Alle Facetten beleuchten

Der Tod einer Fahrradfahrerin in Berlin, da Rettungskräfte wegen Straßenblockaden durch Klimademonstranten der "Letzten Generation" zu spät kamen, erregt die Gemüter.
Eines vorweg: Rettungskräften den Weg zu blockieren ist ein absolutes No Go. Das gilt für Klimaschützer genauso wie für simple Gaffer. Welches Anliegen der Blockierer hatte, nützt den Hinterbliebenen nämlich wenig.
Dennoch stört mich an der Diskussion, dass sie zu einseitig geführt wird. Wer spricht von den vielen Einsatzkräften, die täglich zu spät zum Einsatzort kommen, weil keine Rettungsgasse gebildet wird, weil jemand meint, sich in die Rettungsgasse reindrängen zu müssen ( wegen ein paar Minuten, die er dann früher am Zielort ist ), weil jemand betont langsam an der Unfallstelle vorbeifährt, um alles ganz genau sehen zu können?
Wer spricht davon, wie es überall zu dem Unfall kam? Wer spricht überhaupt davon, dass immer noch viel zu viele Menschen ( Fußgänger, Fahrrad- und Autofahrer ) täglich im Straßenverkehr getötet werden und überlegt sich, mit welchen Maßnahmen man gegensteuern kann?
Es gibt hier zwei Diskussionsstränge: 1.) Die über unterschiedliche Protestformen, und 2.) die über mehr Sicherheit im Straßenverkehr. Über beides sollte man sprechen.
1.) Protest ist in Ordnung, so lange er niemand gefährdet. Protest soll ruhig wachrütteln, damit er etwas bewirkt, aber andere zu gefährden, geht eindeutig zu weit.
2.) Ich habe den Eindruck, dass der Straßenverkehr allgemein aggressiver geworden ist. Das betrifft nicht nur eine Gruppe, sondern alle. Keiner nimmt mehr Rücksicht. Das gefährdet natürlich am meisten die, die keine Knautschzone haben.
Was also tun? Man kann natürlich Ursachenforschung betreiben ( warum verhalten sich Menschen gerade im Straßenverkehr rücksichtslos und aggressiv? ) und versuchen, gegenzusteuern. Sollte man vielleicht auch tun. Aber wenn es das Einzige ist, was wir tun, vergeht viel zu viel Zeit, Und in dieser Zeit werden viel zu viele Menschen an den Folgen von Verkehrsunfällen sterben.
Eine Möglichkeit wäre, die einzelnen Verkehrsteilnehmer voneinander zu separieren, so dass es Straßen für Autos gibt, Fußgängerzonen und reine Fahrradstraßen. Oder rasch Wege wie den RS1 für Verbindungen per Fahrrad und zu Fuß sowohl zwischen den Städten als auch innerstädtisch zu errichten, auf denen Fahrradfahrer und Fußgänger weitgehend kreuzungsfrei von A nach B gelangen. ( Die meisten Unfälle passieren an Kreuzungen. )
Bis es soweit ist, reicht es möglicherweise schon, Fuß- und Fahrradwege nicht abrupt an Baustellen enden zu lassen ( was dazu führt, dass man im Nullkommanichts auf die Fahrbahn wechseln muss, was höchst gefährlich ist ), und konsequent gegen Rad- und Fußwege-Zuparker und Ohne-zu-gucken-Autotüren-Aufreißer vorzugehen, was die gleichen verheerenden Folgen hat.
Wir sollten dieses Ereignis zum Anlass nehmen, darüber zu reden, wie wir den Straßenverkehr sicherer machen können.
In diesem Fall waren es Klimaproteste, weswegen die Rettung zu spät kamen. In anderen Fällen sind es Gaffer oder In-die-Rettungsgasse-Drängler. All das darf man nicht vergessen.
P.S. Ich will diese Art von Protest nicht entschuldigen, aber alle anderen Aspekte darf man auch nicht ausblenden.

Bürgerreporter:in:

Astrid Günther aus Duisburg

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