S´Schmuttertaler Perchtenspiel

die Schnabelpercht aus den Stauden, aus einem weissen und einem blauen Küchenhandtuch
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2.Januar abends in einer der Gasstätten in den Stauden – 2.Neujahrstag:

Die große Eingangstüre öffnet sich weitgehend unbemerkt von den kleinen Gruppen an Gästen, die sich schon wieder ein bißchen von den Folgen des Silvesterrausches kuriert heute abend bei diesem eisigen Wetter in die Wärme des Wirtshauses zusammen gefunden haben, um sich auch im weiteren Bekanntenkreis an den anderen Tischen alles Gute zum Neuen Jahr zu wünschen.

Die große Eingangstüre öffnet sich und zunächst weitgehend unbemerkt aber mit lautem Schnaufen und Prusten auf sich aufmerksam machend , drückt sich eine tief gebückte, in schwarze wallende Gewänder gehüllte Gestalt aus der Kälte draußen herein, den Schnee und den Nieselregen von sich laut stampfend abschüttelnd.

Nur wenige von den Gästen sind aufmerksam geworden. Aber obwohl die meisten, wie sie so gebückt vor Ihrem Bier sitzen , noch immer den Kopf tief zwischen den Schulterblättern hängen haben, gelingt es den anderen doch allmählich sie durch heftiges Rütteln am Oberarm auf die seltsame Gestalt an der Türe aufmerksam zu machen.

Die Dunkelgewandete trägt in den Händen zwei auffällige Gerätschaften. Einmal ist das eine überproportionierte riesengroße Schere, deren Funktion sie geräuschvoll an imaginären Luftpolstern vor sich aus probiert, um sie dann gekreuzt wie die Lanzen mittelalterlicher Torwächter direkt vor dem Eingang hin zu stellen –wie um zu sagen: Hier kommt keiner mehr unerlaubt raus.

Frau Perchta ist zum Winterende, zum Jahreswechsel gekommen, um nach dem Rechten zu schauen und für den nächsten Frühling den Weg zu bereiten.
Frau Perchta ist wie der römische Janus, der dem Januar seinen Namen gegeben hat, ein gar zwiespältiges und doppelgesichtiges Wesen. Bringt sie einmal mit Schnee, Eis und Kälte das Sterben in die Natur, so stellt sie heute abend am Jahreswechsel in der Zeit der Rauhnächte, der uralten Losnächte, in denen das Schicksal des kommenden Jahres entschieden wird, mit all ihrem mysteriösen Tun hier in den Stauden und im Alpengebiet letztlich nur die Weichen für ein glückliches und gutes Neues Jahr. Doch es eilt.
Sind die Dinge des alten Jahres nicht rechtzeitig und sauber ausgeräumt, kann der Frühling nicht kommen, findet das neue Glück in unseren Stuben keinen Platz.

Mit dem anderen Objekt, einem alten und stark verbrauchten langen Reisigbesen, der nur mehr wenige Reiser hat, macht sie sich also eilends an die Arbeit. Tief gebückt scheint sie in jede Ecke und jeden noch so versteckten Winkel hinein schnüffeln zu wollen. Wie sie so laut schnaufend und vor sich her murmelnd mit ihrem alten Besen heftig aus den Ecken fegt und eilig durch den Raum gleitet, meint man schon aus ihren vagen Äußerungen viel Tadel aber auch Lob heraus zu hören.

Zwischendurch bleibt sie nur mal für kurz stehen und läßt ihren weißen augenlosen Vogelschädel über die Anwesenden gleiten .
Mit krächzender Stimme zitiert die Vogelpercht den alten bekannten Reim:

"Kra, Kra, Kra! Habst a guat saubergmocht auf´s Jah´? Des Oide muß erscht no ois weg, damit au ´s Neue wieda wachsa ka´!"

Nach einem strengen Blick über die Anwesenden (wie des nur ohne Augen gehen soll?) gleitet sie gleich sofort wieder hinter ihrem Besen her durch den Raum, bedrängt auch die Anwesenden unter den Tischen mit dem Besen, fährt ihnen –vor allem den Frauen- gar ungalant zwischen die Beine. Das soll Fruchtbarkeit bringen oder die Frauen in der Nacht noch viel lieb reizender erscheinen lassen-(Wie und was Gnaus weiß ma da aber net).

Die verheirateten Frauen fragt sie dann auch immer wieder recht derb:
„War Doi Mo brav des Joahr oda sull i ihn mir mit nehma in moi dunkles Reich, wo moi Mutta und da mächtige Hades regieren.
Dann siagscht d´n aba nimma zu Lebzoitn.“
Und zum Mann sagt sie über die Schulter hinweg:
„Versprich ma, daß d´ au brav bleibscht im kummenden Jahr!“

Wie als ob sie daran sowieso gar nicht glauben könnte und als sei also die Antwort deshalb sowieso egal, wartet sie aber gar nicht erst lange darauf und ist schon wieder weiter mit dem Kehren unterwegs.
Alles geht so flugs und so hurtig, daß sie wohl noch nicht viel mehr als wenige Minuten im Raum war und sich alsbald auch wieder zur Türe hin fort bewegt.

Dort angekommen, klappt sie wieder die große Schere zusammen und klemmt sie sich unter den Arm, auch der Besen lehnt jetzt ruhig an Ihrer Schulter, während sie wie zu einer großen Rede ansetzend und für Ruhe sorgend den Arm erhebt und ihn flach gehalten im weiten Bogen durch die Luft über die Köpfe der sitzenden Menschen gleiten lässt.

Plötzlich jedoch scheint sie draußen vor der Gastwirtschaft etwas zu hören, das ihr Ansinnen vereitelt. Sie hebt lauschend die Hand an den Vogelschädel, dahin wo man die Ohren vermutet. Schellen sind´s und laute herbe Glocken, die draußen zu hören sind.
Noch einmal wendet sie sich an die Gäste:

„ Hurch, hurch, hurch, jetzt Loidl seid´s no mal alle ruich!
Meine Wiaschten kummen, um ois Böse ,alle Plagen und den Winter zu verjagen.
Viele Blumen und die Sunnen, bringen meine Schönen, bringen Euch die Jungen.“

Damit öffnet das dunkle Weib die Türe und herein geströmt kommen polternd, heulend und brummend die Teufel, Tiergeister und Dämonen der wilden Jagd, die mit wildem Hüpfen die umgehängten Ketten und Glockenketten zu ohrenbetäubendem Lärm erklingen lassen.

Mit ihnen herein gleiten zwei schön mit Blumen geschmückte Charaktere, die vor der Tischreihe der Gäste galant hüpfend hin und her paradieren und die fellgekleideten wilden Eindringlinge davon fernhalten wollen. In der Hand halten sie Pritschen aus langen bunten Stoffstreifen, mit denen sie nicht nur die grimmigen Winterdämonen fernhalten sondern auch vorsichtig tätschelnd und fast sanft streichelnd den sitzenden Gästen über Arme, Schultern und Beine gleiten.
Die wenigen Kinder, die um diese Zeit noch im Wirtshaus sein dürfen, hat man vorsorglich lieber in die hinteren Reihen, geschützt durch Erwachsene bugsiert, wo sie nun etwas überrascht, aber sonst ganz mutig dem wilden Treiben aus sicherer Entfernung zu sehen können.

Wie auf ein unsichtbares Zauberzeichen hin erstarren alle jetzt aber plötzlich in Ihrem lauten Treiben und bleiben wie angefroren mitten in ihrer Bewegung stehen:
Frau Percht hat sich noch einmal durch die wilde Horde hindurch bewegt und mit ihrer verborgenen Kraft alles wie im Tod ein gefroren. Weiterhin gebückt und dennoch breit auf gebaut erscheint sie vor den Tischen der Anwesenden:

„Glück sollt ihr haben diese ganze Jahr, das wünschen wir Euch.
Damit das Glück aber auch in Euren Geldbeutel ein kehren kann, müßt ihr auch dort erst mal Platz schaffen für die großen Scheine.
Also heraus mit der Börse und hinein mit den kleinen Münzen in diesen großen schwarzen Lederbeutel, den ich hier herum reiche“

Potzblitz wäre hätte denn da gedacht, daß sich die Perchta auch in so gut verständlichem Deutsch aus zu drücken weiß.

Unsere Mittelneufnacher Perchtengruppe ist mit Ihren alten traditionellen Holzmasken für Veranstaltungen auch zu buchen - "kosta duats nix".
"Aba da Geldboidl gkerat scho a wenga sauba gleert, damits Glück und die großa Schein au dan gnug Platz hennet"
Kontakt über webmaster@maskenmuseum.de oder www.maskenmuseum.de

Bürgerreporter:in:

Maskenmuseum Michael Stöhr aus Diedorf

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