Franz Richter:" Dori ist eine der wenigen Profis"- Mit Mark Atkins eine EP aufgenommen

Dori mit Elton | Foto: Privat
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-------------Ein Bericht von Doris Neff und Thomas Rank--------------

Das Didgeridoo erfreut sich einer immer grösseren Beliebtheit. Vor 30 Jahren gab es in Deutschland weder Lehrer noch eine Szene für dieses Instrument. Heute spielen in Deutschland mehr Leute Didgeridoo als auf dem Kontinent Australien.

Seit zwei Jahren gibt es auch im Augsburger Raum eines der größten Didgeridoo Festivals in Deutschland. Franz Richter, der Organisator des internationalen Festivals ist Didgeridoo Bauer, spielt dieses Instrument selbst, und gibt viele Kurse im Augsburger und Günzburger Raum.
Es macht ihm grosse Freude, mit seiner Frau und der Familie dieses Festival zu organisieren und Didgeridoo- Spielern aus Europa eine Plattform in der Szene zu ermöglichen.
Einige Spieler, die das Festival mit Richters in Dasing im vergangenen Jahr rockten, waren auch dieses Jahr wieder mit vollem Einsatz dabei.
In Australien ist es eher selten, daß Frauen Didgeridoo spielen, aber auch in Europa gibt es nicht viele Frauen, die dies Professionell betreiben.
"Eine der wenigen Profis", wie auch Franz Richter beim Telefoninterview bestäigt, ist die Schweizerin Doris Neff (Dori). Bei ihr ging die berufliche Laufbahn in eine ganz andere Richtung
Doris Neff, eine gelernte Köchin und Hotelfachfrau verliebte sich vor gut 10 Jahren in den Klang des Didgeridoos und entdeckte eine neue Welt, die sei nicht mehr losliess.
2003 lernte sie am Schweizer Didgeridoo Festival ihren Partner GöG kennen. Die Gründung des ersten internationalen Didgeridoo- Duos war beschlossen und gab dem musikalischen Weg die entscheidende Richtung .
An den ersten internationalen Auftritt 2004 kann sie sich noch sehr gut erinnern.... Das war in Devon (Südengland) die Bühne hatte mitgezittert....

Weitere Auftritte in England, Schottland, Italien, Österreich, Schweiz, Deutschland, und Australien folgten. Und so verschwand auch allmählich das ätzende Lampenfieber und verwandelte
sich in reine Vorfreude.
Dori war die erste Frau, die am Internationalen Didgeridoo- Festival in Australien... " Didgefest Australia" bei Melbourne auftrat, was für einige Diskussionen sorgte. In Australien kursieren hartnäckige Gerüchte, dass es respektlos sei, wenn Frauen Didgeridoo spielen.

Es ist zwar selten, dass Aboriginal Frauen Didgeridoo spielen, aber nach Aboriginal Gesetz grundsätzlich nicht verboten. Die allermeisten traditionellen Spieler im Norden Australiens bilden weisse Frauen selbst in ihrer traditionellen ureigenen Spieltechnik aus.

Nur im Norden Australiens wird seit tausenden von Jahren Didgeridoo gespielt und eine echte Didgeridoo Tradition gelebt. 1970 wurde das Didgeridoo als Nationales Kulturobjekt- und als Geldquelle entdeckt und von der Regierung als Nationales australisches Instrument deklariert und fortan massiv vermarktet. An der Ostküste, im Zentrum und den anderen Regionen Australiens benutzt man das Nordaustralische Zeremonieninstrument seither als nationales Souvenir und schmückt es mit kitschigen Mustern und den dazu erfundenen Märchen für die Touristen.

Es ist erstaunlich, dass die „Hüter der Touristen- Tradition“, die die echten Meister im Norden weder um Erlaubnis noch um Spieltipps gebeten hatten, deshalb auch keinen einzigen Ton traditionell spielen können, aber selber ein grosses Problem damit haben, wenn Frauen (gut) Didgeridoo spielen. So kam es auch während des Auftritts auf einer Messe in Stuttgart zu einem bizarren Erlebnis. Dori und GöG waren von der australischen Regierung für das Rahmenprogramm engagiert worden. Ursprünglich sollten sie sich die Bühne abwechselnd mit einer Aboriginal Gruppe aus Brisbane teilen.
In Brisbane wurde bis vor 30 Jahren gar nicht Didgeridioo gespielt, es gab in dieser Region weder Didgeridoo- spielende Clans noch eine Didgeridoo Kultur. Diese Aboriginal Tanzgruppe, die mit der Didgeridoo spielenden Kultur also nichts zu tun hat und spielen wie Weisse, hatten ein grosses Problem mit Dori`s Kompetenz. Der Manager dieser Tanzgruppe hatte Dori nach dem ersten Auftritt verboten, in Anwesenheit seiner Tanzgruppe ihr Instrument zu spielen und ihren Beruf auszuüben...Es wurde ihr auch verboten, ihr eigenes Instrument in der Tasche weg zu tragen. Erst dachte sie, es sei ein Scherz, das Lachen verging ihr aber schnell als der Manager meinte, dass seine Jungs, (die nach der Show mit Handys und Jeans auftauchten und mit ihrer Kulturlüge ordentlich kassieren) soo spirituell seien, dass es sie krank mache, wenn sie eine Frau sehen, die ein Didgeridoo berührt, weil das in ihrem Klan verboten und respektlos sei. Da die australische Regierung seit Jahren mit dieser Gruppe arbeitet und offensichtlich kein Interesse an der Verbreitung von Fakten hat, blieb ihnen nichts anderes übrig als die Situation zu akzeptieren zu schlucken... Die echten Meister im Norden haben hingegen kein Problem mit Frauen, die Musik machen, da wirklich traditionelle Spieler sofort hören, dass es Dori um Musik und nicht um das kopieren von ihren heiligen Liedern geht. Für die echten Meister sind nicht musizierende Frauen respektlos oder ein Problem, sondern eher Kulturdiebe, die Eine ihre Tradition parodieren, ihr Geld mit lügen verdienen und sich nicht einmal die Mühe machen und fragen, wie man das Ding richtig im Sinne des Erfinders spielt.

Eine passende Antwort zu diesem Thema und ein absolutes Highlight für Dori in diesem Jahr waren die gemeinsamen Aufnahmen für eine EP- Produktion mit dem weltbekannten Aboriginal- Didgeridoo- Meister Mark Atkins, der unter Anderem mit Ravi Shankar, Peter Gabriel, und Philip Glass zusammen gearbeitet hat. In einem Interview erklärt die Künstlerin, dass es 2 Jahre gedauert hat, diesen Künstler für Aufnahmen ins Boot zu holen. Die über die Jahre aufgebaute Freundschaft sowie ihr Engagement für die Didgeridoo- spielenden Clans im Norden Australiens haben ihn auch zu diesem Schritt bewogen. Es gibt nur wenige Spieler weltweit, die Mark Atkins Didgeridoo- technisch das Wasser reichen können und seinen musikalischen Ansprüchen genügen. Um so Intensiver nahm Dori die gemeine Zeit und die Aufnahmen war." Mit Mark zu improvisieren ist ist wie spielen auf einem neuen Spielplatz und erinnert mich an guten Sex......im Einklang mit jeder Zelle - Einfach unbeschreiblich, befriedigend und schön!

Die speziell entwickelte Atemtechnik macht es möglich, unendlich viele Rhythmus Kombinationen auf den Punkt zu spielen, reproduzierbare Liedstrukturen aufzubauen und sinnvoll in andere Musikrichtungen zu integrieren.
Dori ist Klickfest, improvisationsfähig, und kann sich so mühelos und sinnvoll in andere Musik integrieren und mit dem „ Groove des Eukas“ verschiedene Stilrichtungen von Weltmusik bis Jazz begeistern.

Die Künstlerin, die neben dem Didgeridoo auch diverse Perkussionsinstumente, Tuba, und Bass spielt, ist stetig auf der Suche nach neuen musikalischen Herausforderungen und Klangkombinationen. "Es ist wunderbar, sich mit dem Instrument gemeinsam zu entfalten und mit uralten Klängen neue Musik zu erschaffen, die Menschen aus allen Schichten berührt."

Bürgerreporter:in:

Thomas Rank aus Günzburg

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