Neues vom alten Conti-Gelände

Industrie-Romanik pur.
87Bilder

Über das stillgelegte Conti-Gelände in Hannover/Limmer habe ich bereits zweimal und auch ausführlicher berichtet: „Das alte Conti-Gelände in Limmer“ und „Graffiti-Kunst am Conti-Gelände“. Da die Berichte mit vielen Fotos auf ein breiteres Interesse stoßen, möchte ich an dieser Stelle Bilder zeigen, die ich bisher noch nicht veröffentlicht habe und die die Industriebrache zeigen, wie sie bis etwa 2009 ausgesehen hat. Aber auch viele neue Fotos, die erst kürzlich (Frühjahr 2012) in den letzten Ruinen entstanden sind, denn natürlich gibt es immer Neues zu entdecken. Auch wenn keine neuen Gebäude entstehen, sondern es im Gegenteil immer weniger werden. Aber durch die Abbrucharbeiten gibt es Veränderungen, und es werden natürlich immer wieder neue sehenswerte Graffitis an die Wände gesprüht. Deswegen wird es auf diesem Gelände mit seinem morbiden Scharm auch beim zigsten Besuch nie langweilig. Und erst recht dann nicht, wenn man als Hobby-Fotograf unterwegs ist, gibt es doch Motive ohne Ende. Ob eingeschlagene Fensterscheiben, rotes Mauerwerk, Licht- und Schattenspiele, Chaos und Gerümpel, farbenprächtige Graffitis oder die eindrucksvollen Aussichten von einer Dachterrasse oder sogar dem Wasserturm über die Dächer Hannovers und noch darüber hinaus. Das alles und noch viel mehr hat seine unwiderstehlichen Reize, die es gilt im Bild festzuhalten, bevor sie für immer verschwunden sind.

Etwa 90 Prozent der Industriegebäude und –hallen wurden bereits abgerissen, wobei die Grundmauern einiger Gebäude im Untergrund belassen wurden. Der durch die Gummiproduktion mit Schadstoffen belastete Schutt und Boden wurde abgekarrt. Darüber wurde eine Sandschicht von im Durchschnitt zweieinhalb Meter Höhe aufgeschichtet, teilweise ist sie bis vier Meter stark und erhöht so das Gelände. Darüber soll im Anschluss eine Schicht aus 30 Zentimeter hohem Mutterboden aufgetragen werden.
Doch noch stehen die zwei letzten Gebäude am Stichkanal, der zum Lindener Hafen führt. Eigentlich stehen sie unter Denkmalschutz. Doch Messungen ergaben, dass auch sie mit Giften aus der Gummiproduktion zu stark kontaminiert sind, und dass sie deswegen nicht erhalten bleiben können, so schade es auch ist. Die Gesundheit von Menschen, die sich auf Dauer darin aufhalten würden, wäre gefährdet. So müssen auch diese Gebäudetrakte demnächst weichen, die so charakteristisch für die Conti sind. Nur der zum Wasserturm umgebaute Schornstein wird erhalten bleiben. Und zumindest das ist ein kleiner Trost. Er war das Wahrzeichen des Conti-Geländes, und er wird in Zukunft das Wahrzeichen der neuen Wasserstadt sein, mit deren Bau demnächst, wenn auch noch die beiden letzten Gebäude verschwunden sind, begonnen werden kann. Vielleicht könnte der Wasserturm ja zum Aussichtsturm umfunktioniert werden. Im Ruhrgebiet gibt es viele Beispiele, wo aus alten Industrieruinen attraktive Ausflugziele gemacht wurden. Ein solches würde Hannover bereichern.

Dezember 2019: Die beiden Gebäude am Stichkanal zum Lindener Hafen werden aus Denkmalschutzgründen nun doch erhalten bleiben. Sie müssen grundlegend saniert werden.

Siehe auch:

Das alte Conti-Gelände in Limmer Graffit-Kunst am Conti-Gelände

Der Conti-Turm der zukünftigen Wasserstadt Limmer erstrahlt in neuem Glanz - doch davor hatte er seinen morbiden Charme

Bürgerreporter:in:

Kurt Wolter aus Hannover-Bemerode-Kirchrode-Wülferode

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5 Kommentare

Bürgerreporter:in
Heinrich E. aus Hannover-Badenstedt
am 12.10.2012 um 12:52

Es gibt noch mehr Dokumentationen über die Conti. Zum Beispiel bei dem Forum Schatzsucher.de wurde der Abriss von Anfang an von einigen " Schatzsuchern" mit sehr vielen Aufnahmen festgehalten. Bei You Tube sind sämtliche Sprengungen der Gebäude festgehalten.

Bürgerreporter:in
dein vater aus Hannover-Mitte
am 23.04.2013 um 02:49

wie steht es um die letzten Gebäude? stehen sie noch und lohnt es sich noch einen Blick reinzuwerfen?? mfg:)

Bürgerreporter:in
Kurt Wolter aus Hannover-Bemerode-Kirchrode-Wülferode
am 25.04.2013 um 21:24

Auch wenn es inzwischen ziemlich trist geworden ist und die zwei, drei letzten Gebäude mit den herausgebrochenen Fenstern völlig kahl sind, so lohnt es an einem Sonntag doch noch, sich die weitläufigen Räume anzugucken oder mal auf die Dachterasse hinaufzusteigen. Natürlich ist es kein Vergleich mehr mit dem was einmal war. Wer es allerdings noch nicht in Natura gesehen hat, für denjenigen ist es immer interessant.