Ein Papst der Barmherzigkeit
Franziskus und die Hoffnung, die bleibt

- Papst Franziskus ganz nah. Nach einer Messe auf dem Petersplatz.
- hochgeladen von Kath. Stadtpfarrei St. Jakob
Einen sehr dichten, emotionalen Gottesdienst feierte die Friedberger Stadtpfarrei St. Jakob im Gedenken an den verstorbenen Papst Franziskus.
Die Messe war geprägt von den Themen, die Franziskus wichtig waren: Barmherzigkeit, Hoffnung, Frieden und ein offenes Herz für die Armen.
In seiner Predigt beschrieb Stadtpfarrer Pater Steffen Brühl Franziskus als Menschen mit Brüchen und einer tiefen Liebe für die Armen.
Ein Papst mit Brüchen – und mit Mut zur Demut
Jorge Mario Bergoglio war kein Mann der Perfektion, sondern einer der Menschlichkeit. Geboren am 17. Dezember 1936 in Buenos Aires als Sohn italienischer Einwanderer, trat er früh in die Gesellschaft Jesu ein. Als junger Provinzial der Jesuiten während der Militärdiktatur traf er Entscheidungen, die als Fehler an ihm haften blieben – insbesondere das schmerzliche Versäumnis, zwei Mitbrüder zu schützen, die sich für Arme und Unterdrückte engagierten.
Diese Schuld löste einige Diskussionen aus. Doch es kam zur Versöhnung – ein Zeichen echter Barmherzigkeit.
Sie schmähte ihn nicht, sondern verlieh ihm mehr Tiefe. Diese Erfahrung prägte den Grundton eines Pontifikats, das von Demut und der Kunst des Zuhörens bestimmt war.
Ein Name als Programm
Am 13. März 2013 wurde er zum 266. Bischof von Rom gewählt. Franziskus – diesen Namen hatte vor ihm kein Papst gewagt. Doch er tat es. In Anlehnung an den Heiligen aus Assisi verband er damit eine Botschaft: Eine Kirche, die einfach lebt, die für die Armen da ist, die Schöpfung achtet und Frieden sucht.
Er war der erste Papst aus Lateinamerika, der erste Jesuit auf dem Stuhl Petri. Doch noch bemerkenswerter war: Er war kein Dogmatiker, sondern ein Seelsorger. Seine Worte waren schlicht – und doch trugen sie Gewicht. Seine Gesten waren leise – und doch blieben sie haften.
Ein Segen für Friedberg – und ein Auftrag
Eine Begegnung ist mir bis heute besonders lebendig im Gedächtnis. Ich war noch nicht lange Stadtpfarrer in Friedberg, als ich die Einladung bekam, als einer der „Missionare der Barmherzigkeit“, die Papst Franziskus im Heiligen Jahr 2015 berufen hatte, an einer Audienz teilzunehmen. Der Ort war die ehrwürdige und beinahe einschüchternde Sala Regia im Vatikanischen Palast. Als ich an der Reihe war, nannte ich meinen Namen und fügte hinzu: „Friedberg in Bayern“ – der Papst lächelte, als er „Bayern“ hörte, und ich nutzte den Moment, um ihn um seinen Segen für unsere Stadt zu bitten.
Franziskus zögerte nicht, segnete Friedberg – und sagte leise: „Vergiss mir die Armen nicht.“
Ein Satz wie ein Brennglas. In ihm bündeln sich viele Ideen, Initiativen, Wege und Ausrichtungen für mich im sozialen Bereich. Bis heute.
Ein Papst, der Herzen erreichte – besonders die der Jugend
Ein zweites Erlebnis hat sich ebenso tief eingeprägt: Bei der internationalen Ministrantenwallfahrt nach Rom saßen wir mit unseren Friedberger Jugendlichen ganz in der Nähe des Altars auf dem Petersplatz. 50.000 junge Menschen – und mittendrin ein Papst, der nicht auf Distanz ging, sondern Nähe schenkte.
Was unsere Jugendlichen berührte, war nicht nur das, was er sagte – sondern wie er da war. Großväterlich. Offen. Voll Wärme.
Es war spürbar: Hier sprach keiner von oben herab, sondern einer, der Herzen öffnete. Und das mit wenigen, aber echten Worten.
Kirche im Aufbruch – mit offenen Türen
Franziskus sprach oft von einer „Kirche im Aufbruch“. Eine Kirche, die hinausgeht zu den Verwundeten, an die Ränder der Gesellschaft – und nicht in ihren eigenen Mauern Zuflucht sucht. Er verglich sie mit einem Feldlazarett, das heilt, was verwundet ist. Und nannte die Barmherzigkeit „die erste Tugend Gottes“.
Er war kein polternder Reformer, aber ein beständiger Mahner zur Umkehr. Seine Enzyklika Laudato si’ wurde zur prophetischen Stimme für die Schöpfung. Seine Kritik an Gier und Gleichgültigkeit war unmissverständlich. Und doch kam sie nie aus moralischer Überheblichkeit – sondern aus geistlicher Tiefe.
Hoffnung – mehr als ein Wort
Wie ein roter Faden zog sich ein Thema durch sein Pontifikat: die Hoffnung.
Er rief den Menschen zu: „Lasst euch die Hoffnung nicht rauben!“ Es klang fast flehend – und doch kämpferisch.
Für ihn war Hoffnung kein Trostpflaster, sondern eine Kraft:
Ein Nein zur Resignation. Ein Ja zur Veränderung. Ein Vertrauen darauf, dass Gott noch nicht am Ende ist mit uns. Dass Umkehr möglich ist. Gerechtigkeit möglich ist. Versöhnung möglich ist.
Frauen in Verantwortung – endlich sichtbar
Franziskus sprach nicht nur von der Bedeutung der Frauen in der Kirche – er handelte auch. Er berief die erste Frau mit Stimmrecht bei einer Bischofssynode. Er übertrug einer Frau die Leitung eines Dikasteriums und machte sie zur Vorgesetzten von Kardinälen. Er ernannte eine Frau zur Regierungschefin des Vatikanstaats.
Natürlich ist das noch nicht genug. Aber es sind wichtige Zeichen auf einem Weg der wirklichen Gleichberechtigung von Frau und Mann in unserer Kirche.
Ein Vermächtnis, das bleibt
Franziskus war nicht perfekt. Aber er war glaubwürdig. Einer, der seine Fehler kannte – und sie benannte. Einer, der nicht alles verändern konnte – aber vieles in ein neues Licht stellte. Einer, der uns zeigte: Kirche kann anders sein. Menschlicher. Geistlicher. Zugänglicher. Und vor allem: hoffnungsvoller.
Bürgerreporter:in:Kath. Stadtpfarrei St. Jakob aus Friedberg |
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