Moskauer Katzentheater mit Dimitri Kucklachev: Lustig oder eher ein Trauerspiel?

Lustig? Für wen?
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In der Stadthalle Gersthofen gastierte das berühmte und nicht unumstrittene Moskauer Katzentheater Kucklachev mit dem Motto „Meine lieben Katzen“. Auf dem Rathausplatz informierten deshalb Karin Steiner von ATTiS e.V. und Elke Skiba von der Tierrechts-Initiative Augsburg über das Zirkusleben der Tiere. Im Foyer der Stadthalle wurden die Besucher schon ganz á la Zirkus von einem Clown auf Stelzen Willkommen geheißen, vor dem Saal wurden Kinder geschminkt und Luftballons modelliert.

Seit 2008 ist das Theater in Deutschland auf Tournee und Veranstalter ist die Russ-Sterne-Agentur aus Dresden. Auffallend war das zu einem großen Teil osteuropäische Publikum. Auf der Bühne glitzert ein riesiger goldfarbener Vorhang. Das Licht geht aus und über Lautsprecher wird versichert: „Alles, was sie heute sehen, wurde mit der Kraft der Liebe erschaffen.“ Daraufhin erstrahlt ein verklärt kitschiges Bühnenbild, das eine Dorfidylle wiedergeben soll und ein Hahn kräht über Lautsprecher unerträglich laut. Ein Trommelwirbel nach dem anderen folgt und eine Katze haftet müde, mit hängenden Ohren und kaum geöffneten Augen auf einem Ziehgefährt. Im Hintergrund sieht man eine weiße Katze, die sich ununterbrochen wie wild putzt. Sie dient als Deko. Als noch zwei weitere Katzen dazugesetzt werden, scheint sie in einen Tiefschlaf zu sinken.

Der russische Zirkusartist Dimitri Kucklachev ist professionell als Clown verkleidet. In Bezug auf Clownerie gibt er sich als wahres Talent zu erkennen. Seine eigenen Nummern, die ohne Katzen dargebracht werden, bringen das Publikum zum Lachen. Programmpunkte wie beispielsweise die in einen roten Eimer gelegte Katze, die alle Viere nach oben herausstreckt und ängstlich guckt, als sie von Kuklachev samt Eimer durch die Luft geschleudert und gedreht wird, finden dagegen keinen Anklang. Vielmehr schaut der eine oder andere Zuschauer betroffen und ein Junge sagt „So etwas würde ich mit meiner Katze nie machen. Die Katzen hier werden ganz schön ausgebeutet.“ Er findet Kucklachev lustig, mag die Katzennummer aber nicht so gerne. Nur wenn Katzen schlängelnd durch Kucklachevs Beine laufen oder im Rudel kreuz und quer über die Bühne flitzen rufen die Kinder „Oh, schau mal, wie süß“. Beeindruckt zeigt sich das Publikum an keiner Stelle. Es kommt Stimmung auf, als von der Bühne ein mehrere Meter langer Ballonzylinder in die Stuhlreihen geworfen wird. Die Walze wird von den Gästen mit Händen zurück zur Bühne transportiert. Dieses Spiel wird mehrfach wiederholt und ist eines der wenigen Highlights an diesem Abend.

Das Theater bezieht die Gäste immer wieder mit ein. Kucklachev nimmt eine Katze, die sich auf einer Stange festkrallt, mit in den Saal und läuft an allen Stuhlreihen vorbei. Dabei stürmen Kinder auf die Katze zu und streicheln sie. Wieder zurück auf der Bühne springt ein Kätzchen in Sekundenschnelle von Eimer zu Eimer und versinkt dabei jedes Mal komplett in der Tiefe des Eimers. Auf einer mehreren Meter hohen Stange sitzt eine Katze. Ihre Aufgabe ist es, sich festzuhalten, wenn Kuklachev die Stange in alle Richtungen über den Bühnenrand nach unten fallen lässt und wieder hoch in die Luft hebt. Als Kuklachev traurige Töne auf einer singenden Säge anstimmt, wird schnell klar, dass das Theater mehr einem Trauerspiel als einer heiteren Vorstellung gleicht. Insgesamt sind 15 Katzen im Alter zwischen einem und 19 Jahren und ein Pudel in zwei Mal 40 Minuten aufgetreten.

Die Gersthofer Tierärztin Dr. Gudrun Tonzer schaute sich die Vorstellung ebenfalls an und fragte sich, was den Katzen wohl ins Fell gegeben wird, damit die sich auf der Bühne so extrem schlecken. „Manche Katzen haben nicht sehr glücklich ausgesehen und dösten apathisch vor sich hin“, beobachtete sie. Besucherin und Zirkusgegnerin Geli Seiler hat selbst Katzen zu Hause und empfand manche Einlagen, wie etwa die im Eimer herumgeschleuderte Katze, schockierend. Dennoch konnte sie der Show durchaus Gutes abgewinnen. Die gesamte Aufführung könnte weitaus besser in Europa ankommen, wenn Kucklachev sich auf die Qualitäten seiner Clownerie konzentrieren würde, als auf den Versuch, Katzen das Unmögliche beizubringen. Denn in Sachen Clownerie ist er ein Profi.

Wer sich die Fotos ansieht, kann sich, sofern er sich nicht von der lustigen Clownmaskerade blenden lässt, selbst ein Bild machen.

Die Showmacher selbst geben sich sehr freundlich und auskunftbereit. Dennoch bleibt ein sehr fahler Nachgeschmack. Auffallend war zudem, dass nach der Show, als alle Gäste gegangen waren und nur noch Thomas Rank, Michael Stauner, Geli Seiler mit Tochter, die Stadthallenaufsicht und ich noch im Saal waren, um mit Kucklachev zu sprechen, die Katzen im Hintergrund auf der Bühne immer lauter zu Miauen anfingen. Zuvor waren sie alle total ruhig und dann schienen sie aufzuwachen. In meinen Augen bemitleidenswerte Tiere. Seltsam waren auch die widersprüchlichen Aussagen zum Thema Veterinäramt. Denn laut Landratsamt Augsburg, das für Gersthofen zuständig ist, wurde kein Veterinär zur Kontrolle hingeschickt. Laut der Veranstaltungsagentur Russ-Sterne war ein Veterinär vor Ort.

Hier ein paar Links zum Moskauer Katzentheater:

http://catcircuscruelty.blogspot.com/2010/05/die-h...

http://forum.afww.de/viewtopic.php?t=7955

Allein die Bilder des Moskauer Katzentheaters selbst sprechen nicht für sich. Wer sich mit Katzen auskennt, sieht sofort, dass die Tiere auf den Fotos der Seite ängstlich gucken.
http://www.katzentheater.de/media/katzen-fotos.htm...

Damit man sich tatsächlich ein Bild von der Show machen kann, habe ich zahlreiche Fotos, auch die, die nicht gut geworden sind, wo aber erkennbar ist, was mit den Katzen gemacht wird, online gestellt.

Bürgerreporter:in:

Diana Zapf-Deniz aus Gersthofen

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