Fell- und Geweihmasken

kukeri aus bulgarien
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Die Entwicklung der menschlichen Spezies vom gejagten Menschenaffen zum jagenden Homo sapiens ist vom allgegenwärtigen Verständnis begleitet, dass die anderen Tiere, wenn nicht gefährlich überlegene Wesen, so doch gleichwertige Brüder und Schwestern in der Natur seien.

So scheint das Töten anderer Tiere zum eigenen Überleben , vor Allem die Jagd auf Große Tiere und Tierherden ab einer gewissen Bewußtseinsstufe wohl meistens Zeremonien erfordert haben, bei denen ein Schamane das Tier um Verzeihung für diesen Opfertod bat,  und die der unsterblichen Tierseele eine Wiedergeburt ermöglichen sollten. Bei vielen Völkern Nordosteuropas werden bei der Tötung von „Bruder Bär“ alle nicht benötigten Körperteile fein säuberlich gesammelt der Natur zurück gegeben. Vielleicht lassen sich ja sogar die großartigen „Kathedralen der Steinzeitkunst“ , Höhlen mit gemalten naturalistischen Tierbildern in Südfrankreich und Spanien als transzendente Plätze der „Wiederauferstehung“ dieser Tiere in ihren gemalten Körpern deuten.

In der Tierfellverkleidung war der Schamane Mittler zwischen Tier und Mensch. Eines der aller ältesten Kunstwerke der Menschheit der 40.000 Jahre alte Löwenmensch aus der Gegend von Ulm stellt einen solchen Menschen mit Löwenfell und über den Kopf gezogener Tierschädelmaske dar. Felle haben in der europäischen Eiszeit und danach natürlich für den „unbehaarten Affen“ freilich aber vor allem pragmatischen Nutzen und sind als „Maske“ mit vergänglichem Material aus dieser frühen Vergangenheit natürlich nicht erhalten.

Zur Maske oder zum Kopfaufsatz umgearbeitete Tierschädel vor Allem von Hirschen sind aber als Knochen aus der Jungsteinzeit von Thüringen und England erhalten. Deutlich sind hier Löcher zu sehen, durch die Schnüre für die Befestigung auf dem Kopf des Schamanen oder Jägers gezogen werden konnten. Bei den Schamanengewändern einiger sibirischer Naturvölker werden neben solchen echten aber sehr schweren Geweihaufsätzen sehr oft auch aus Metall gefertigte kleinere Geweihatrappen auf der Lederkappe des Schamanen befestigt. Diese sollen ihm das Anwerben von tierischen Hilfsgeistern für seine gefahrvolle Reise in die Anderswelt ermöglichen.

Sicher waren Geweihaufsätze mit daran befestigtem Fellgewand rein pragmatisch auch zum Anschleichen an das Wild sehr von Nutzen. Der „Indianermaler“ Catlin hat im 19. Jhdt. ein Bild von sich an Bisons heranschleichenden Mandan-stammesangehörigen versteckt unter Coyoten-häuten gemalt. Gerade bei den „First Nations“ in Amerika spielt das Tier, als geachtetes Lebewesen, dem man für seinen selbstlos als Geschenk gegebenen Körper als notwendigen Energielieferant dankbar sein sollte, und damit auch der Tierzauber immer noch eine ganz wichtige Rolle. Tiermasken werden allerdings meist aus anderen Naturmaterialien, oft aus Holz oder Fasern hergestellt.

Bei Fruchtbarkeitszeremonien und Frühlingsfeiern zur Begrüßung der neu keimenden Natur am Ende der Winterzeit spielen Tiermasken traditionell besonders auch in Europa immer noch eine wichtige Rolle. Die „Klausen“ im Allgäu, die „Kukeri“ in Bulgarien, die „Habergeiss“ („Cavra“)in Rumänien, der „Homo Cerv“ in der Molise, die baskischen Bärenmasken seien als traditionelle, in weit zurück liegender Vergangenheit beheimatete Fellmasken unter vielen anderen hier genannt.

Bürgerreporter:in:

Maskenmuseum Michael Stöhr aus Diedorf

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