Wenn viele am gleichen Strick ziehen, läßt sich Großes erreichen

Historischer Prospekt mit neuem Innenleben: Die Wech-Orgel von St. Martin, Batzenhofen
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  • Historischer Prospekt mit neuem Innenleben: Die Wech-Orgel von St. Martin, Batzenhofen
  • hochgeladen von Franz X. Köhler

Orgeleinweihung in St. Martin, Batzenhofen am So. 20.10.19 um 9:30 Uhr

Vor 12 Jahren war es noch die Idee eines Einzelnen, doch im Lauf der Jahre fanden sich mehr als 100 Gleichgesinnte, die dem Förderverein "Orgelfreunde St. Martin der Pfarrei Batzenhofen" beitraten und viele weitere, die zwar nicht Vereinsmitglieder sind, aber zu Spenden, Benefizaktionen und freiwilligen Helferstunden bereit waren.
Begonnen hatte alles im Jahr 1986, als der damalige Diözesanmusikdirektor im Auftrag von Pater Dominikus Kirchmair OP die Batzenhofener Schwarzbauer-Orgel begutachtet hatte und seinen Bericht mit den Worten "Wegen der genannten grundsätzlichen Mängel sollten Sie in das Instrument nichts mehr investieren, sondern die Anschaffung einer neuen, dem Raum angemessenen Orgel ins Auge fassen" beendet hatte. Mangels Kapital mußte die Orgel jedoch noch über 30 weitere Jahre mühsam am Leben gehalten werden, wobei sich deren "Gesundheitszustand" stetig verschlechterte.
Dies führte im Juli 2008 auf Initiative von Franz X. Köhler dann zur Gründung des Orgelvereins. Vorausgegangen waren Gespräche mit dem damaligen Pfarrer Josef Walser, sowie Kirchenverwaltung und Pfarrgemeinderat, die sich nach anfänglichen Bedenken geschlossen hinter das Vorhaben stellten.
Der Pfarrgemeinde St. Martin, Batzenhofen gehören auch die Nachbargemeinden Edenbergen mit Gailenbach und Rettenbergen mit Peterhof an, insgesamt etwa 1.700 Einwohner, von denen jedoch nicht alle katholisch sind.
Aufgrund der großen Spendenbereitschaft der Gemeindemitglieder verfügte der Orgelverein im Jahr 2017 bereits über gut 150.000 Euro. Auch von auswärtigen Gemeinden gingen Spenden ein. Bei der Kirchenverwaltung kamen ebenfalls zahlreiche zweckgebundene Spenden zur Orgelerneuerung an, so daß etwa 80 % des nötigen Kapitals vorhanden war. Die Kirchensanierung machte im November 2017 den Abbau der Orgel nötig.
Schon 2013 hatte sich Pater Stefan Kling O Praem. auf Bitte der Orgelfreunde als Planer für die Orgel zur Verfügung gestellt und im Team mit Herrn Pater Siegfried Hutt SAC, den Organisten, der Kirchenverwaltung und der Vorstandschaft der Orgelfreunde die Disposition der neuen Orgel ausgearbeitet und die Ausschreibung vorbereitet.
Aufgrund des Spendenvolumens und der vorbereiteten Ausschreibung konnte der Auftrag für den Neubau zeitnah vergeben werden. Abbau und Neubau erfolgte durch Orgelbau Wech, Buchloe.
Der Aufbau der neuen Orgel begann Mitte Juli 2019 und kam Ende September zum Abschluß.
Bei der Einweihungsfeier wird Pater Kling die Messe und Predigt halten, bei der die Orgel gesegnet wird. Als Organist konnte Marius Herb aus Hirblingen, der Gewinner des ersten Preises beim Internationalen Orgelwettbewerb Wuppertal 2019 gewonnen werden. Ihm wird das Instrument auch künftig als Übungsobjekt dienen.
Mit der neuen Orgel von St. Martin wird eine lange Tradition fortgesetzt, die bis in das frühe 18. Jahrhundert zurückreicht. Bereits aus dieser Zeit wird von einer ersten Orgel in Batzenhofen berichtet. Beim jetzigen Orgelneubau wurde der genau vor 100 Jahren geschaffene und unter Denkmalschutz stehende neubarocke Orgelprospekt ebenso wiederverwendet wie die Balganlage auf dem Dachboden der Kirche. Der neue Spieltisch ist freistehend mit Blickrichtung zur Orgel.
Die Disposition (Zusammenstellung der Register und deren Verteilung auf die einzelnen Teilwerke) wurde so überlegt, dass das Instrument zunächst seine liturgischen Aufgaben (Begleitung von Gemeinde- und Chorgesang) erfüllen kann, darüber hinaus dem Organisten aber auch Möglichkeiten zur Hand gegeben werden, festliche Vor- und Nachspiele, meditative Zwischenspiele und konzertante Musik verschiedenster Epochen zu realisieren.
Der technische Bereich der Orgel wurde ausnahmslos in der seit Jahrhunderten bewährten mechanischen Bauweise angefertigt. Die rein mechanische Traktur (Verbindung der Tasten zu den Tonventilen unter den Pfeifen) gewährt eine auf Dauer zuverlässige Funktion und ermöglicht dem Organisten, durch seine Art zu spielen, direkten Einfluß auf die An- und Absprache der Pfeifen zu nehmen.
Die Dynamik der Pfeifen des zweiten Manuales (Schwellwerk) kann mittels eines Trittes vom Spieltisch aus abgeändert werden. Die dazu gehörigen Register stehen in einem geschlossenen Gehäuse, dessen Jalousien stufenlos geöffnet und geschlossen werden können. Diese Betätigung ist ebenso mechanisch konstruiert.
Das Pfeifenwerk besteht ausschließlich aus hochwertigen Zinn-Blei-Legierungen unterschiedlichster Zusammensetzung und ausgesuchten, luftgetrockneten, heimischen Hölzern (Ahorn, Fichte, Eiche). In der neuen Orgel befinden sich 954 Pfeifen, davon 46 aus Holz und 908 aus Metall. Von diesen wiederum sind 898 als Labiale (Lippenpfeifen) und 56 als Linguale (Zungenpfeifen) gebaut. Bei Labialpfeifen wird der Ton ähnlich wie bei einer Blockflöte durch die im Inneren der Pfeife schwingende Luftsäule erzeugt. Bei Zungenpfeifen hingegen entsteht der Ton durch ein schwingendes Metallplättchen. Die größte Pfeife der Orgel (Subbaß 16‘, C) mißt ca. 2.40 Meter, die kleinste Pfeife (Terz 1 3/5’, g’’’) hat eine Körperlänge von ca. 1 Zentimeter.
Im gesamten Orgelwerk finden sich ausschließlich heimische Hölzer wieder, die ein optimales Verhalten gegenüber Klimaeinflüssen haben. Das Instrument wurde von Fa. Wech mit größtmöglicher handwerklicher Sorgfalt in über 4.000 Arbeitsstunden geplant, gebaut und intoniert und hat folgende Disposition:
I. Manual
Hauptwerk C - g3
1. Principal 8’
2. Rohrflöte 8’
3. Gamba 8’ C-H mit Rohrflöte
4. Octave 4’
5. Quinte 22/3’
6. Superoctav 2’
7. Terz 1 3/5’
8. Mixtur 11/3’

II. Manual
Schwellwerk C - g3
  9. Bourdon 8’
10. Salicional 8’
11. Vox celeste 8’ ab c0
12. Flöte 4’
13. Waldflöte 2’
14. Trompete 8'

Tremulant

Pedal C - f1
15. Subbaß 16’
16. Baßflöte 8’ (Transmission mit 9.)
17. Trompete 8’ (Transmission mit 14.)

Koppeln II/I I/Ped II/Ped Sub II/I Sub II/II

Interessierte finden weitere Informationen unter orgelfreunde.bplaced.net

Historischer Prospekt mit neuem Innenleben: Die Wech-Orgel von St. Martin, Batzenhofen
Das Schild aus dem Jahre 1854 berichtet von einer 130 Jahre alten Vorgängerorgel
Bürgerreporter:in:

Franz X. Köhler aus Gersthofen

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