Intransparenz sorgt bei Energielieferanten für zusätzliche Einnahmen

Viele Verbraucher wissen gar nicht, welchen Preis sie für Strom oder Gas derzeit bezahlen. Ich muss gestehen, ich weiß es auch nicht. Oder hat von Ihnen schon mal jemand eine Mitteilung vom Lieferanten bekommen, als der Preis angehoben wurde? Allenfalls erfährt man aus der Zeitung, wie hoch die prozentuale Steigerung ist. Aber Achtung! Bei den verschiedenen Lieferanten fallen die Erhöhungen unterschiedlich aus. Den Preis kann man dann selber ausrechnen. Oder man schaut auf die Homepage. Wenn es die xte Anhebung kurz hintereinander ist, ist die Verwirrung komplett. Denn die Preisentwicklung lässt sich auch im Internet nicht nachvollziehen.

Durch die fortwährenden Preissteigerungen kamen die Energiekonzerne auf die Idee, dem Verbraucher ein anscheinend verlockendes Angebot zu machen. Sie schufen ein Vertragskonstrukt, durch das der Konsument sich für einen bestimmten Zeitraum einen bestimmten Energiepreis sichern kann. Dem Kunden wird suggeriert, dass er sich dadurch für diese Zeit vor Preiserhöhungen schütze. Dass er aber für die ganze Zeit schon mehr bezahlt als vorher, das muss er schon selbst herausfinden. Solche Angebote sind im Energiebereich seit längerem gang und gäbe. Es ging bisher gut, weil der Preis nie gefallen ist und sich wahrscheinlich dadurch kein Verbraucher jemals die Mühe machte, nachzurechnen, welchen Nutzen oder auch Schaden er durch den Abschluss hatte. Er ging einfach davon aus: Wenn der Preis steigt, habe er einen Vorteil. Und der Preis stieg bisher immer.

Das Problem ist, dass den Verbrauchern ein Vertrag vorgelegt wird, der nur zum Teil ein Kaufvertrag ist. Der andere Teil ist eine reine Spekulation. Spekulation darauf, dass der Energiepreis weiter steige und man durch diesen Abschluss einen Vorteil habe. Doch dieser angebliche Vorteil hat auch einen Preis. Es ist jedoch nicht einfach erkennbar, wie viel zusätzlich für den Kauf des Rechts, den Strom für eine bestimmte Zeit zu einem vereinbarten Preis zu bekommen, bezahlt werden muss.

M. E. müssten dazu klare Angaben gemacht werden, z. B. zu:
Höhe der zusätzlichen Grundgebühr: X €/Monat + Höhe des zusätzlichen Gaspreises: X Cent/kWh

Es gibt nicht viele Konsumenten, die die Vertragsbedingungen ohne Hilfe rechnerisch aufschlüsseln können. Die, die es können, würden ganz sicher nicht unterschreiben. Mich würde interessieren, ob sich jemals für einen Verbraucher solch ein Vertrag wirklich gelohnt hat.

Die Energiekonzerne umgeben sich mit einer Mauer von Intransparenz und verwirren und überfordern damit die Verbraucher vollkommen. Dieses Gebaren erinnert sehr an die Banken, die immer neue und kompliziertere Finanzprodukte erfanden, um ihre Gewinne zu erhöhen. Es wird erreicht, dass Menschen Verträge unterschreiben in dem Glauben, etwas zu sparen. Leider gibt es ein richtig böses Erwachen, wenn die Preise gesenkt werden, wie jetzt beim Gas. Dann merken die Verbraucher ganz schnell, dass die Versprechen nicht erfüllt werden. Sie sind enttäuscht und fühlen sich über den Tisch gezogen. Und das zu Recht. Denn in den Angeboten werden nur die Vorteile hervorgehoben. Eine Aufklärung über mögliche Risiken fehlt gänzlich.

Auch hier ist die Politik gefordert. Nicht nur die unverständlichen Finanzprodukte der Banken sollten auf den Prüfstand, sondern auch der verkappte Optionshandel der Energiekonzerne mit seinen Kunden. Übrigens, bei den Banken werden Optionen als hochriskante Papiere behandelt. Die Reichweite und die Risiken solcher Verträge können nur von wirtschaftlich ausgebildeten Menschen beurteilt werden. Deshalb müssen sie m. E. mit "normalen" Kunden verboten werden.

Bürgerreporter:in:

Brigitte John aus Königsbrunn

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