Das Specht-Paradies: Im Augsburger Stadtteil Hochzoll lässt der Orient im Garten von Claudia und Jürgen Specht grüßen

Foto: Maria Knaus
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Orangefarbene an Holzpfosten befestigte Tücher wehen in der Luft, dazwischen Mobiles aus Muscheln und kleine Laternen, die bei Dunkelheit Licht spenden. An den Garagenwänden hängen Bilder aus allerlei Herren Länder und mittendrin eine Bauchtänzerin, die einen direkt in den Orient entführen will. Der Garten von Claudia und Jürgen Specht ist ein Abtauchen in eine andere Welt, ein kleiner Ausflug in das Morgenland.

Obwohl mit rund 200 Quadratmetern sicherlich nicht der größte, hat das Ehepaar es dennoch geschafft, aus ihrem Garten im Augsburger Stadtteil Hochzoll einen eigenen Mikrokosmos zu kreieren. Reisen, Bauchtanz, Garten – das sind die drei großen Hobbys der Spechts, was sich im Garten widerspiegelt und untrennbar miteinander verknüpft ist. Alles fing an mit dem Bauchtanz und einem Kurs an der Volkshochschule, wo Claudia Specht zum ersten Mal damit in Berührung kam. „Anfangs tat ich mich schwer“, erinnert sie sich. Das Weibliche fehlte ihr, erzählt sie. Sportlich kam sie bisher mit Kickboxen und Kampfsport in Berührung. „Doch irgendwann hat es umgeschlagen.“ Die Freude am Tanzen blieb. Seit über 35 Jahren tanzt sie, gibt selbst Kurse und hatte zahlreiche Auftritte unter ihrem Künstlernamen Scheherazade. „Meinen Durchbruch hatte ich, als ich auf der Augsburger Frühjahrsausstellung 2004 für neun Tage gebucht wurde. Ich war sogar auf der Titelseite der Zeitung.“ Immer mit dabei ist ihr Mann Jürgen, der sich um die Technik kümmert.

Die beiden zog es auch oft in die Ferne. „Marokko ist wunderschön“, berichtet Claudia Specht. Noch besser gefalle ihr allerdings Ägypten. Auch in Israel und Jordanien waren die Spechts unterwegs. Die meisten Länder bereisten sie mit ihrem Wohnmobil, das nicht nur ihr Zuhause auf Zeit ist, sondern auch ein gutes Transportgefährt für ihre Schätze, die sich jetzt im Garten finden. Auf dem Fensterbrett reihen sich Gläser mit Sand, Muscheln und Steine. Tonkrugscherben zur Dekoration finden im Garten genauso ihren Platz wie ein altes Fischernetz aus Italien, Palmblätter aus Marokko, die auf zwei Holzpfosten als Überdachung dienen oder sogenannte „Hühnergötter“, also Steine mit natürlich enstandenen Löchern, die die Spechts auf Rügen und in Frankreich eingesammelt haben. Auch Esels- und Ziegenschädel – gefunden in der Wüste – findet man im Garten genauso wie Holz. Das Treib- und Totholz sammelten sie unter anderem ein in Marokko, aber auch am Forggensee und am Bodensee wurden sie fündig. „Unser vorheriges Wohnmobil hatte eine Dachreling. Da kommt man Holz mit einer Länge bis zu zweieinhalb Metern draufschnallen“, erzählt Jürgen Specht. Und nicht nur dem Ehepaar Specht gefällt das Holz im Garten, sondern auch vielen Insekten. Die Holzbiene, selten vorhanden und mit ihren blauen Flatterflügen ein richtiger Hingucker, ist dort ebenso zu finden wie der Buntspecht. Der Garten – ein „Paradies für Spechte“, so Jürgen Specht schmunzelnd.

Dank immer neuer Ideen und handwerklichen Geschick wandelt sich der Garten stetig. Als Claudia Specht ein kleines Tischchen zu ihrer Hollywoodschaukel wollte, fertigte ihr Mann ihr kurzerhand eins an. Alte, kaputte und scheinbar wertlose Gegenstände bekommen ein zweites Leben eingehaucht. Bepflanzte Gummistiefel am Gartenzaun sind ebenso wie mit Sukkulenten befüllte Kokosschalen Hingucker. „Alles, was Löcher hat, wird gefüttert“, so das Motto von Claudia Specht.

Der Garten verbreitet Urlaubsstimmung. Er ist wie ein Gruß aus dem Morgenland. Um auch anderen mit ihrem Garten eine Freude zu machten, machten die Spechts beim Tag der offenen Gartentür mit. 2017 und 2022 kamen zahlreiche Besucher. „Die Reaktionen waren durchwegs positiv“, erinnert sich Claudia Specht. Auch im ausgelegten Gästebuch finden sich begeisterte Kommentare: „wahrer Zaubergarten“ oder „ein Pardiesgärtlein, in dem man die Zeit vergisst“.

myheimat-Team:

Tanja Wurster aus Augsburg

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