So klingt das Altstadtfest
Das Läuten der Kirchenglocken prägt die Festtage der "Friedberger Zeit"

- 1939: Die große abgenommene Glocke, aus Verkündbücher
- Foto: Dr. Hubert Raab
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Schon 1920 wurde ein vollständig neues Geläut für 20 000 Mark (aus Spenden sogar aus Amerika) gegossen und am 1. Oktober 1920 geweiht und in den Turm aufgezogen. Es waren die Stundenglocke mit dem Bild des hl. Jakobus, die Trauerglocke mit dem Bild Jesu auf dem Schoß seiner Mutter, die Wetterglocke mit dem Bild des hl. Sebastian und die Messglocke mit dem Bild der Muttergottes. Das Gewicht der Glocken war geringer als vereinbart, nur 48 Zentner, und statt des vertraglich vereinbarten mächtigen Geläuts mit den Tönen C Es G B betrug es Es G B C, was aber geändert werden sollte. (Friedberger Gemeindebote, 6. Oktober 1920, Heimatverein online).
Am 27. März 1940, zum Geburtstag des Führers, erfolgte ein Aufruf zur Metallspende. Die bronzenen Kirchenglocken wurden reichsweit erfasst und zur Demontage auf den sog. Glockenfriedhof in Hamburg gebracht und dort eingeschmolzen. Nach Aussage vom Zeitzeugen Josef Hamberger blieb nur die g-Glocke, die Ave-Maria-Glocke, erhalten. Eine Rückführung der anderen Glocken erfolgte nicht.
Während des 2. Weltkriegs gab es zahlreiche Anordnungen zum Glockengeläut. Ende November 1939 gab es die Anweisung, dass „in der Zeit von abends 6 bis morgens 8 Uhr die Glocken überhaupt zu schweigen haben“. Zu allen Gottesdiensten durfte nur einmal eine Viertelstunde vor Beginn geläutet werden. Ab Dezember durfte dann nur noch zu einem Gottesdienst am Tag geläutet werden. Am 14. Januar 1943 wies das Bischöfliche Ordinariat darauf hin, dass „die Kirchenglocken nach nächtlichem Fliegeralarm am nächsten Tag nicht vor 13 Uhr geläutet werden dürfen“ (Verkündbücher der Pfarrei).
1947 bekam die Stadtpfarrkirche neue Glocken. Zu der verbliebenen g-Glocke musste Chordirektor Anton Breinl eine Tonfolge für die restlichen neu zu gießenden Glocken gestalten. Er wählte einen c-Moll-Sept-Akkord, also die Tonfolge c – es – g, dazu die Sept b. Die tiefste bekam nochmals c (Aussage Josef Hamberger). Sie läuten heute noch vom Turm, den Steichele so beschreibt (S. 82): „Der Thurm, in gleicher Steinfarbe mit der Kirche, steigt in einfach gehaltenem Vierecke zu einer Höhe von 194 Fuß … Der Glockenraum hat längliche Fenster mit einfachem Bogen ohne Säulen; dagegen erscheinen reicher gegliedert die Öffnungen im obersten Stockwerke, indem zwei zierliche Säulchen jede derselben in drei Bogenfenster theilen. Der Thurm schließt mit einem Helme, welcher den ganzen Bau mit dem Kreuze zu eine Höhe von 201 Fuß steigert, und trägt ein harmonisches Geläute.“
Der Kirchenführer vom Jahr 2021 schreibt über die Glocken: „Im 56m hohen Kirchturm läutet ein feierliches und klangvolles, der Kirche und der Stadt angemessenes Glockenensemble mit fünf Glocken im erweiterten C-Moll-Sept-Akkord: c'-es'-g'-b'-c''. Das Salve-Regina-Motiv wird noch durch die große Grundglocke um eine kleine Terz nach unten ergänzt. Alle Glocken wurden 1931 bzw. 1948 von der Gießerei Wolfart in Lauingen gegossen.“
Historisches Glockengeläut zum Stadtfest Friedberger Zeit
Die Glocken der Pfarrkirche St. Jakob läuten seit Jahrhunderten als Einladung zum Gottesdienst und Gebet und besonders auch während des Stadtfestes zu den Festgottesdiensten zum Dinzeltag und zur Herzog-Ludwig-Semmelspende:
Vorläuten 15 Minuten vor Beginn des Gottesdienstes, Zusammenläuten 5 Minuten vor Beginn (Vollgeläut), Läuten zur Wandlung, zum Segen und zum Tedeum.
Zum Ökumenischen Gottesdienst: Vorläuten und Zusammenläuten.
Zum Pilgerzug: Vollgeläut zum Auszug aus der Pfarrkirche.
Zum täglichen musikalischen Abendgebet: Vorläuten und Zusammenläuten.
Zum Gebet- und Angelusläuten wie im Jahreslauf.
Zum Fackelzug: Vollgeläut während des Zuges.
Das Läuten der Kirchenglocken prägte seit jeher den Tagesablauf in Friedberg, so auch an den Festtagen der Friedberger Zeit.
Text: Gabriele und Dr. Hubert Raab
myheimat-Team:Joachim Meyer aus Friedberg |
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