Gedicht: Veränderung mit Vierzig

Dieses Gedicht trägt durchaus biographische Züge. Ich war vor rund 20 Jahren das letzte Mal in einer Disko. Ich war gerade 40 geworden und dachte, mir läuft die Zeit davon. Lest mal selbst!

Veränderung mit Vierzig?

Da macht man sich `ne Freude,
tut keinem was zu Leide.
Da wird man auch noch angemacht,
statt begrüßt und angelacht.

Die jungen Mädchen glotzen schon.
Der DJ geht ans Mikrophon.
Er zeigt auf meinen Ranzen!
Dabei will ich nur tanzen.

Wie kommt der denn hier herein,
alter Sack und fettes Schwein!
He, Alter! Gib mal einen aus!
Verursach´ hier mal keine Staus!

Musik beginnt, der Bass der dröhnt,
vom Hörensagen stark verwöhnt,
bekomm ich leider nichts mehr mit,
jetzt bekomm ich einen Tritt!

Einer, Flasche in der Hand,
ist schon am Promillerand.
Fuchtelt wild so hin und her.
Mein Gott! Sind diese Tänze schwer.

Ich will nur noch weg von hier,
kauf´ mir an der Bar ein Bier.
Ich seh noch kurz den Türensteher,
getreten tut mein Bein mir weher.

Die Flasche wird mir weggerissen,
werd´ mein Bier jetzt wohl vermissen.
„Das seh´n wir hier als Waffe an!
Und Du bist ein alter Mann!“

Bevor ich mich noch wehren kann
steht hinter mir ein schwarzer Mann.
Und mit seiner Riesenkraft
er mich vor die Türe schafft.

„Das sag ich Dir, nicht nur für heute:
Disko gibt´s für alte Leute
dort drüben, neben Schlecker.
Da wohnt nämlich der Undertaker!“

Ohne Tanz und ohne Bier
ist es inzwischen 10 nach vier.
Ich geh nach Hause
brauch´ne Pause.

Trink noch ´nen Wein und dann ins Bett.
Von wegen: Alt und Fett und Alt und Fett . . .
Wenn ich nur ein Jahr jünger wär,
dann wär alles nicht so schwer!

Und leichter wär´s aus Jugendsicht:
Ein Kilo weniger Gewicht.
Weniger ist mehr, in diesen Stätten
muß ich die Erkenntnis retten.

Abnehmen ist doch schnell getan
und wie befriedige ich den Jugendwahn?
Dünn und jung und alte Sachen,
da werden meine Freunde lachen.

Ich bleibe so wie ich jetzt bin
Ob 40 oder 39,
eines weiß ich:
Das Leben geht so schnell dahin.

austrianer