Versprechen an den Jadekaiser: Eine Kultur des gegenseitigen Verstehens

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Als der große Herrscher im Himmel, der Jadekaiser, mit sich und allen Menschen jeder Rasse und Hautfarbe ein Band des Wissens und der Liebe schmieden wollte, bat er all die Sterne am Himmel ihren leuchtenden grünen Schein, ihren Ring aus Licht, auf die Erde zu schicken. Jeder Mensch sollte Anteil haben an diesem Versprechen und zum Zeichen der Verständigung untereinander den flachen Ring des Wissens tragen. Für seinen Sohn den großen Kaiser von China ließ er aber ein Totenkostüm anfertigen, das zu jedem Ring, den andere Menschen trügen, ein Gegenstück enthalten sollte. Und so wurde auf sein Verlangen das Totengewand des großen Hankaisers aus lauter durchbohrten Jadescheiben gefertigt, auf dass alle Menschen jeder Rasse und Nation mit Ihrem Versprechen durch den großen Kaiser auch im Tode vertreten wären. So wie aber jeder Mensch etwas Besonderes darstellt, so unterscheiden sich auch alle in sich vollkommenen Jadestücke, durch Farbenspiel und Muster.
Im Haus der Kulturen in Diedorf können wir unseren Besuchern aus Altfunden des legendären Landes Shangrilah im Himalaya ( Provinz Yunan) solche Jadedonuts anbieten.
Da aber die Menschen oft verlernt haben, im verständnisvollen Umgang mit anderen sich auch wieder selbst heraus zu finden, müssen unsere Besucher Ihren persönlichen Jadering selbst aus der Unordnung herauslösen.

Nun  wird aber auch eine andere Geschichte erzählt, die sich zu Lebzeiten des Jadekaisers zugetragen haben soll. Dieser soll seinem Gärtner aufgetragen haben, im Garten eine exakte Kopie seines Reiches im kleinen Format mit all den Flüssen, Seen, Bergen, Dörfern und Palästen so kunstvoll ein zu richten, dass man sich auch von dort aus mit all den Sorgen und Überlegungen der Untertanen in ihrem Gebiet besser hätte beschäftigen können. Da der Kaiser sich aber auch noch in der Nacht nicht von den Belangen seines Reiches trennen wollte, beauftragte er die besten Handwerker mit einem Modell seines Staates in den aller feinsten Edelsteinen. Chrysopras mit seinen unterschiedlichen Grüntönen für all die Wälder, Türkis und Lapislazuli für das Meer mit seiner hellen Gischt und den dunklen Tiefen. Koralle und Silex-jaspis für die Dächer der Häuser und Paläste, Mondstein und Silber für die schneebedeckten Gipfel der hohen Berge des Himalaya und Jade für die unendlichen Reisfelder, die seine Untertanen ernähren sollten. Kaum waren beide Kunstwerke vollendet, da erschien beiden Meisterhandwerkern aber der Tod, um sie mit sich zu nehmen. In großer Panik baten sie den Herrscher, mit einem Schiff den Yangtse hinunter zur Winterresidenz des Kaisers mitfahren und dem Tode entfliehen zu dürfen. Dorthin sollte nämlich auch das Landschaftsbild in Edelstein hin gebracht werden. Wiewohl der Jadekaiser sah, dass die Flucht ein unsinniges Unternehmen sei, willigte er ein. Einige Tage später kam die Meldung, dass das Schiff an der Tigerschlucht mit Ihrem schäumenden Strudeln mit allem was darauf war, den Männern und allen Schätzen untergegangen sei. Dort, etwas weiter abwärts der tödlichen Fluten finden auch heute noch mutige Taucher wertvolle Steine. Viele sind es nicht mehr, seit die Wassermassen im großen Staudamm hoch gestiegen sind. Einige davon werden aber wohl auch in den Schmuckstücken mit Edelstein aus China verborgen sein, die im Haus der Kulturen bei der jetzigen Ausstellung gezeigt werden.

https://www.myheimat.de/diedorf/c-poesie/dem-tod-kann-man-nicht-davon-laufen_a3449982

Bürgerreporter:in:

Haus der Kulturen michael stöhr aus Diedorf

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