Ernst Prost:“ Ich habe 502 Kolleginnen und Kollegen“ -Ein Interview mit dem Liqui Moly Chef und Leipheimer Schlossbesitzer

Ernst Prost im Interview ( rehts) mit Sohn Benjamin
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Myheimat:
Sie plädieren für die Wiedereinführung der Vermögenssteuer. Was bewegt sie als Unternehmer dafür zu plädieren?

Ernst Prost: Weil der Staat im sozialen Bereich nicht mehr handlungsfähig ist. Es kann nicht mehr so weitergehen, alles nur über neue Schulden zu finanzieren. Die Schere der zwischen Arm und Reich geht weiter auseinander. Der Staat muss gegensteuern! Deshalb plädiere für eine Vermögenssteuer, für einen Spitzensteuersatz für große Vermögen und die Kapitalertragssteuer muss verdoppelt werden. Den Reichen tun diese Maßnahmen nicht weh, und den Armen tut es gut.

Myheimat: Sie sind gelernter KFZ Mechaniker. Wie kam es, dass sie das Unternehmen „ LIQUI MOLY übernommen haben?

Ernst Prost:
Zufall, Glück , Fleiß, Bestimmung, Ehrgeiz

Myheimat: Wie viel Mitarbeiter hat ihr Unternehmen?

Ernst Prost: 502 Kolleginnen und Kollegen stehen in Lohn und Brot. Im Übrigen sind es Mitunternehmer, keine Mitarbeiter.

Myheimat: Sie nennen ihre Mitarbeiter Mitunternehmer. Das ist für einen Chef sehr ungewöhnlich. Was ist der Grund?

Ernst Prost :
Früher hat es Sklaven gegeben, dann Menschen, die Frondienste leisten mussten. Auf der einen Seite standen und stehen die Besitzenden, auf der anderen, die, die nichts haben. Der Mitunternehmergedanke ist eine konsequente Weiterentwicklung: Ohne diejenigen, die dem Unternehmer ihre Arbeitsleistung anbieten, kann der Unternehmer selbst nichts erreichen. Er ist auf sie angewiesen. Natürlich auch umgekehrt. Oder vereinfacht ausgedrückt: Wir sitzen alle in einem Boot. Meiner Meinung nach ist auch der Ausdruck Arbeitgeber, Arbeitnehmer falsch. Meine Mitunternehmer sind Leistungsgeber und ich der Leistungsnehmer. Unser Grundsatz ist das (abgebildete) Dreieck. Wir tun was und mischen uns ein. Wir dienen dem Gemeinwohl, indem wir unsere Steuern in Deutschland zahlen.

Myheimat: Arbeitgeberpräsident Hundt warnt vor höheren Unternehmenssteuern. Sie haben in einer Talkshow gesagt. Steuerzahlen sei sexy. Können sie das begründen?

Ernst Prost: Was der Arbeitgeberpräsident hier sagt, kann man nur als Propaganda aus dem Arbeitgeberlager titulieren. Der Staat benötigt die Steuern und es gibt Menschen, die mehr abgeben können, ohne dass es sie besonders schmerzt. Allerdings muss der Staat mit diesen Geldern verantwortungsvoller haushalten.

Myheimat: Sie haben das Leipheimer Schloss gekauft und es für 2 Millionen € saniert. Was war die Motivation?

Ernst Prost: Ich habe das Schloss aus jugendlichem Leichtsinn und aus Spaß gekauft. Es hat viel Freude bereitet, in den zwei Jahren der Sanierung mit den Handwerkern zusammenzuarbeiten.

Myheimat: Sie hatten in einem Interview erwähnt, dass sie lieber das Leipheimer Schloss verkaufen würden als auch nur einen Mitarbeiter aus Ihrem Unternehmen zu entlassen. Stehen sie zu diesem Satz heute noch?

Ernst Prost: Ich habe als Geschäftsführer erkannt - und ich kenne fast alle 502 Fälle in der Firma - dass jeder Mitunternehmer sein eigenes Schicksal hat. Miete, Zahlungsverpflichtungen etc. Für mich zählen keine materiellen Werte wie das Schloss. Der Job ist wichtiger. Ich möchte nie so werden, dass ich nur an materiellen Werten interessiert bin und so in schlechten Zeiten oder um des Gewinns wegen Mitunternehmer auf die Straße zu setzen. Sollten die wirtschaftlichen Zwänge es erfordern, wäre ich dazu bereit eher das Schloss zu verkaufen, als einem Mitunternehmer die Kündigung in die Hand zu drücken.

Myheimat: Würden sie das Schloss heute immer noch kaufen?

Ernst Prost: Ja. Ich fühle mich immer noch in einem jugendlichen Alter. Ich bräuchte es nicht für mein Ego. Wenn ich einmal das Schloss mit seinen 150 Treppen nicht mehr nutzen kann, so hat das Schloss weiterhin einen Nutzen für die Gemeinde und die Gesellschaft als wertvolles Kulturgut.

Myheimat: Vielen Dank für das Interview

Vielen Dank an dieser Stelle Herrn Ernst Prost und seiner Assistentin, die uns bei der Zusammenstellung der Berichte unterstützt haben und uns exklusive Bilder zur Verfügung stellten.

Bürgerreporter:in:

Thomas Rank aus Günzburg

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