Rotes Kreuz im Kindergarten Wackelzahn, Oxenbronn
Kleine Ersthelfer ganz groß

Foto: Ramona Nahirni-Vogg
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"Hast du schon mal geholfen?", fragt Nadine Holzbock, Ausbilderin "Bayerisches Rotes Kreuz", Kreisverband Günzburg. Sofort strecken sich acht kleine Hände in die Höhe und beginnen zur erzählen.  Von Schnittwunde bis Treppensturz, gibt es immer wieder kleinere Verletzungen und Vorfälle im Alltag. Manchmal gibt es auch dramatische Erlebnisse und dann ist es noch wichtiger, das Richtige zu tun. Doch wie reagiert man richtig? Judith Rüßmann, Kindergartenleitung des Kindergarten "Wackelzahn" in Oxenbronn, hat deshalb eine Expertin zum Thema "Erste Hilfe" für ihre Vorschulgruppe eingeladen.

Nadine Holzbock wurde von den acht Vorschülern mit einem fröhlichen Begrüßungslied empfangen und die Gruppe legte nach der Eingangsfrage direkt los: Sie erzählten von Stürzen auf dem Spielplatz, von Fahrrad-Unfällen, aufgeschürften Knien, kleineren Schnittwunden und Verbrühungen, die sie entweder am eigenen Leib erlebt oder bei einer nahestehenden Person beobachtet haben. Alle Kinder waren sich einig, dass man in so einem Fall schnell helfen muss.

Von Fall zu Fall

Um den Kindern ein Gefühl zu vermitteln, welche Maßnahme in welcher Situation angemessen ist, lud Nadine Holzbock die Kinder auf einen Spielteppich ein. Dort fanden sie in einem Wimmelbild verschiedene Unfallsituationen und berieten sich gemeinsam, was nun zu tun wäre. Die Ausbilderin begleitete die Ideen und fasste lobend zusammen: "Ihr habt es richtig erkannt: Wir versuchen immer die verletzte Person zu trösten und holen dann sofort Hilfe." 

"Wenn die Verletzung klein ist, kann man die Wunde nun mit einem Pflaster oder Verband versorgen", führt sie fort. Ganz wichtig: Die Wunde darf nicht mit Wasser ausgewaschen werden. Denn dann würde man Bakterien tiefer in die Wunde spülen und Entzündungen begünstigen. Selbstverständlich darf die Wunde aus diesem Grund und zum Selbstschutz auch nicht berührt werden. Auf Salben oder andere Hausmittel sollte ebenfalls verzichtet werden, da man als Erstversorger nicht abschätzen kann, ob bei dem Verletzten eventuell eine Unverträglichkeit vorliegt.

Wie man ein solches Pflaster anlegt, erfahren die Kinder im Praxisteil: Sie dürfen sich mit Einmal-Handschuhen ausstatten und dann vorsichtig ein Pflaster an sich und einem Spielpartner anbringen. Dabei achten sie sorgfältig darauf,  die Wundauflage nicht zu berühren. 

Nadine Holzbock verrät den Kindern noch einen besonderen Trick für den perfekten Fingerverband, der auch die Fingerkuppe umschließt. Dazu schneidet sie ein Pflaster zurecht, das doppelt so lang ist, wie der verwundete Finger. Dann faltet sie das Stück in der Mitte und schneidet am Falz ein Dreieck ab. Wenn das Pflaster wieder aufgefaltet wird, ergibt sich so eine "Schmetterlingsform". Die schmale Stelle wird nun auf der Fingerkuppe platziert und durch die freien Ecken, kann man das Pflaster fest um den Finger kleben.

Richtig cool

Neben Schnittverletzungen und Schürfwunden können auch Insektenstiche trotz aller Vorsicht nicht vermieden werden. Die Kinder lernen den Unterschied zwischen Bienenstichen und Wespenstichen und wie sie darauf reagieren sollten: Bei Bienenstichen sollte nämlich der Stachel mit einer Pinzette vorsichtig gezogen werden. Wespen hingegen behalten ihren Stachel. In beiden Fällen gilt es dann, schnellstmöglich zu kühlen. Dies gilt generell für Schwellungen, Verbrennungen und Verbrühungen.

Wie es der Zufall will, konnten die Kleinen ihr Wissen just in diesem Moment anwenden: Ein Mädchen klagte über eine schmerzende Rufe von einem kürzlichen Fahrradsturz. Sofort besorgten die jungen Ersthelfer ein Kühlpad, das sie mit einem sauberen Tuch umwickelten und dem Mädchen zur Kühlung reichten. Das war richtig cool! Noch cooler fanden die Kinder dann aber die Kühlpackung, die Nadine Holzbock extra mitgebracht hat: Sie funktioniert über ein Granulat in einem Beutel, das schnell herunterkühlt, wenn man ein Flüssigkeitsplättchen im Inneren knickt und damit eine chemische Reaktion hervorruft. Diese Pads sind praktisch zu lagern und auch unterwegs sehr schnell einsatzbereit.

Golden eingehüllt

"Das Kind hier auf dem Teppich friert, seine Lippen sind ganz blau" - diese Szene wirft bei den Kindern viele Fragen auf. Was ist wohl passiert? Ist es in den Teich auf dem Bilderteppich gestürzt oder war es zu leicht bekleidet? Einig waren sie sich aber in einem Punkt sofort: Das Kind muss gewärmt werden. Am besten mit einer Decke oder vielleicht auch mit einem Kleidungsstück. Auch jetzt kann Nadine Holzbock für einen Überraschungsmoment sorgen. Aus einem unscheinbaren Beutel zaubert sie eine große Decke heraus. Eine Seite glänz metallisch golden und eine silberfarben. "Und diese dünne Folie soll wärmen?", fragen die Kinder skeptisch. Unter großem Gekicher folgt dann der Selbstversuch. Jedes Kind durfte sich einmal von seinen Freunden einwickeln lassen und als Höhepunkt spielte sogar Leiterin Judith Rüßmann eine erfrierende Person und durfte sich von ihren Schützlingen mit der wärmenden Decke versorgen lassen. Nach dieser Runde zweifelt niemand mehr an der "Zauberkraft" - die dünne Folie wärmt tatsächlich. Wichtig ist nur, dass die goldene Seite außen ist.

Stolze Ersthelfer

Zum Abschluss des Praxisteils durften die Kleinen noch erste Erfahrungen mit Verbänden und Mullbinden unter Anleitung der Expertin machen. Für die Kinder war der Kurs eine wunderbare Erfahrung. Im sicheren und positiven Umfeld der Kindergarteneinrichtung konnten sie alle Fragen stellen, von aufwühlenden Erlebnissen berichten und sind so vorbereitet sicher etwas entspannter, sollte wirklich einmal der Ernstfall eintreten. Damit sie sich an diesen Tag und das Gelernte auch lange erinnern, bekamen die stolzen Teilnehmenden zum Abschluss eine Urkunde überreicht.

Bürgerreporter:in:

PR Redaktion

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