"Ammes Haus" in Hatzfeld zum Verkauf
Ende oder Neuanfang

"Ammes Haus" mit Wirtschaftsgebäude am 05.05.2025
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Das Ende oder Neuanfang eines geschichtsträchtigen Hauses in Hatzfeld

Das „Ammes Haus“ in Hatzfeld, ein ehrwürdiges Fachwerkgebäude aus dem Jahr 1769, steht vor einem bedeutenden Wendepunkt. Nach über 256 Jahren Geschichte, in denen es als Wohnhaus, Museum und Zeuge vergangenen Lebens diente, soll es nun im Jahr 2025 verkauft werden. Doch hinter den Mauern dieses Hauses verbirgt sich eine reiche Geschichte, die von Generationen geprägt wurde.

Im Jahr 1895 heiratete Wilhelmine Schmitt, geborene Bäumner, den Hatzfelder Schuhmacher Karl Schmitt III. Sie zog noch im gleichen Jahr in das Haus in der Mittelgasse 24 ein. Wilhelmine war eine besondere Frau – Hebamme von Beruf, tätig in Hatzfeld von 1895 bis 1944. Sie brachte unzählige Kinder zur Welt und war eine vertraute Figur in der Dorfgemeinschaft. Bis 1961 lebte sie in diesem Haus, das für sie mehr als nur ein Zuhause war – es war ein Ort des Lebens, der Hoffnung und der Gemeinschaft.

In den 1990er Jahren wurde das Gebäude in einen Museum umgewandelt, das die sozialgeschichtlichen Aspekte der Hatzfelder Vergangenheit dokumentierte. Das „Ammes Haus“ erzählte die Geschichten der Menschen, die hier lebten und arbeiteten, mit besonderem Fokus auf die Lebens- und Arbeitswelt der Frauen auf dem Lande. Es war ein liebevoll eingerichtetes Museum, das Besucher aus Nah und Fern anzog und einen Einblick in das Leben vergangener Zeiten bot.
Hierzu gabt es eine Museumsschrift aus dem Jahr 1996 von Manfred Kiesant „Im Dienst der Mütter“ Aus dem Leben der Hatzfelder Wilhelmine Schmitt.

Doch die Zeiten ändern sich. Ab 2008 gingen die Besucherzahlen deutlich zurück, und bis 2013 war das Museum kaum noch besucht. Der Zustand des Hauses verschlechterte sich, die Sanierungskosten waren unübersichtlich, und die Haushaltslage der Stadt Hatzfeld ließ Investitionen kaum zu. Die Stadt hat sich zu einem Verkauf des Hauses entschieden und steht seit 2025 zum Verkauf.

Trotzdem birgt das Ammes Haus großes Potenzial. Das Gebäude, das zusammen mit der Scheune verkauft wird, bietet vielseitige Möglichkeiten zur individuellen Gestaltung. Für Denkmalschutzauflagen gibt es Fördermittel, die eine Sanierung erleichtern könnten. Das angrenzende Wirtschaftsgebäude ist in einem besseren Zustand und kann als Garage, Lagerraum oder sogar als kreativer Raum genutzt werden.

Der Verkauf dieses Hauses markiert den Abschluss einer Ära, aber auch den Anfang eines Neuanfangs. Es liegt an neuen Eigentümern, die Geschichte dieses Hauses weiterzuschreiben. Vielleicht wird es wieder ein lebendiges Haus, das die Vergangenheit ehrt und gleichzeitig neue Geschichten schafft. Mit viel Liebe und Engagement könnte das Ammes Haus wieder zu einem Ort werden, der die Geschichte Hatzfelds lebendig hält – sei es durch eine kulturelle Nutzung, ein kleines Café, eine Galerie oder eine soziale Initiative.

Das Inschrift an der Hauswand erinnert an das Vertrauen in Gottes Hülfe und den Segen, der über diesem Ort lag:
„Wer den Herrn fürchtet dem wirds wohl gehen und wanner Trosts bedarff wird er gesegentt sein.“ Möge dieser Segen auch den neuen Besitzern und zukünftigen Nutzern Glück und Erfolg bringen – denn in jedem Ende liegt immer auch ein Neuanfang.

Die gesammte Inschrift:
"Wer den Herrn fürchtet dem wirds wohl gehen und wanner Trosts bedarff wird er gesegentt sein, Sirach im 1. Capitel im 18. Vers. Dieser Bau ist erbaut durch Gottes Hülfe von Johann Georg Irle und dessen Eheweib Anna Gertrauth. Der Zimmermeister ist gewesen Johann Heinrich Zoll den 16ten August Anno 1769".

Bürgerreporter:in:

Rainer Mengel aus Hatzfeld (Eder)

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1 Kommentar

Bürgerreporter:in
Nelia G
am 05.05.2025 um 10:49

Auch von mir gute Wünschen für's Weitergehen und einen Neuanfang!