Ärzte der Wertachkliniken informieren im Leonhard Wagner Gymnasium über Organspende

In der Mensa des Leonhard Wagner Gymnasiums erklärte Dr. Ionus-Ceres, Oberärztin der Anästhesie und Transplantationsbeauftragte der Wertachkliniken, den Schülerinnen und Schülern der 10. Klassen, welche Organe gespendet werden können | Foto: Doris Wiedemann
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  • In der Mensa des Leonhard Wagner Gymnasiums erklärte Dr. Ionus-Ceres, Oberärztin der Anästhesie und Transplantationsbeauftragte der Wertachkliniken, den Schülerinnen und Schülern der 10. Klassen, welche Organe gespendet werden können
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Das Thema Organspende steht in Bayern auf dem Lehrplan und wird in den Schulen aus verschiedenen Fachrichtungen heraus betrachtet. Deshalb haben die beiden Leiterinnen dieser Fachschaften im Leonhard Wagner Gymnasium in Schwabmünchen, Sabine Weimann und Melanie Baumann, gemeinsam mit den Wertachkliniken einen Vortrag zum Thema Organspende organisiert. Zwei Ärzte informierten die Schülerinnen und Schüler der zehnten Klassen in der Mensa der Schule.

Dr. Ionus-Ceres, Oberärztin der Anästhesie und Intensivmedizin sowie Transplantationsbeauftragte der Wertachkliniken, informierte über aktuelle Zahlen, die gesetzlichen Grundlagen, die Arbeit der Eurotransplant International Foundation und der Deutschen Stiftung Organspende (DSO), und nicht zuletzt über ihre eigene Tätigkeit als Transplantationsbeauftragte. Unter anderem erzählte sie, dass die Niere in Deutschland das meist-transplantierte Organ sei. Und dass der bisher älteste Organspender 98 Jahre alt gewesen sei und drei Menschenleben gerettet habe.

Welche Organe können gespendet werden? Wer kann spenden und wann genau wird eigentlich über eine Organspende entschieden?

Die Ärztin räumte mit dem Vorurteil auf, dass die meisten Organe von Unfallopfern gespendet würden. Tatsächlich fänden nur 16 Prozent aller Organtransplantationen aufgrund eines Schädelhirntraumas, also einer typischen Unfallverletzung, statt. In den meisten Fällen führe eine Blutung im Gehirn zu einem sogenannten irreversiblen Hirnfunktionsausfall. Dieser müsse durch zwei voneinander unabhängige Ärzte nicht nur festgestellt, sondern auch als nicht-reversibel diagnostiziert werden. Erst dann könnten Organe entnommen werden, sagte die Ärztin und erklärte dabei auch, wie man diesen irreversiblen Hirnfunktionsausfall feststelle: „Unter anderem hat der Patient beispielsweise keine Reflexe mehr und man kann im CT des Patienten erkennen, dass das Gehirn nicht mehr durchblutet ist.“
Dr. Ionus-Ceres erzählte auch, dass die Angehörigen von Organspendern auf Wunsch von der DSO betreut werden, sich mit anderen Angehörigen austauschen und gemeinsam trauern können. In Deutschland gebe es, anders als beispielsweise in den USA, keinen direkten Kontakt zwischen den Angehörigen der Organspender und den Transplantierten, aber es sei möglich, anonymisierte Briefe zu schreiben. Diese seien oft sehr berührend, erzählte die Ärztin, und verwies auf die Homepage der DSO, wo man solche Briefe lesen könne.

Der letzte Wille des Patienten und der Wunsch der Angehörigen entscheiden über eine mögliche Organspende

Dr. Ionus-Ceres erzählte aber auch, wie schwierig es für die Angehörigen oft sei, im Angesichts des Todes eine Entscheidung zu treffen, wenn vorher nicht über das Thema Organspende gesprochen wurde: „Wenn der Wille des Verstorbenen nicht bekannt ist, müssen die Angehörigen überlegen, was die Person wohl gewollt hätte, und dann müssen sie auch noch überlegen, was sie selbst wollen - das ist schwer, wenn man gleichzeitig um einen geliebten Menschen trauert“, sagte sie.
Anschließend nahm Dr. Claus Schöler, Chefarzt der Allgemein und Viszeralchirurgie an den Wertachkliniken, die Schülerinnen und Schüler in seinem Vortrag mit in den OP. Der Chirurg war in seiner Zeit im Uniklinikum auch Mitglied des Transplantationsteams und beschrieb am Beispiel einer Niere, wie in gespendetes Organ transplantiert wird. Er erklärte die menschliche Anatomie in diesem Bereich, sprach über verschiedene Herausforderungen bei der Operation, und zeigte auf, warum die Zeit bei einer Transplantation so ein wichtiger Faktor ist.

Ja oder Nein - diese Entscheidung sollte jeder Erwachsene treffen

Im Anschluß an die Vorträge stellten die Schülerinnen und Schüler Fragen, beispielsweise zu den Kosten einer Transplantation. Dr. Schöler erklärte, eine langjährige, regelmäßig notwendige Dialyse sei für die Solidargemeinschaft teurer als der finanzielle Aufwand einer Transplantation mitsamt der notwendigen Nachsorgen und Medikamente. Warum sich Menschen im konkreten Fall gegen eine Organspende entscheiden, konnte der Arzt nicht beantworten. Diese Frage stelle man den Angehörigen nicht. „Nein heißt Nein“, betonte Dr. Schöler: „Die Gründe für die Ablehnung diskutiert man nicht. Das ist die persönliche Entscheidung jedes einzelnen.“
Zur Frage der Widerspruchslösung hatte Dr. Schöler seine persönliche Meinung: „Ich bin der Ansicht, dass sich jeder Erwachsene einmal in seinem Leben mit dem Thema Organspende auseinandersetzen und eine Entscheidung treffen kann“, erklärte Dr. Schöler. Dabei gehe es ihm nicht darum, ob man sich für oder gegen eine Spende entscheide. Wichtig sei vielmehr, dass man überhaupt eine Entscheidung treffe, auch, um den eigenen Angehörigen im Falle eines Falles diese Entscheidung abzunehmen.
Die beiden Lehrerinnen bedankten sich zum Schluss für die vielen Informationen und erklärten, das komplexe Thema werde in den Unterrichtsstunden der jeweiligen Fächer in jedem Fall noch weiter besprochen. Und Dr. Schöler bot an, dass sich die Schülerinnen und Schüler bei weiteren Fragen jederzeit an ihn selbst, seine Kollegin Dr. Ionus-Ceres oder die DSO wenden könnten.

Bürgerreporter:in:

Doris Wiedemann aus Schwabmünchen

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