Schon halb leer oder noch halb voll?

Sehe ich alles lila?
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Liebe Leserin, lieber Leser,
endlich Schluss. Endlich geschafft.
Alles erledigt, was ich mir vorgenommen.
So einiges muss auch für morgen noch bleiben.

An des Tageswerkes Ende zünde ich mir ein Kerze an.
Der Duft erfüllt langsam den Raum.
Es ertönt eine schöne Feierabendmusik.
Ein Glas guten Weins steht vor mir.

Ich beginne zu träumen.

Die Spiegelungen im Glas,
das lebendige Flackern der Kerze
- ich komme zu Ruhe,
bin mit meinen Lieben
und mir im Einklang,
wenn auch nur
für diesen kurzen Augenblick
vor dem Schlafengehen.
Das tut gut.

Halb gefühlt ist das Glas.

Ich denke mir:
“Schade -
es ist ja schon halb leer.”

Ich schmunzle in mich hinein:
“Probier´s doch mal andersherum, Markus:
Das ist ja prima.
Es ist ja noch halb voll.”

Na, so ist das eben im Leben.
Gleiche Tatbestände kann ich
total gegensätzlich beurteilen.

Und doch sind es zwei Wahrheiten.
Sie gehören zu mir - je nach Stimmung.
Mal denke ich so,
mal das genaue Gegenteil.
Und eben nicht nur
am Abend vor einem Glas Wein,
sondern für das ganzes Leben.
Mein Leben ist wie dieser Wein,
den ich trinke.
Diese ruhigen Momente am Abend
sind wie ein Gleichnis.
Mein ganzes Leben erfüllt mich
- heute und auch morgen.
Aber wie viel ist davon schon vorbei?
Und wie viel liegt noch vor mir?
Diesen Fragen darf ich nicht ausweichen,
damit ich meine Zeit auch voll ausschöpfe.
Ich brauche ihnen auch gar nicht
aus dem Wege gehen.
Vor allem wenn ich mir eines vor Augen stelle:
Leben ist geschenktes,
eingeschenktes Leben.
Endlich ist mein Leben.
Meine Tage sind gezählt.
Und mein Schöpfer möge mir helfen,
dass ich sie aufmerksam und
voller Verantwortung leben,
dass ich auch keine Augenblicke
verplempere,
denn Fülle ist auch noch
im allerletzten Tropfen,
damit ich Gefühl und Geschmack
bekomme für die Unendlichkeit.
Jesus sagt im Johannesevangelium:
“Ich bin gekommen,
damit wir Leben haben
und es in Fülle haben.”

Also lasst uns unser Leben auskosten.
Genießen wir es bis zum allerletzten Schluck.

Ihnen, liebe Leserin, lieber Leser,
eine erfüllte und behütete Zeit:
Machen Sie es gut!

Ihr Pfarrer Markus Maiwald aus Meitingen

Sehe ich alles lila?
Oder sehe ich alles rosa? So hätte es mein Großvater gesagt. Das Leben ist halt mal lila oder mal rosa, auf dass wir Leben in Fülle haben. Danke, lieber Helmut Frühwald, für Dein tolles Arrangement!
Bürgerreporter:in:

Markus Christian Maiwald aus Augsburg

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22 Kommentare

Bürgerreporter:in
Heidi K. aus Schongau
am 28.10.2009 um 23:02

Lieber Herr Pfarrer,
danke, für den Gedankenaustausch. Schade, sehr schade, dass wir die Denkanstöße hier nicht vertiefen können.

Bürgerreporter:in
Otto Berchtenbreiter aus Wolfratshausen
am 30.10.2009 um 00:37

Das Glas ist eigentlich immer halb voll und man sollte jeden Schluck, der noch drin ist, genießen, auch wenn dies nicht immer ganz leicht fallen mag.

Bürgerreporter:in
Markus Christian Maiwald aus Augsburg
am 12.11.2009 um 22:18

danke, heidi, danke, otto