„Ein Quantensprung in der Verkehrsentwicklung“: Ein Interview mit Aichachs Bürgermeister Klaus Habermann über die neue Bahnunterführung, Stadtentwicklung und eine Begegnung mit Joachim Llambi

Bürgermeister Klaus Habermann | Foto: Fotostudio Wessely
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myheimat sprach mit Aichachs Bürgermeister Klaus Habermann über das „Jahrhundertprojekt“ Bahnunterführung, die Neugestaltung der Oberen Vorstadt, bezahlbaren Wohnraum in Aichach, die Bayerische Landesausstellung, den Hochwasserschutz und die Vorzüge einer vierspurigen B 300.

myheimat: Herr Habermann, hinter Ihnen liegt ein ereignisreiches Jahr. Wieder einmal prägten „Baustellen“ im wörtlichen und übertragenen Sinn die politischen Diskussionen. Besonders kontrovers wurde über den Bebauungsplan für die Achse zwischen Bahnhof und Innenstadt debattiert. Wie geht es nun weiter mit der Bahnhofstraße?

Habermann:
Tja, das wird die Zukunft zeigen. Da wurde die große Chance vertan, dieser so wichtigen Eingangsachse zur Innenstadt durch einen „Städtebaulichen Wettbewerb“ und Bebauungsplan „Kontur zu geben“. Die Bahnhofstraße wird sich verändern, nicht unbedingt zum Vorteil. Ob sich dessen alle bewusst waren...

myheimat: Eine andere Baustelle wurde nach gut vier Jahren erfolgreich geschlossen. Die Bahnunterführung zwischen Aichach und Oberbernbach konnte im September endlich fertig gestellt werden - nach 20 Jahren „Leidenszeit“. Sie selbst sprachen von einem „Jahrhundertprojekt“. Reicht unser Interview überhaupt aus, um alle Vorzüge dieser Lösung aufzuzählen?

Habermann:
Ich denke, das tägliche Erleben sagt mehr als tausend Worte. Ein Quantensprung in der Verkehrsentwicklung und im Nachhinein betrachtet die jahrelangen Bemühungen und allen erlebten Ärger wert. Kommunalpolitik ist halt doch das „Bohren dicker Bretter“!

myheimat: Wandern wir zur nächsten Baustelle. Die städtebauliche Neugestaltung der Oberen Vorstadt bot auch im Jahr 2017 viel Diskussionsstoff. Ende Juli entschied sich der Stadtrat mehrheitlich für eine Planungsvariante. Kontrovers wurde bis zuletzt über den Knotenpunkt von Werlbergerstraße, Augsburger und Münchener Straße beim Café Gulden debattiert. Wie zufrieden sind Sie mit der nun gefundenen Lösung?

Habermann:
Es ist eine städtebaulich gute Lösung, die verkehrstechnisch auch funktioniert. Und die bei den anliegenden Geschäften auch Anklang findet. Was gut und wichtig ist, denn wir wollen ja der Oberen Vorstadt damit wichtige Impulse geben. Ich bin sicher, dass nach Fertigstellung alle zufrieden, ja begeistert sein werden!

myheimat: Die Themen „Wohnraum“ und Untere Vorstadt kehren im Bauausschuss und Stadtrat auch immer wieder. Spielwaren Neuß und eine Arztpraxis werden umgebaut. Mit Nähmaschinen Wilhelm schließt ein weiteres traditionsreiches Geschäft in Aichach. Wie sehen Sie diese Entwicklung in der Unteren Vorstadt? Blutet dieser Bereich nicht langsam, aber sicher aus?

Habermann:
Absolut, die Untere Vorstadt ist derzeit größtes Sorgenkind mit einigen Leerständen. Aber auch hier gibt es inzwischen positive Signale. Und nicht von ungefähr haben wir ja diesen Bereich gleich nach der Oberen Vorstadt gestalterisch im Fokus. Was das Thema „Wohnraum“ anbelangt, stehen aktuell die Zeichen da auf „Nachverdichtung“. Zwischen 300 und 400 neue Wohnungen sind in den letzten vier Jahren in Aichach entstanden. Trotzdem besteht unverändert Nachfrage. In der Sudetenstraße wird absehbar ein weiteres attraktives Wohnquartier entstehen. Für junge Familien wollen wir jetzt am Neuen Friedhof weiteres Bauland ausweisen. Aber gleichzeitig müssen wir darauf achten, dass die Bevölkerungsentwicklung nicht explodiert - ein Spagat!

myheimat: Die Nachfrage nach bezahlbarem Wohnraum ist auch in Aichach ungebrochen groß. Was können die Stadt, der Stadtrat und die Baugenossenschaft Aichach tun, um dieser Herausforderung gerecht zu werden?

Habermann:
Hier besteht definitiv Bedarf und wir haben da auch in der Franz-Beck-Straße eine interessante Option im Feuer. Wir arbeiten daran und werden uns dabei möglicherweise auch die Kompetenz und Manpower der Baugenossenschaft zu Hilfe nehmen.

myheimat: Ein Grund zu großer Freude war die Vergabe der Bayerischen Landesausstellung 2020 an das „Wittelsbacher Land“. Mit modifiziertem Konzept und unter dem Titel „Wittelsbacher – Städtegründer“ wird die Geschichtsschau in Aichach und Friedberg über die Bühne gehen. Wie wird sich die Paarstadt auf dieses große Ereignis vorbereiten und welche Projekte sollten bis dahin abgeschlossen sein?

Habermann:
Diese Landesausstellung ist für Aichach die Megachance, sich überregional zu positionieren. Zwischen einhundert- und zweihunderttausend Besucher werden erwartet und natürlich sollten bis dorthin alle großen Straßenbauprojekte abgeschlossen sein. Und möglichst auch Burgplatz und Burgkirche herzeigbar. Wir arbeiten daran.

myheimat: Lassen Sie uns noch einen kleinen Ausblick auf 2018 wagen. Der Grünzug an der Paar und der vierspurige Ausbau der B300 werden abgeschlossen. Wie wichtig sind diese beiden Projekte?

Habermann:
Die Einweihung von Hochwasserschutz und Grünzug Paar war ganz sicher das Highlight. Für mich und viele Bürgerinnen und Bürger auch. Übrigens das Projekt, das die Stadtentwicklung am nachhaltigsten positiv prägen wird. Noch gibt es „Restarbeiten“ zu erledigen, aber 2018 wollen wir endgültig abschließen. Und die künftig vierspurige B 300 ist nicht minder wichtig. Vernünftiger Verkehrsfluss bei fast 20.000 Fahrzeugen am Tag und maximale Verkehrssicherheit in diesem früher so unfallträchtigen Bereich: auch das ist ein Quantensprung.

myheimat: Ein wichtiges Thema der nächsten Jahre wird in Aichach auch die Kinderbetreuung sein. Sie sprachen in diesem Zusammenhang davon, dass der „Druck zunehme“. Welche Maßnahmen wird die Stadt ergreifen, um ein ausreichendes Betreuungsangebot sicherzustellen?

Habermann:
Wir werden weitere attraktive Betreuungsplätze schaffen und wir werden dazu auch verstärkt externe Träger suchen: Das schafft organisatorische Entlastung für die Stadtverwaltung und schafft Vielfalt bei den Einrichtungen. Hoffentlich finden wir auch künftig kompetentes und motiviertes Personal in benötigter Anzahl. Hier scheint mir das größte Problem zu liegen. Ich denke, mit dem Anmeldeportal Little Bird haben wir schon mal in puncto Elternservice Zeichen gesetzt. Es wird auch prima angenommen.

myheimat: Nach all den politischen Gesprächsgegenständen - wie immer an dieser Stelle - noch eine persönliche Frage: Welche Begegnung hat Sie im abgelaufenen Jahr am meisten beeindruckt?

Habermann:
Wenn ich so nachdenke, vielleicht die Begegnung mit Joachim Llambi beim Wirtschaftsforum der Sparkasse im März. Ein unglaublich humorvoller und sympathischer Zeitgenosse. Ganz anders, als man ihn im Fernsehen, beispielsweise bei "Let‘s Dance", so erlebt.

myheimat-Team:

Joachim Meyer aus Friedberg

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