euro, AK: 35 Euro.

Kartenvorverkauf im Bürgerbüro im Rathaus und online via: stadt-friedberg.reservix.de

Datum: 11. Oktober 2025

Uhrzeit: ab 19:30 Uhr

Wittelsbacher Schloss, Schlossstraße 21, 86316 Friedberg

myheimat-Team:

Joachim Meyer aus Friedberg

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