Nina Schenk Gräfin von Stauffenberg - ein Porträt

Das Buch von Konstanze von Schulthess über ihre Mutter, erschienen im Pendo-Verlagen München und Zürich, 2008 in 5. Auflage.
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  • Das Buch von Konstanze von Schulthess über ihre Mutter, erschienen im Pendo-Verlagen München und Zürich, 2008 in 5. Auflage.
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Die Tochter erzählt über ihre bemerkenswerte Mutter
von Rosmarie Gumpp
Wertingen: Bedrückende Stille im Saal des Wertinger Schlosses. Vorne am Tisch sitzt eine Frau, die es versteht, die Zuhörerinnen und Zuhörer in ihren Bann zu ziehen. Konstanze von Schulthess ist die jüngste Tochter des Ehepaares Claus und Nina von Stauffenberg und es ist bei Gott keine leichte Kost, die sie heute Abend servieren wird. Winfried Heppner begrüßte im Namen der veranstaltenden Volkshochschule und des Wertinger Buchladens "Maximilian".
Konstanze von Schulthess stellte im Schloss ihr Buch "Nina Schenk Gräfin von Stauffenberg" vor und las daraus sehr nachdenklich stimmende Textpassagen vor. Überzeugt stellt sie gleich zu Beginn fest: "Es ist kein Buch über den 20. Juli 1944."
Nina Schenk Gräfin von Stauffenberg ist eine der faszinierendsten Frauenfiguren im deutschen Widerstand - und doch weitgehend unbekannt. Am 20. Juli 1944 verliert Nina, die Frau des Hitler-Attentäters Claus Schenk Graf von Stauffenberg den Mann, den sie liebt und von dem sie gerade ihr fünftes Kind erwartet. Ihre Tochter Konstanze von Schulthess schreibt ein Porträt über ihre Mutter, die sie als" bemerkenswerte Frau beschreibt, die auf eigene Weise Geschichte schrieb". Die Autorin erzählt persönlich und behutsam, basierend auf Gesprächen sowie bislang unbekannten Dokumenten und Aufzeichnungen der Nina Schenk Gräfin von Stauffenberg. Am 2. April 2006, einem Sonntag, starb sie mit fast 93 Jahren. Nahezu 62 Jahre überlebte sie ihren Mann - eine lange Zeit.
"Ich habe eine schlimme Nachricht für euch", sagt eine Mutter zu ihren vier Kindern und eröffnet ihnen, dass ihr Vater vergangene Nacht erschossen wurde. Es ist der 21. Juli 1944 und die Frau, die so zu ihren Kindern spricht, heißt Nina Schenk Gräfin von Stauffenberg. Sie ist schwanger - mit ihrer Tochter Konstanze - und wird kurz darauf in Sippenhaft genommen. So der Beginn einer Odyssee, die von der berüchtigten Gestapo-Zentrale in der Prinz-Albrecht-Straße in Berlin schon bald ins Konzentrationslager Ravensbrück führen soll. Hier sind 15000 Frauen eingesperrt, unter ihnen auch die französische Sängerin und Schauspielerin Juliette Greco. "Meine Mutter musste in Isolationshaft und das war das schlimmste, was ihr passieren konnte". Aber sie hatte sich einen Grundsatz ihres Mannes zu eigen gemacht: Einer von uns beiden muss bei den Kindern bleiben.
Wer war diese Frau? Was war ihre wahre Rolle in der Geschichte? Was wusste sie vom Widerstand? Welche Personen gehörten dazu? Konstanze von Schulthess fesselte mit ihren Textpassagen ihre gebannt lauschenden Zuhörerinnen und Zuhörer. Was sie in dieser Zeit der Isolationshaft und Verhöre schützt ist ein Grundsatz, den sie mit ihrem Mann abgesprochen hatte: "Ich sollte mich als dumme kleine Hausfrau mit Kindern und Windeln und schmutziger Wäsche darstellen." Ein Bild, das in späteren Darstellungen der Nina Schenk Gräfin von Stauffenberg übernommen wurde, aber entfernter von der Wahrheit nicht sein konnte. Denn sie war schon sehr früh in die Vorbehalte ihres Mannes gegen Hitler und seine Pläne eingeweiht. Sie wusste, dass damit sein Leben und auch das ihrer Familie gefährdet war. Und dennoch unterstützte sie ihn bedingungslos.
Konstanze von Schulthess kam am 27. Januar 1945 noch während der Haftzeit zur Welt. Jetzt zeichnete die Tochter, die unter so dramatischen Umständen geboren wurde, erstmals das Leben ihrer Mutter auf, gestützt auf Gespräche aber auch auf bislang weitgehend unbekannte Dokumente, Briefe und Quellen. Stolz erklärt die Tochter: "Entstanden ist das Porträt einer Frau, die vor und nach dem Attentat ein ungewöhnliches Maß an innerer Stärke bewies." Gerne beantwortete die Autorin, die Mutter von vier Kindern ist und in der Schweiz verheiratet ist, gestellte Fragen. Auf die Frage, wie es für sie war, ohne Vater aufzuwachsen, antwortete sie: "Ich war eine von vielen in der Nachkriegszeit, die ohne den Vater aufwachsen mussten". Konstanze von Schulthess verbrachte eine sehr glückliche Kindheit im Haus der Großmutter in Lautlingen und in Bamberg. Sie ließ es sich auch nicht nehmen, in jedes verkaufte Buch eine persönliche Widmung zu schreiben. Konstanze von Schulthess trug sich auch in das Gästebuch der Stadt Wertingen ein und hielt am vergangenen Freitag auch eine Lesung am Wertinger Gymnasium.

Bürgerreporter:in:

Rosmarie Gumpp aus Ellgau

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