"Der Dienst an den Bürgern hat oberste Priorität": Ein Interview mit Kühbachs Erstem Bürgermeister Hans Lotterschmid

Bürgermeister Hans Lotterschmid stand myheimat Rede und Antwort
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myheimat sprach mit Kühbachs Erstem Bürgermeister Hans Lotterschmid über sein Amtsverständnis, eine vorausschauende Gewerbepolitik und die entspannende Wirkung von Jogging.

myheimat: Herr Lotterschmid, wie würden Sie Ihr Amtsverständnis beschreiben: Vorstandsvorsitzender der Kühbach AG, Chef der Marktgemeindeverwaltung oder kundenorientierter Dienstleister?

Lotterschmid: Der Dienst an den Bürgern hat oberste Priorität, wobei die Wirtschaftlichkeit bei vielen Entscheidungen nicht außer Acht gelassen werden darf.

myheimat: Im Gemeinderat verfügen die Ortsgemeinschaft Kühbach und die Bürgervereinigung Unterbernbach zusammen über 13 Sitze. Fehlt Ihnen da nicht manchmal eine richtige Opposition?
Lotterschmid: In der Kommunalpolitik, gerade bei kleinen Gemeinden, sollte bei allen Entscheidungen die Vernunft im Vordergrund stehen. Gegensätzliche Meinungen kann es geben und gibt auch in manchen Fällen, das würde ich aber nicht als Opposition bezeichnen, die als solches bestimmt nicht vermisst wird.

myheimat: Etablierte Parteien wie CSU oder SPD scheinen in Kühbach keinen Platz zu haben. Gibt es dafür eine Erklärung?
Lotterschmid: Der Gemeinderat in Kühbach setzt sich aus den Wahlvorschlägen des Hauptortes und der ehemals selbständigen Gemeinden Unterbernbach und Haslangkreit zusammen. Das hat sich in über 30 Jahren bestens bewährt. Parteigebundene Wahlvorschläge wurden bisher nicht vermisst.
myheimat: Das Gewerbegebiet „Daimlerstraße“ ist ein attraktiver Standort. Wie sieht aus Ihrer Sicht eine vorausschauende Gewerbepolitik aus? (Stichwörter: vernünftige Flächenbevorratung, günstige Hebesätze für die Gewerbesteuer, Verkehrsinfrastruktur, wie schneidet Kühbach bei den genannten Faktoren ab?)
Lotterschmid: Wir haben Gewerbegrundstücke in unterschiedlichen Größen an der Daimlerstraße, die jederzeit bebaut werden können. Die angebotenen Grundstücke haben eine ausgezeichnete Lage und sind über die neue Umgehungsstraße direkt an die B 300 angebunden. Der Gewerbesteuerhebesatz ist mit 340 Punkten im Durchschnitt des Landkreises.
myheimat: Wie sind Sie mit der Entwicklung der Gewerbesteuereinnahmen zufrieden?
Lotterschmid: Die Gewerbesteuereinnahmen des Marktes Kühbach waren in den letzten Jahren sehr unterschiedlich. Wenn man den Durchschnitt der letzten 5 Jahre betrachtet, können wir zufrieden sein.
myheimat: Inwieweit hat ein Kommunalpolitiker überhaupt die Möglichkeit, aktiv auf die Gewerbepolitik Einfluss zu nehmen?
Lotterschmid: Die zur Verfügung stehenden Möglichkeiten sind außer der Bereitstellung von Gewerbeflächen mit einer guten Verkehrsanbindung sehr begrenzt. Wichtig ist es aber m. E. den Gewerbetreibenden das Gefühl zu geben, dass sie erwünscht sind und mit der Gemeinde einen zuverlässigen Partner an ihrer Seite haben.
myheimat: Ist an die Ausweisung neuer Gewerbeflächen gedacht?
Lotterschmid: Im Gewerbegebiet Daimlerstraße sind noch ca. 50.000 qm vorrätig, die verkauft werden können. Die Frage nach Neuausweisungen erübrigt sich dadurch.

myheimat: Die Wirtschafts- und Finanzkrise wird mittel- bis langfristig bestimmt auch Auswirkungen auf die Kommunen haben. Wie schätzen Sie die Situation insgesamt ein?
Lotterschmid: Ich glaube, dass wir uns auf harte Zeiten einstellen müssen. Die Steuereinnahmen werden massiv zurückgehen und die Konjunkturprogramme werden verpuffen. Die Abwrackprämie wird die Automobilindustrie einholen, wenn anschließend die für Jahre vorweggenommene Nachfrage weg bricht.
Das kommunale Förderprogramm ist viel zu beschränkt auf wenige Maßnahmen angelegt, mit einem zu hohen Fördersatz. Der Effekt wäre wesentlich größer gewesen, wenn es breiter angelegt worden wäre mit einem prozentual höheren Eigenanteil der Kommunen. Unser bisher erreichter Wohlstand ist aus der Exportwirtschaft gekommen und kann nur gehalten werden, wenn die Weltwirtschaft wieder anspringt. Mit einer erhöhten Inlandsnachfrage kann der Einbruch keinesfalls ausgeglichen werden.

myheimat: Nach all den politischen Gesprächsgegenständen noch eine persönliche Frage zum Abschluss: Bei welcher Tätigkeit können Sie am besten entspannen?
Lotterschmid: Mit sportlicher Betätigung, z. B. Joggen, wenn es jetzt endlich Frühjahr wird, gelingt mir das am besten.
Alle Bilder: Markt Kühbach

myheimat-Team:

Joachim Meyer aus Friedberg

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