Opferrolle? Täterrolle? Mitläufer-Rolle?
Mutmacher*innen für eine zukunftsorientierte Demokratie

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Mit dieser Frage brachte Zuschauer und Filmemacher Josef Pröll, eine emotionale Diskussion in Gang. Auslöser des lebendigen Gesprächs, war die Vorführung der Filmsequenzen aus dem Theaterstück „Sonntagskinder“ von Gerlind Reinshagen. Insgesamt sechsmal hatte die Theatergruppe „Dramalution“ von der Matrix (Jugendfreizeitstätte) im vergangenen Jahr das anspruchsvolle Bühnenwerk gezeigt. Mitwirkende vom Bündnis „Gespür fürs Wir“ waren als Zuschauerinnen fasziniert von der qualitätsvollen Leistung der agierenden Schauspieler*innen. Daraus entstand die Idee, das Theaterstück noch weiteren Menschen in Ausschnitten sehen zu lassen und auf Zelluloid zu bannen. Die Umsetzung einen Szenenfilm zu machen, erwies sich als überaus anspruchsvolles Unternehmen. Drei Stunden Theateraufführung so zusammenschneiden, dass ein nachvollziehbarer Film entsteht, dieses Kunststück gelang in Zusammenarbeit mit dem Team von Dramalution. Dank der professionellen Filmarbeit von Hans-Eckhard Diehl, der die gesamte Aufführung in der Matrix großartig aufgenommen hatte, konnte die Idee eines zusammengeschnittenen Filmes über „Sonntagskinder“ umgesetzt werden.
Die Uraufführung fand im Cineplex Kino Königsbrunn statt (Wir berichteten unter der Überschrift „Gespür fürs Wir“ holt junge Schauspieler ins Kino).
Als generationenübergreifend erwies sich an dem Abend nicht nur das Thema, sondern auch das Publikum. Zeitzeugen beziehungsweise Zeitzeuginnen waren ebenso anwesend, wie Zweit*zeuginnen. Diesen letztgenannten Begriff verwendete Moderatorin Antonia Wendl und wies auf die enorme Wichtigkeit dieser Personengruppe hin. Angewendet werden kann er auch, in Bezug auf die jungen Menschen der Theatergruppe. Vier der Darsteller*innen stellten sich zusammen mit den Regieführenden für das anschließend stattfindende Gespräch zur Verfügung. Offen, ehrlich und authentisch beantworteten die Podiumsgäste die vom Publikum gestellten Fragen. Beispielsweise wurden Szenen aus dem Film erklärt, wie sich die jungen Darsteller*innen auf das Stück vorbereitet haben. Mit Hakenkreuzfahnen als Requisiten marschierte eine Gruppe im Freien und sangen Lieder aus der damaligen Zeit. Solche Eintauchübungen seien für die Rollen im Stück genauso wichtig gewesen, wie die entsprechenden Uniformen zu tragen. In die Kindheit und Jugend des Dritten Reiches einzutauchen, war eine große Herausforderung, der sich die Schauspieler*innen erfolgreich mit Mut gestellt haben.
In der offenen Begegnung miteinander, zeigten die jungen Schauspieler*innen mit ihren reflektierten Antworten deutlich auf, dass sie sich mit Thematik intensiv auseinandergesetzt haben. „Habe ich als schwerstbehinderter ehemaliger Soldat im Rollstuhl überhaupt eine Lebensberechtigung in der Nazizeit?“ Diese höchst interessante Frage stellte sich der Darsteller des Nolle (Thomas Berchtold), auf die Frage von Josef Pröll. Völlig neue Blickwinkel entstanden in der Gesprächsrunde. Ebenfalls völlig neu, nahm sich Darstellerin Nina Tuchscherer an diesem Abend wahr. Sie sagte anschließend: „Ich bekam eine Gänsehaut, als ich mich auf der Leinwand beim Fahnenschwenken sah“. Blickwinkel auf die Gegenwart und Zukunft richten, das will das Bündnis. Denn Demokratie ist niemals fertig - Wir können uns – dank unserer Vorstellungskraft – mögliche Welten vorstellen und auf diese hinarbeiten. Wir brauchen mehr Geschichten vom guten Leben und zukunftsorientierter Demokratie. “, wie Petra Fischer in ihrer Schlussrede betonte.

Bürgerreporter:in:

Petra Fischer aus Königsbrunn

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