Starkbierfest in Herbertshofen
Meitinger Bär schmettert gesalzene Fastenpredigt

- Wolfgang Wagenknecht teilte als Meitinger Bär beim diesjährigen Starkbierfest der Herbertshofener Lechtal-Schützen mächtig aus. Vor allem Manuel Knoll, der bayerische Landtagsabgeordnete, und Fabian Mehring, der bayerische Staatsminister für Digitales, sowie die Mitglieder des Meitinger Gemeinderats wurden bei der Fastenpredigt derbleckt.
- hochgeladen von Steffi Brand
Der Dschungelbuch-Klassiker „Probier’s mal mit Gemütlichkeit“, gespielt von der SGL-Werkskapelle, läutete am Samstagabend im Schützenheim der Herbertshofener Lechtal-Schützen, den Auftritt des Fastenpredigers Wolfgang Wagenknecht beim diesjährigen Starkbierfest ein. Im braunen Bären-Kostüm ließ sich der „Meitinger Bär“ von seinen zwei Ministranten zum Rednerpult bringen, verteilte dabei die auch als „Bärendreck“ bekannte Lakritze und sorgte dann dafür, dass es unter anderem für die Politikprominenz eher ungemütlich wurde.
Auf Manuel Knoll, den bayerischen Landtagsabgeordneten, und auf Fabian Mehring, den bayerischen Staatsminister für Digitales, hatte es der Meitinger Bär ganz besonders abgesehen. Er themati-sierte den zweifelhaften Einfluss von Besuchen beim Mittelstand auf den Wahlerfolg und spielte auf die Hochwasserkatastrophe im vergangenen Jahr an, um diesen Vergleich zu ziehen: Mehring habe beim Fluthilfeempfang auf Schloss Schleißheim mit jedem „Uniformträger ein Selfie gemacht, der nicht schnell genug ins Bierglas geschaut hat“. Knoll habe das Gespräch mit den Ehrenamtlichen ge-sucht und „analog“ agiert, was der Meitinger Bär auch Mehring für die Zukunft ans Herz legte.
Auch dass Bayern nun ein eigenes Emoji brauche, sorgte für Kopfschütteln. Das Emoji – „ein grenz-debiler Löwenkopf mit Fähnle wo’s net mal zu ganze Rauten gelangt hat“ – sei gestalterisch am Origi-nal vorbei, belehrte der Bär den Digitalminister und erklärte: „Der bayerische Löwe ist net freindlich. Der schaut mit Absicht so wiascht und reißt das Maul auf, damit die Preißen auf der A8 vor Ulm wie-der umdrehen.“ Auch Mehrings Auftritt im Fasching mit bayerischem Anzug und „Brandmaurer“-Aufschrift erwähnte der Bär und hatte für Mehring direkt den nächsten Tipp parat: Wenn er etwas „G’scheites“ lernen wolle, wie beispielsweise Maurer, könne sicherlich ein Gespräch mit dem Her-bertshofener Bauunternehmen Stoll organisiert werden.
Auch die beruflichen Pläne von Manuel Knoll nahm der Meitinger Bär auf die Schippe. In der bayeri-schen Staatszeitung sei geschrieben worden, dass Knoll aus einer Arbeiterfamilie stamme und eigent-lich einmal Lehrer werden wollte: „Wann genau isch da was schiefgelaufen?“ Eine Lernkurve seit dem Starkbierfest im Vorjahr sei zwar in puncto Medien zu erkennen, doch sowohl die Rubrik „Manuels Lesetipp“ als auch der Versuch einen Dreikönigskuchen mit eingebackener Porzellanfigur anzufertigen quittierte der Bär nur kopfschüttelnd und fragte nach, ob sich vielleicht eine Verbindung von der ein-gebackenen Porzellanfigur zum in Herbertshofen ansässigen Zahnarzt ableiten ließe. Und der Bär blieb regional: Knolls Intention – den ländlichen Raum zu stärken – sei zwar „liab“, aber „einen digitalen Kleinstsupermarkt ohne Personal, der 24/7 geöffnet hat“, brauche es in Herbertshofen dank Hofladen, Eierhäuschen und Getränkemarkt Kraus nicht.
Auch den Meitinger Gemeinderat verschonte Wagenknecht beim Derblecken nicht. Anton Büchele, den Wagenknecht als „Salzstängela-Sommelier“ bezeichnete, habe sich schon am Abend nach dem Starkbierfest im vergangenen Jahr für die Fastenpredigt qualifiziert – mit einem Haferlschuh ohne Gummisohle, der ihm den Heimweg deutlich erschwerte. Für Meitingens Bürgermeister Michael Higl hielt der Bär in der Fastenpredigt praktische Tipps parat, um – mit Blick auf die angespannte Finanzla-ge der Gemeinde – Geld zu sparen. Gemeinderatsmitglied Florian Möckl könnte als „Kindergeburts-tagsclown“ seine Dienste anbieten, Christian Deisenhofer könnte Torten zur Familienfeier ausliefern und die Freien Wählen könnten beim Entrümpeln von Kellern und Garagen helfen. Alte Akten aus dem Keller wären als Brennmaterial tauglich oder vielleicht wären ja Anleihen auf das alte Rathaus möglich. Wie lang der Umbau des alten Rathauses wohl dauern würde, rätselte der Bär in der Fasten-predigt und beschloss, das Thema in zehn Jahren wieder zu thematisieren – in Erinnerung an den Bau des Flughafens Berlin-Brandenburg, der immerhin 14 Jahre gedauert habe.
Im Behelfs-Rathaus habe sich der Bär übrigens wahrlich erstaunt umgesehen. Er fragte sich, was der Ansatz war, den Übersichtsplan im Behelfs-Rathaus „verkehrt herum“ anzufertigen – vielleicht um zu testen, wer aus der Bürgerschaft einen Kopfstand machen kann? Auch die Aktenberge mit fliegenden Notiz- und Haftzetteln seien im Original umgezogen – fast so als wären sie „mit Sprühkleber fixiert worden oder ein 3D-Druckerzeugnis eines Beamtenstandardarbeitsplatzes“, mutmaßte der Bär. Auch hatte der Fastenprediger für den Meitinger Rathauschef ein Präsent dabei: einen Anzapf-Schlegel der Lechtal-Schützen zum Anstecken. Dieser wurde Higl für seine unzählbaren Versuche des Bieranstichs auf der MEGA, der Meitinger Gewerbeschau, verliehen, was nun auch bedeutet: Falls der Rathauschef einmal beim Anzapfen ohne Anstecker auftaucht, geht das Fass auf seine Rechnung.
Mit ein paar Seitenhieben in Richtung Georg Winter, der bis 2023 Mitglied des Bayerischen Landtags war, auf Claudia Riemensperger, die zweite Bürgermeisterin der Marktgemeinde, und die Frauenuni-on sowie deren Idee, einen Flohmarkt für Curvy-Kleidung ausgerechnet in Herbertshofen zu veranstalten, fokussierte sich der Bär auf die Heimat der Lechtalschützen: auf den Meitinger Ortsteil Herbertshofen. Ein Teil des Maibaums – samt einem Rindenkringel – nahm Max Böldt stellvertretend für seinen Vater entgegen. Und während Max Böldt für Junggesellenabschied und Hochzeit im vergan-genen Jahr Lob bekam, berichtete der Meitinger Bär kopfschüttelnd von der Aktion von Martin Böldt, mit dem Pkw ins Hochwasser zu fahren. Und so endete das Starkbierfest sicherlich nicht mit der Re-de, in der der Meitinger Bär mit Geschichten vom Schützenausflug, vom Oktoberfest-Landesschießen und vom Weihnachtsschießen bereits vermuten ließ, dass auch das Starkbierfest noch bis in die frühen Morgenstunden feucht-fröhlich dauern könnte.
Bürgerreporter:in:Steffi Brand aus Meitingen |
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