Kühbacher Starkbier - oder: Warum eine "kleine Sünde" erlaubt ist

Der Peccator, Doppelbock der Brauerei Kühbach | Foto: Brauerei Kühbach
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myheimat-Bürgerreporter Franz und Sabina Scherer im Gespräch mit dem Kühbacher Brauereibesitzer Umberto Freiherr von Beck-Peccoz über die Familie Beck-Peccoz, die Traditionsbrauerei Kühbach und den Peccator, den wohlschmeckenden Doppelbock aus der Brauerei Kühbach.

Das Bierbrauen hat eine lange Tradition in Kühbach. Bereits im Mittelalter brauten hier die Benediktinerinnen im Kühbacher Kloster den goldenen Gerstensaft. Herzog Max von Bayern gelangte nach der Säkularisation in den Besitz des Kühbacher Schlosses und so wurde 1841 in Kühbach ein neues Brauhaus gebaut.

1862 erwarb Josef Anton Freiherr von Beck-Peccoz das Schlossgut Kühbach von Herzog Max als Sommerresidenz. Seit dieser Zeit lebt die Familie Beck-Peccoz als Nachfolger der Wittelsbacher in Kühbach. Seine Wurzeln hat die Familie in Italien. Die Vorfahren besiedelten als Walser das Gressoneyer Tal, ein nördliches Seitental des Aostatals. Ein Teil der Familie kam im 18. Jahrhundert zurück nach Deutschland und ließ sich in Augsburg und München nieder.

Sabina Scherer: Herr Baron, wie kommt es zu dem Namen Beck-Peccoz?

von Beck-Peccoz: König Ludwig I. hat 1840 die Brüder Josef Anton und Carl Beck als Freiherren von Beck in den Adelsstand erhoben. 1842 folgte auch die Anerkennung durch das italienische Königshaus als Baron de Peccoz. Daraus entwickelte sich im Lauf der Jahre der Doppelname Beck-Peccoz.

Sabina Scherer: Werden alle Biere der Brauerei in Kühbach produziert?

von Beck-Peccoz: Unsere gesamte Produktpalette wird komplett vor Ort in Kühbach hergestellt. So leisten wir einen wichtigen Beitrag dazu, dass Arbeitsplätze in der Region geschaffen und erhalten werden.

Sabina Scherer: Wie viele Beschäftigte zählt das Schlossgut Kühbach?

von Beck-Peccoz: Neben der Brauerei gehören auch eine Landwirtschaft und ein Forst zum Schlossgut Kühbach. Wir beschäftigen zur Zeit 60 Mitarbeiter. 50 Personen davon arbeiten im Brauereibetrieb.

Sabina Scherer: Lassen Sie mich einige Fragen zum Bier stellen: Was bedeutet der Begriff Stammwürze beim Bierbrauen?

von Beck-Peccoz: Der Stammwürzegehalt ist der Haupteinflussfaktor für den späteren Alkoholgehalt und den Nährwert des fertigen Bieres. Ein höherer Malzanteil ergibt beim Gärprozess unter der Zugabe von Hefe einen höheren Anteil an Malzzucker und damit letzten Endes auch mehr Alkoholprozente. Der Stammwürzegehalt ist bei den verschiedenen Bieren gesetzlich vorgeschrieben: Helles und Weizenbier müssen 11 – 13 Prozent, Pilsener 11,3, bis 12,3 Prozent, Exportbier 12 – 13,5 Prozent, Bockbier 16 bis 17,9 Prozent und Doppelbock einen Stammwürzegehalt von mindestens 18 Prozent enthalten.

Sabina Scherer: Der Doppelbock der Brauerei Kühbach trägt den Namen "Peccator". Wie ist dieser Name entstanden?

von Beck-Peccoz: Mitte der 70er Jahre hat die Brauerei einen Wettbewerb zur Namensgebung unseres Doppelbocks ausgeschrieben. Gewonnen hat damals der Name "Peccator". Uns hat gefallen, dass unser Familienname im Produktnamen enthalten ist und dass "Peccator" aus dem Lateinschen übersetzt der "Sünder" ist. Wir füllen unsere Biere in kleine 0,33l-Flaschen und so kann man sagen, dass unser "Peccator" eine "kleine Sünde" ist.

Sabina Scherer: Der "Peccator" besticht alleine schon durch seine intensive Farbe. Wie kommt die dunkle Farbe ins Bier?

von Beck-Peccoz: Beim "Peccator" verwenden wir geröstetes Malz. Das verleiht unserem Doppelbock neben der schönen Farbe auch einen feinen wärmenden Geschmack, den auch Frauen zu schätzen wissen.

Sabina Scherer: Warum sind denn gerade die Starkbiere in der christlichen Fastenzeit so beliebt?

von Beck-Peccoz: Der Orden der Paulaner hatte im 17. Jahrhundert seinen Mönchen strenge Regeln auferlegt. Unter anderem durfte während der Fastenzeit nur flüssige Nahrung konsumiert werden. Sagen wir es so: Not macht erfinderisch. In diesen Tagen wurde halt das gebraute Bier ein wenig stärker. Diese Tradition hat sich dann bis heute erhalten.

Sabina Scherer: Die Biere der Brauerei Kühbach sind im Wittelsbacher Land sehr beliebt. Woher kommen die Inhaltsstoffe für die Kühbacher Biere?

von Beck-Peccoz: Zum größten Teil stammen die Inhaltsstoffe, die wir für unsere Produkte verwenden, aus dem Wittelsbacher Land. Das benötigte Wasser beziehen wir vom örtlichen Zweckverband Magnusgruppe. Den Zucker, der teilweise aus eigenen, in der Gegend um Kühbach angebauten Zuckerrüben gewonnen wird, liefert die Südzucker AG. Lediglich bei Hopfen und Malz für Bier sowie den Grundstoffen für alkoholfreie Getränke müssen wir zum Teil auf überregionale Lieferanten zurückgreifen.

Sabina Scherer: Kann man also sagen: Das Hauptabsatzgebiet für die Produkte der Bauerei Kühbach ist das Wittelsbacher Land?

von Beck-Peccoz: Unsere Hauptabsatzgebiete sind das Wittelsbacher Land und der Landkreis Neuburg-Schrobenhausen. Aber auch im Raum Augsburg, Pfaffenhofen und Dachau hat unsere Präsenz in den vergangenen Jahren deutlich zugenommen. Aufgrund unseres klaren Regionalkonzeptes liefern wir ganz bewusst nur in einem engen Umkreis rund um unseren Schornstein.

Sabina Scherer: Ein großes Augenmerk legen Sie auf den Schutz der Umwelt...

von Beck-Peccoz: Seit Generationen liegt uns die Umwelt sehr am Herzen. Deshalb setzen wir uns für einen schonenden Umgang mit ihr ein. Wir haben bereits viele unserer Pläne in die Tat umgesetzt: Biertreber und Bierhefe werden als Futtermittel für Vieh an die ortsansässigen Landwirte abgegeben. Seit 2005 führen wir mit der großen Photovoltaikanlage mit 120 kW auf den Dächern der Gutsverwaltung den dort gewonnen Strom dem öffentlichen Stromnetz zu. Unsere im Jahr 2006 errichtete Biogasanlage mit 625 kW liefert Heizwärme für die gesamten Liegenschaften des Schlossguts und versorgt zahlreiche gewerbliche und private Dritte und das Rathaus mit Fernwärme. Die Anlagen werden mit nachwachsenden Rohstoffen und Hackschnitzeln aus der eigenen Guts- und Forstverwaltung versorgt. Unser Ziel ist die vollkommene Erdölfreiheit des gesamten Schlossguts Kühbach. Im letzten Schritt werden wir auch unseren Fuhrpark auf den Betrieb ohne fossile Brennstoffe umstellen.

Sabina Scherer: Herr Baron, vielen Dank für das interessante Gespräch.

Weitere Informationen:
Brauerei Kühbach im Internet

Bürgerreporter:in:

Franz Scherer aus Friedberg

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