"Wahre Preise" und Lebensmittelkosten
Penny-Preisaufschlag-Aktion bis zu fast 100 Prozent, ein äußerst gewagtes Unterfangen

Penny | Foto: Helmut Feldhaus

Der Discounter Penny hat für die laufende Woche die Preise von neun Produkten zum Teil drastisch erhöht:
300g-Packung Maasdamer-Käse: 4,84 € statt bisher 2,49 € (+ 94 Prozent)
Wiener Würstchen: 6,01 € statt bisher 3,19 € (+ 88 Prozent)
Mozarella: 1,55 € statt bisher 0,89 € (+ 74 Prozent)
...
Unten in der Neun-Produkte-Liste findet man mit einem moderaten Preisaufschlag von 5 Prozent das vegane Schnitzel.

Manch ein Kunde mag beim Erblicken der neuen Preise zurückschrecken, mancher mag sich fragen, ob übers Wochenende ein neuer Krieg die Inflation zum Galoppieren gebracht hat, andere dürften einfach nur "Unverschämtheit!" denken oder gar laut ausrufen. Eine Minderheit dürfte gut informiert sein, Verständnis zeigen, allerdings den Kauf der neun Produkte in dieser Woche meiden und zu anderen preisstabilen Produkten greifen.

Es bleibt die Frage: Was steckt hinter den Preisaufschlägen?

Sicherlich ein PR-Gag, der aber für das Ansehen des Discounters nach hinten losginge, würde dahinter nicht ein ernsthaftes Anliegen stecken:
In Zusammenarbeit mit der Technischen Hochschule Nürnberg und der Universität Greifswald suchte der Discounter für eine Produktauswahl nach den "wahren Preisen", die man erheben müsste, wollte man neben den Kosten der Produktion auch die Belastungen der Produktion für Boden, Luft, Wasser, Klima und Gesundheit einberechnen, auf deren Kosten bisher hauptsächlich die Allgemeinheit sitzen bleibt - und wohl nur zum Teil begleicht.

Nehmen wir als Beispiel den Preis für die 300g-Packung Maasdamer Käse:

Bisheriger Preis: 2,49 €. Nach den wissenschaftlichen Berechnungen kommen hinzu
- 0,85 € für klimaschädliche Methan- und CO2-Emissionen,
- 0,76 € für die Bodenbelastungen zur Futterproduktion,
- 0,63 € für die Auswirkungen des Pestizideinsatzes und anderer Faktoren auf die Gesundheit der Landwirte und
- 0,11 € für Grundwasserbelastung durch Düngemittel.
So kommt man zu einem "wahren Preis" von 4,84 €.

Auffällig und doch gut nachvollziehbar: Besonders tierische Produkte haben massive versteckte Kosten. Nicht von ungefähr liegt der Preisaufschlag für das vegane Schnitzel vergleichsweise niedrig.

Penny will ein Bewusstsein schaffen für die Belastungen für Umwelt, Klima und Gesundheit, die von der Landwirtschaft und der Lebensmittelproduktion ausgehen.

Aber wie soll der Kunde, der Käufer, der Bürger damit umgehen?
Wird er aus Einsicht dafür plädieren, den einwöchigen Preisaufschlag für neun Produkte bei Penny unbefristet auf alle Lebensmittelgeschäfte und sämtliche Produkte auszudehnen? Wohl kaum!

Ein bei allem Erkenntnisgewinn sehr, sehr gewagtes Experiment, das Penny da gerade veranstaltet.

Bürgerreporter:in:

Helmut Feldhaus aus Rheinberg

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