Energiewende vor Ort hinkt zu sehr
Die Energiewende ist beschlossene Tatsache. Dazu hat der Kreistag Günzburg auch einhellig ein Energiekonzept beschlossen mit dem Ziel eines energieautarken Landkreises. Damit sollte die Zukunft der Energieversorgung im Landkreis nachhaltig und in einer generationenübergreifende gemeinsame Aufgabe aller Beteiligten gestaltet werden.
Der Vorstand des AKU Günzburg hat sich in seiner jüngsten Sitzung mit der Problematik auseinandergesetzt, wie diese Wende vor Ort bürgernah gestartet werden kann.
Wenn man die Pressemeldungen der vergangenen Monate Revue passieren lasse, dann kämen schon Zweifel auf, wo sich ganzen Befürworter der Energiewende plötzlich versteckt halten. „Wasch mir den Pelz, aber mach mich nicht naß“, sei in den Meldungen häufig das Fazit. Aber so könne die Wende nicht funktionieren, das gehe alles sehr zäh an. Daher hat der Vorstand einen Handlungskatalog zusammengestellt, der den örtlichen Mandatsträgern aus Kommunen, Land und Bund übergeben wurde – und ist sich der Unterstützung von Dr. Georg Nüßlein und Alfred Sauter in diesem Bemühen sicher.
Darin forderte der Vorstand die Abgeordneten auf, die Gesetzgebungsverfahren v.a. für den Netzausbau zu beschleunigen. Die örtlichen Bürgermeister und Gemeinderäte hätten die vorrangige Aufgabe, geeignete Maßnahmen vor Ort zusammen mit Bürgerinnen und Bürgern anzustoßen und zu begleiten. „Dies gilt v.a. für Energiesparmaßnahmen. Hier dürfen dem Ideenreichtum aber auch der Umsetzung keinerlei Grenzen gesetzt werden.“, betont die Vorsitzende und Kreisrätin Dr. Ruth Niemetz.
Sehr zäh – zu zäh gehe der Netzausbau voran. Hier müsse gepuscht werden. Insgesamt rechne man mit 3000 km neuen Netzen, die für den Anschluss und Transport von neu zu schaffenden Energien in den nächsten Jahren nötig seien. Die Fragen, ob ober- oder unterirdisch, ob entlang von bestehenden Autobahn- und Bahntrassen, all dies müsse schneller angegangen werden. Der Netzausbau bedeute nicht zuletzt auch Arbeitsbeschaffung im großen Umfang.
Alternativ müsse die Dezentralisierung von regenerativen Energieformen mit heimischen Speichermöglichkeiten und verstärkter Nutzung direkt vor Ort forciert werden. Auch hierfür seien der Erfindungsreichtum vor Ort aber auch finanzielle Anreize gefragt.
Für die Photovoltaik stünden noch ausreichend Dachflächen und Konversionsflächen zur Verfügung, ohne dass man wertvollen Ackerboden verbauen müsse. Der Eigenverbrauch müsse favorisiert werden, die Wertschöpfung durch Handwerkerleistungen bliebe vor Ort. Angesprochen wurde auch das komplizierte Genehmigungsverfahren z.B. in Bereichen mit Ensembleschutz. „PV wird hier abgelehnt während Satellitenschüsseln ungehindert auf die Dächer montiert werden – eine Diskrepanz, die ich nicht verstehe.“, frägt sich Stefan Baisch, Umweltreferent der Stadt Günzburg.
Bei der Energie aus Biomasse sei der Punkt gekommen, an dem der Maisanbau an seine Grenzen geraten sei. Hier solle man vermehrt in Pilotprojekte für Wiesenbiomasse und fauna-förderliche Pflanzenarten einsteigen. Hier sei die Phantasie der Landwirtschaft gefragt. Aber auch Klärwerke sollten in Verbünden die Energie nutzbar machen. Hier könnten Bürgermeister ihr Verhandlungsgeschick zeigen.
Beim Wind scheiden sich momentan die Geister am meisten. Daher erwartet der AKU mit Spannung das Ergebnis der ersten Runde des Regionalplans. Danach werde man sehen, wie weit die Betroffenheit vor Ort gehe, oder ob sich nicht doch Bürgerbeteiligungen finden. Dezentrale kleine Windräder auf einzelnen Dächern für den Eigenverbrauch seien sicherlich eine gangbare Alternative, die ohne große Genehmigungsverfahren und bezahlbar umzusetzen sein werde.
In Sachen Elektromobilität seien noch Riesenschritte bis hin zu bezahlbaren Autos zu machen. Das technische Dilemma müsse auch schnellstens gelöst werden, um die Entwicklung überhaupt richtig voran zu bringen: ein einheitliches Akku-System fehle bisher leider immer noch. Hier sieht der AKU Handlungsbedarf auf Bundes- und Europaebene und will im Laufe des Jahres weitere Informationen dazu sammeln.
Letztlich müsse die Frage, was dürfe der Natur alles zugemutet werden, um führende Industrienation zu bleiben, schnellstens politisch gelöst werden. Dabei könne der AKU in einem gezielten Netzausbau und planvollen Windparks keine Schändung der Natur erkennen, da der Mensch seit seinem Erscheinen auf dem Planeten Erde so viele Spuren hinterlassen habe, dass diese Spuren weitergehend genutzt werden können. Damit ließe sich andererseits unverbrauchte Natur erhalten. „ Die Bürgerinnen und Bürger wollen die Energiewende. Und daher ist die vorrangige Aufgabe der Politik, die gesetzlichen Grundlagen zu erleichtern und die Bürgerinnen und Bürger bei den Maßnahmen mitzunehmen. Wir wollen mit dem Katalog daran erinnern.“, fasst Dr. Ruth Niemetz zusammen.
Den Netzausbau kann man sich sparen, solange man bei den "Erneuerbaren" überwiegend auf die mangels Speicher unbrauchbaren Solar&Wind-KWs setzt. Was will man da auch durchleiten?