Aus dem Mythos der Heiligen drei Könige, von denen einer ein Mohr gewesen sein soll

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Alljährlich um den 6. Januar herum, dem Tag der Erscheinung des Herrn (Epiphanias), ziehen nach katholischem Brauch die Sternsinger umher, um Glück und Gottes Segen zu wünschen und Spenden für einen guten Zweck zu sammeln. Einige sind als heilige drei Könige verkleidet, darunter einer als Mohr.
Sie schreiben an den Türsturz mit Kreide die Jahreszahl und die Zeichen C+M+B. Manche deuten das als Caspar+Melchior +Balthasar, was aber falsch ist. Es sind die Anfangsbuchstaben des Gebetes „Christus mansionem bendicat .. (Gott segne dieses Haus). Die drei Kreuze stehen für die Dreifaltigkeit.

Der Brauch hat seinen Ursprung in Kapitel 2 des Matthäus-Evangeliums, wonach Weise (Sterndeuter, Magier) aus dem Morgenlande Gold, Weihrauch und Myrrhe (Mt. 2,11) brachten. Über die Zahl der Weisen steht dort nichts geschrieben.
Um diese nüchterne Darstellung herum bildeten sich umfangreiche Legenden.
Aus der in der Frühzeit variierenden Anzahl entstand im 3. Jahrhundert aufgrund der Dreizahl der Geschenke (Gold, Weihrauch, Myrrhe) die Dreizahl der Weisen. Aus Weisen (Magiern, Sterndeutern) wurden Könige. Maßgeblichen Einfluss übte dabei der antike Jurist und Schriftsteller Tertullian (*ca.150 †ca.220) aus.
Seit dem 6. Jahrhundert war die Bezeichnung heilige drei Könige gebräuchlich. Formell heiliggesprochen wurden sie von der katholischen Kirch allerdings nie.

Der Legende nach hat Kaiserin Helena (*248/25 †330), die Mutter Kaiser Konstantins des Großen, die Gebeine der Weisen aus dem Morgenlande im heiligen Lande aufgefunden und im Jahre 326 nach Konstantinopel (Byzanz, Istanbul) gebracht. (Auf die in hohem Maße umstrittene Echtheit der Gebeine soll in diesem Aufsatz nicht eingegangen werden).
Ende des 4. Jahrhunderts verschenkte der byzantinische Kaiser die Reliquien nach Mailand (Italien). Die näheren Umstände sind historisch umstritten und könnten möglicherweise von Rainald von Dassel (*1114-1120 †1167), dem Erzbischof von Köln und Erzkanzler für Italien, aus politischen Erwägungen manipuliert sein.
Kaiser Friedrich I. (Barbarossa, *1122 †1190) hatte die Reliquien nach seinem siegreichen Feldzug gegen die Stadt Mailand zur Kriegsbeute gemacht. Er schenkte sie Rainald von Dassel, weil dieser maßgeblich zum Sieg beigetragen hatte. Rainald brachte die Gebeine 1164 nach Köln, wo sie noch heute in einem imposanten Reliquienschrein des Domes aufbewahrt werden.

Ab dem 6. Jahrhundert sind in der römisch-katholischen Kirche die Namen Caspar, Melchior und Balthasar gebräuchlich. In der syrischen, armenischen und äthiopischen Kirche tragen sie andere Namen.
Deutung ihrer Namen:
Caspar – Schatzmeister (persisch)
Melchior – König des Lichts (hebräisch)
Balthasar – Gott schütze sein Leben (babylonisch-hebräisch)

Nach den Gesta Romanorum (Taten der Römer) überbringt Caspar die Myrrhe (die reinhaltende Kraft der Selbstbeherrschung), Melchior das Gold (den Weisheitsschatz, der einem König gebührt)
Balthasar den Weihrauch (das ergebungsvolle Opfer und Gebet).

Ab dem 12. Jahrhundert ordnete man den drei Königen drei menschliche Lebensabschnitte zu und stellte sie gemäß Beda Venerabilis folgendermaßen dar:
Caspar/Kaspar als bartlosen Jüngling, Melchior als Greis mit weißem Bart und Balthasar als Mann mittleren Alters mit dunklem Vollbart.
Dagegen symbolisiert im großen Hausbuch der Heiligen (Seite 20) Kaspar den Greis, Melchior den Mann und Balthasar den Jüngling.

Die Weisen galten auch als Vertreter der damals bekannten drei Erdteile:
Caspar für Afrika
Melchior für Europa
Balthasar für Asien.
Dagegen gilt nach dem großen Hausbuch der Heiligen (Seite 20) Kaspar als Europäer, Melchior als Asiat und Balthasar als Afrikaner.

Weil ihre Herkunft das Morgenland war, schrieb Venerabilis folgerichtig um 730: „Aber alle deren Kleider sind wie die der Syrer“. Es sind also höchstwahrscheinlich Syrer gewesen. Deren Hautfarbe ist hell, keinesfalls schwarz. Dennoch wurde und wird einer von ihnen als Mohr dargestellt. Meist ist es Caspar. Es kann aber auch Balthasar sein. Aber warum sind sie schwarz? Vielleicht weil die Legende ihnen Afrika zuschrieb?
Es könnte aber auch sein, dass Venerabilis Beschreibung des Balthasar „dunkel, schwärzlich“ falsch verstanden wurde, denn sein (lateinisch) „fuscus, integre barbatus“ bezieht sich auf den Bart, nicht auf die Hautfarbe.

Eine interessante Deutung findet sich im Ausstellungskatalog des Braunschweigischen Landesmuseums über Otto IV, Traum vom Welfischen Kaisertum, Seite 344:
Kaiser Otto der IV. (*1175/76 †1218) hatte dem Kölner Dom die Frontseite des Dreikönigsschreins gestiftet. Dort war eine Kamee (Ptolemäerkamee, um 275 v.Chr.) angebracht, deren Relikt sich jetzt im kunsthistorischen Museum Wien befindet. Auf der Kamee sind König Ptolemaios II und dessen Gemahlin Arsinoe II deutlich sichtbar dargestellt. Im Hintergrund sieht man, bedingt durch die Fertigungstechnik der Kamee, den Gott Ammon als dunkles Bild.
Durch den Theologen und Gelehrten Albertus Magnus (*um 1200 †1280) ist bekannt, dass diese Kamee bereits im 13. Jahrhundert am Dreikönigsschrein vorhanden war. Er deutete die dargestellten Personen als drei Magier aus dem Morgenlande, einen als Schwarzen. Seit seiner Beschreibung gilt einer von ihnen als dunkelhäutig (Mohr).

Bei eingehender Beschäftigung mit dem Thema ist man über die vielen Legenden und Interpretationen überrascht, die im Laufe der Jahrhunderte um die nüchternen Worte des Matthäus-Evangeliums entstanden sind.

Quellen: Neues Testament; Wikipedia; Ökumenisches Heiligenlexikon; Diethard H. Klein: Das große Hausbuch der Heiligen; Braunschweigisches Landesmuseum: Otto IV, Traum vom Welfischen Kaisertum.

Bürgerreporter:in:

Wilhelm Heise aus Ilsede

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