Was ist bitte ist denn ein "Marken-Sale"? Oder sollte es in der Werbung Marken-Saale heißen?

Vor einigen Wochen erhielt ich ein Mail mit folgendem Hinweis: "Dieser Artikel könnte Sie interessieren". Natürlich interessiere ich mich für Artikel und freute mich auf einen gut recherchierten, interessant geschriebenen Bericht. Doch dann stellte ich enttäuscht fest, mir wurden nur Klamotten und kein journalistisches Meisterwerk angeboten.

Gestern entdeckte ich folgenden Hinweis im Mailpostfach:"Jetzt im Marken-Sale bei XXX: Designermode unschlagbar günstig. Diese Werbung war eindeutig, sie bot mir Designermode zu günstigen Preisen an. Und Trotzdem, was soll denn die Aussage "Im Marken-Sale" bedeuten?

Betrachte ich den gesamten Satz wird mir klar, dass Markenware angeboten wurde. So ganz doof bin ich ja nicht, immerhin gehörte Englischunterricht zu meiner Schullaufbahn.

"Die Werbefachleute werden schon wissen was und wie sie es schreiben", dachte ich mir im ersten Moment. Der Satz müsste eigentlich nicht an mir nagen. Aber er nagt und zwickt an mir. Denn ich sehe vor meinem geistigen Auge ein I-Männchen, das sich durch die vielen Buchstaben des Alphabetes kämpft und Wörter bildet.

Freudig wird es den Begriff "Marken" buchstabieren und vielleicht sogar bei dem Wort an eine Briefmarke denken. Dann wird das Kind vielleicht erkennen, dass mit einem Bindestrich zwei Worte verbunden werden und buchstabiert das folgende Wort "Sale" und denkt vielleicht spotan an die Saale? Bei einem sehr intelligenten ABC-Schützen ist allerdings anzunehmen, dass es es sofort weiß, bei dem Wort Sale handelt sich nicht um die Saale bei Halle sondern um einen englischen Begriff.

Ein ganz cleveres Kind weiß natürlich, dass mit dem Begriff "Sale" der Ausverkauf gemeint ist.

Ach ja, eigentlich wissen wir Verbraucher ja alle, sobald ein Geschäft mit "Sale" wirbt, dass es sich doch nur um Winter- oder Sommerschluss- Räumungsverkäufe handeln kann.

Oder doch nicht? Erste Zweifel kommen mir bei näherer Betrachtung des gesamten Werbetextes.

Liebe Frau Lück,

topaktuelle Designer-Mode zu Outlet-Preisen erwartet Sie jetzt im großen Marken-Sale bei XXX. Sichern Sie sich am besten gleich heute Ihre neuen, sagenhaft preiswerten Fashion-Highlights von Top-Labels wie z.B. BOGNER JEANS, OUI und TOMMY HILFIGER!

Ernsthafte Zweifel habe ich daran, dass mir im Ausverkaufsverfahren "topaktuelle Modeartikel" zu sagenhaft preiswerten Preisen angeboten werden. Deshalb vermute ich, dass der Begriff Marken-Sale absolut nichts mit dem von mir vermuteten Ausverkauf zu tun hat. Denn Outlet bedeutet bei korrekter Übersetzung entweder "Aus- oder Ablauf". Somit dürfte es sich bei dem Hinweis auf topaktuelle Designer-Mode um einen Witz handeln. Aus- Ablaufwaren sind in meinen Augen garantiert nicht mehr "aktuell".

Sale bedeutet also nur Verkauf. Bei Outlet-Preisen schließe ich auf Preisnachlässe für angeblich topaktuelle Designer-Mode bestimmter Bekleidungshersteller. Und genau hier beginnen meine Zweifel. Warum sollte man mir Preisnachlässe für gerade aktuelle Designermodelle gewähren? Weil man mich liebt? Es wäre bald zu vermuten, zumal die Anrede „Liebe Frau Lück“ lautet.

Aber es ging mir ja eigentlich nicht um Mode, viel mehr um den Begriff Marken-Sale, den ein ABC-Schütze ja nicht nur lesen sondern auch verstehen muss.

So wir man einem Schulanfänger gleich erklären müssen, dass es sich nicht um Briefmarken handelt. Denn wäre es so, würde man eventuell "Stamp Sale oder "stamp sale"" schreiben. „Marken-Sale“ bedeutet also nur, dass nur Waren bestimmter Herstellerfirmen zum Verkauf angeboten werden.

Ja, nun sind die Blähungen raus aus meinem Kopf. Endlich! Ich hoffe, der Leser konnte und wollte meinen Ausführungen überhaupt bis zum Ende des Textes folgen. Denn eigentlich weiß doch jeder normale Verbraucher, dass der Begriff „Sale“ immer etwas mit günstigen Preisen und Nachlässen zu tun hat...

Bürgerreporter:in:

Kornelia Lück aus Zeitz

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3 Kommentare

Bürgerreporter:in
Achim Bollmann-Oberlein aus Ronnenberg
am 24.02.2015 um 01:23

ergänzent "ergo discipiatur"(also werdesie betrogen)
Wir müssen doch da nicht mitmachen. Wer dem System Internet zu viel über sich mitteilt, bekommt entsprechende Werbebotschaften.
Die Kaufentscheidung liegt bei uns und Mails kann man ungelesen sogar löschen.

Bürgerreporter:in
Kornelia Lück aus Zeitz
am 24.02.2015 um 06:30

@Achim: Natürlich lassen sich mails löschen. Es geht auch nicht darum, dass ich mich immer von Werbung belästigt fühle. Es ging ja eher darum, dass man nicht immer hinterfragt. Bei "Sale" werde ich natürlich auch aufmerksam, da ich im Grund damit den früheren "Saisonausverkauf" verbinde.

@Basti: Das Immunsystem zu stärken ist wichtig. Deshalb schaue ich mir so hin- und wieder die eingehende Werbung an. Da ich z.B. kein TV mit Werbeeinbleidnungen anschaue, nutze ich diese Art der Informationsquelle.

Bürgerreporter:in
Constanze Seemann aus Bad Münder am Deister
am 27.02.2015 um 17:23

Kornelia, genau dieser Satz bzw. dieses Wortgebilde nervt mich auch unglaublich! Wir verwenden gedankenlos schon genug "Fremd"-Wörter, müssen wir das auch noch absichtlich machen? Kann man wirklich nicht "Verkauf" statt "Sale" sagen? Und wieso dann nicht das GANZE Wort in Englisch?