Barbara Clear: Nimm Dein Leben und steh' endlich auf

Clear vor eigener Bühnendekoration
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Dieses Lied könnte man gut als einen Teil von Barbara Clears Lebenseinstellung bezeichnen. Barbara Clear -auf Kulleraugen-Tour quer durch Deutschland- gab in der Stadthalle Gersthofen mit ihren selbst getexteten und komponierten Liedern Einblicke in ihre Empfindungen gegenüber Gesellschaft und Umwelt. Sehnsucht nach Liebe und Frieden, Zorn gegen Hunger und Ausbeutung, beachten von kleinen unscheinbaren Dingen, aber auch Warnungen vor dem Zeitgeist. „Hinter jedem meiner Lieder steckt eine kleine Geschichte“, informierte die Künstlerin. Und die Geschichten handelten von Menschen wie z. B. dem Indianer Geronimo, Partygirl Rosie oder von Soldaten. Aber auch skurrile Dinge wie „riechende“ Socken oder tote Stinktiere fanden sich in ihrem Repertoire wieder. Sie zeigte ebenso Spiritualität in dem sie von Gottes Tränen, Träumen, Krieg und Tod erzählte. Mit ihrer Gitarre verwachsen, tanzte sie über die Bühne oder zeigte nur sparsame, mit dem Text abgestimmte Gestik. Ihre Lieder, meist im Folk-Country Rock angesiedelt, wurden mit wechselndem Timbre, mal zart und sehnsüchtig, oder gelöst und heiter, aber auch energisch rockig und falls nötig mit zornigem Unterton vorgetragen.

Das Publikum kannte Clear bereits von zwei früheren Auftritten in der Stadthalle. Die Künstlerin fand zu ihren Fans schnell den richtigen „Zugang“ und animierte zu Gesangseinlagen und rhythmischem Klatschen. Sie witzelte über die „Krähenplage“ und erzählte von einem platt gefahrenen Stinktier das mit (Gersthofer) Gesang wieder zum Leben erweckt werden soll... Aber sie konnte auch anders. Bei „We will rock you“ gerieten die Fans ganz aus dem Häuschen und es gab „standing Ovations“. Clear bedankte sich strahlend; man sah ihr an, dass sie alles gegeben hatte. Ein schöner Abend mit gefühlvoll vorgetragenen Liedern, stimmigen Texten, virtuoser Gitarrenmusik und attraktiver Bühnenshow ging zu Ende. Der freie Eintritt hielt die Besucher nicht ab, die aufgestellten Spendenkartons bereitwillig zu „füttern“.

Der myheimat-Mann hatte vor Konzertbeginn Gelegenheit Barbara Clear zu interviewen. Ihm sitzt eine quirlige, lebhafte junge Frau gegenüber. Sie nimmt sich viel Zeit; keine Spur von Lampenfieber. Sie ist schließlich sturmerprobt nach ca. 70 Konzerten. Auch in anderer Hinsicht: Die Gema (Gesellschaft für musikalische Aufführungsrechte) weis ein Lied davon zu singen – oder besser nicht, sonst kassiert sie noch bei sich selbst ab... Clear liegt im Clinch mit der Gema wegen zu geringem Gebühren-Rückfluss an die Künstler. Sie sieht sich dabei als David, der gegen Goliath kämpft. Eine Art Umsetzung von „Steh endlich auf“, einem ihrer bekanntesten Songs? Nimmt sie ihr Leben selbst in die Hand? „Ja, unbedingt. Ich will nicht den bequemen Weg gehen“, lautet bestimmt die Antwort. Nach dem Abitur wollte sie Biologie studieren, entschied sich aber bald für die künstlerische Laufbahn. Sie ist gegen Ungerechtigkeiten, im Kleinen wie im Großen. Ein Kampf der viel Kraft kostet. „Ich bin ein spiritueller Mensch und schöpfe Kraft aus der Liebe zur Schöpfung.“ Und: „Keiner macht mich kleiner“. Anregungen für ihre Lieder holt die Rockpoetin aus ihrer erlebten Umgebung, horcht in sich selbst hinein und gibt ihrer Phantasie genügend Raum. „Leider kostet mich der Gema-Streit viel Zeit, die ich lieber in meiner Kreativität angelegt hätte“, bedauert Clear, die in der Gema eine „Geldmachmaschine“ sieht. Sie freut sich über den Rückhalt, den sie durch Publikum und Künstlerkollegen erfährt. Sind ihre Lieder Mutmacher in der heutigen Zeit? Sie warnt. „Wir dürfen nicht alles konsumieren, was uns von Politik und Meinungsmacher vorgesetzt wird. Wir müssen selbst nachdenken, unser Gehirn einschalten.“ Dann würde sich manches anders darstellen. Schließlich noch eine nicht ganz ernst gemeinte Frage: wie würde die Rebellin Clear reagieren, wenn sie die Herren Ackermann oder Zumwinkel im Publikum entdecken würde. Die überraschende Antwort: „Ich würde mich auf ein interessantes Gespräch freuen."

Es gäbe noch viel zu erzählen, z. B. dass bei der Orchideenschau in Gersthofen eine Orchidee, „phalaenopsis“ nach ihr benannt wurde. Und dass es noch eine andere Clear gibt. Ihre Bühnenshow hat selbst gemalte Öl- und Acryl-Bilder zum Inhalt, die mit Computeranimation eingeblendet werden. Ein Porzellanhersteller in Gelb interessiert sich für ihre Bilder als Dekor für eine eigene Clear-Kollektion. Hat so eine erfolgreiche Frau noch Wünsche? Außer einem Sieg gegen die Gema? Etwas verlegen: „Ich würde noch gerne den Flugschein machen. Oben ist die absolute Freiheit.“ Irgendwo hat der Pressemann schon ähnliches gehört... Bleibt nur zu wünschen, dass dies der sympathischen Künstlerin gelingt. Sie wird es bestimmt in ihren Liedern umsetzen.

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Bürgerreporter:in:

Gerhard Fritsch aus Gersthofen

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