Norbert Seiffert: "Velber zu gestalten, ist eine sinnvolle Freizeitbeschäftigung"

Norbert Seiffert | Foto: Wolfgang Neumann
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Norbert Seiffert ist Ortsbürgermeister von Velber und aktiv im Förderkreis Schöneres Velber. Im E-Mail-Interview stellt er den Förderkreis vor, beschreibt, was er alles bewirkt hat und erklärt, was es mit den Treffen der Velberaner mit Lenthern und Benthern auf sich hat.

Herr Seiffert, Sie sind Velbers Ortsbürgermeister und Chef des Förderkreises Schöneres Velber. Seit wann gibt es den Förderkreis, und was hat er sich auf die Fahnen geschrieben?

Der Förderkreis Schöneres Velber wurde im Frühjahr 1987 mit 17 Mitgliedern gegründet. Den Anstoß zur Gründung hatte 1986 die Teilnahme Velbers am Kreiswettbewerb „Unser Dorf soll schöner werden“ gegeben. Der 17. Platz unter 21 mitwirkenden Orten des Landkreises Hannover und eine Geldprämie veranlassten uns, weiterzumachen. Wir wollten unsere Arbeit jedoch nicht nur für den nächsten Wettbewerb fortsetzen, sondern, um unseren Wohnort zu verschönern. Wir hatten uns vorgenommen, zur Verbesserung des Ortsbildes, zur Begrünung, zum Landschaftsschutz und zu kulturellen Gemeinschaftsaktivitäten einen Beitrag zu leisten. Beim nächsten Wettbewerb schafften wir es für Velber schon unter die ersten zehn im früheren Landkreis.

Was hat der Förderkreis bisher bewirkt?

Den Schwerpunkt unserer Aktivitäten legten wir zunächst auf die Durchgrünung des Orts mit standortgerechten Bäumen und Sträuchern (Kreuzungsbereich An der Eiche/Schmiedestraße, Hasselfeldstraße, Steinkamp) sowie Feldgehölzen und Bäumen im Außenbereich (Verlängerung Westerwinkel, Wehrgraben, Sportplatzweg, Friedhof). Jeweils im Frühjahr und Herbst findet ein Pflanz- und Pflegetag statt, an dem bis zu 15 Bürger teilnehmen.
Wir haben unsere Vorschläge für Bebauungspläne eingebracht und wollten an der Baugestaltung mitwirken. Nicht immer hatten wir dabei Erfolg. Gemeinsam mit dem Kunstverein Hannover-Land in Seelze haben wir eine Fotoaktion „Jugendliche entdecken Velber“ mit anschließender Fotoausstellung und der Erarbeitung von Kalendern durchgeführt. 2003 konnten wir das Institut für Landschaftspflege und Naturschutz gewinnen, um für die Entwicklung Velbers ein Orientierungsprojekt von Studenten erarbeiten zu lassen. Die Grundlagen Städtebau, Arten- und Biotopschutz sowie Naherholung wurden wissenschaftlich zu Idealbildern verarbeitet. Das ist eine Grundlage vor allem für das Bauamt der Stadt Seelze. Rechtzeitig zur 750-Jahrfeier konnten wir auch ein chronikähnliches Lesebuch „Velber in alter und neuer Zeit“ herausgeben.
Mehrmals haben wir „Musik im Dorf“ veranstaltet, wobei sämtliche Feuerwehrmusikzüge und Musikvereine aus Seelze zum Einsatz kamen. Auch Big-Bands aus Hannover haben teilgenommen. Den Verantwortlichen und vielen aktiven Mitarbeitern hat es Spaß gemacht, und der hält auch noch an.

Viele Vereine beklagen das fehlende Engagement des Nachwuchses. Welche Beobachtungen machen Sie beim Förderkreis?

Die biologisch bedingte Schrumpfung der Mitgliederzahl konnte bisher durch Nachrücken Jüngerer nicht ausgeglichen werden. Leider sind das nicht nur unsere Probleme. Viele finden unsere Arbeit gut, können oder wollen aber selbst aus beruflichen oder familiären Gründen nicht mithelfen. Dabei ist das Mitwirken und Gestalten an Dingen des Wohnorts und des unmittelbaren eigenen Umfelds eine sinnvolle Freizeitgestaltung.

2007 feierte Velber 750-jähriges Bestehen. Wenn Sie kurz an die Historie denken: Warum ziert ein Ziehbrunnen das Dorfwappen?

Wie viele andere kleine Orte, hat sich in den fünfziger Jahren auch Velber ein Dorfwappen zugelegt. Der Entwurf stammt von dem Heraldiker Alfred Brecht. Auch der aus Velber stammende Kunstmaler Adolf Wissel soll mitgewirkt haben. Die Begründung für den Bildinhalt stützt sich auf die damalige Kenntnis der Heimatforscher von der geschichtlichen Entwicklung Velbers, die heute jedoch in großen Teilen überholt ist.

Und woher stammt der Dorfname?

Die erste verbindliche Erwähnung Velbers erfolgte im Jahr 1257 und zwar im Zusammenhang mit Helmold von Velber, der seine „Curie Velber“ dem Kloster Marienwerder übertrug. Die Urkunde zu Osnabrück vom 28. März 1257 belegt dies. Natürlich wurden Menschen schon wesentlich früher in Velber sesshaft. Leichte Hanglage oberhalb der Fösseniederung, Frischwasser, fruchtbare Böden und Wald waren ideale Voraussetzungen, um sich dort anzusiedeln. Wasser wurde aus Brunnen geschöpft. Brecht fügt dem Wappen noch ein Radkreuz bei. Dieses Radkreuz war in der Kapelle auf der Südwand über der Tür bis ins 19. Jahrhundert zu sehen.
Lange Zeit haben Historiker gemeint, Velber kommt von Velberch, das schon im Jahr 947 im Zusammenhang mit Helmoldus de Velbere genannt wird. Auch sind die Namen Veltbecchi und Feldbiki überliefert. Unsere intensiven Nachforschungen im Niedersächsischen Staatsarchiv Wolfenbüttel und Hannover in den Jahren 1995 und 1996 haben jedoch übereinstimmend ergeben, dass es sich bei den genannten Ortschaften um eine Wüstung im Landkreis Alfeld handeln muss. Möglicherweise ist auch Feldbergen, eine Wüstung im Kreis Hildesheim, gemeint. Velber zumindest wird nach heutigen Erkenntnissen urkundlich erst 1257 genannt. Woher der Name stammt, ist noch nicht belegt.

Seit fünf Jahren sind die Velberaner mit Lenthern und Benthern unterwegs. Wie kam es zu diesen gemeinsamen Veranstaltungen und was zeichnet diese aus?

Die Interessen dieser drei Vereine stimmen in den Zielen überein. So lag es nahe, sich miteinander auszutauschen und auch gemeinsam etwas zu unternehmen. Dabei wollen wir auch der Bevölkerung Gelegenheit bieten, den jeweils anderen Ort kennenzulernen. Wissenswertes über Geschichte und Kultur wird vermittelt, wobei das Gesellschaftliche nicht zu kurz kommt.

Wo sehen Sie den Förderkreis in zehn Jahren? Und wo sehen Sie Velber in zehn Jahren?

Ich kann nicht in die Glaskugel sehen. Aber ich hoffe, dass weiterhin Bürger bereit sein werden, für das Gemeinwohl etwas zu tun. Weniger Egoismus, dafür mehr Idealismus und Gemeinschaftssinn würden uns allen gut tun und die Lebensverhältnisse verbessern.

Mal abgesehen vom Förderkreis: Was macht Velber lebenswert? Und was könnte besser werden?

Wer Großstadtgetöse nicht mag, findet in Velber einen idealen Wohnort. Abseits direkter Durchgangsstraßen ist man hier der Natur sehr nahe. Felder und Wald sind in unmittelbarer Nähe. Neben einem Kindergarten mit Krippenplätzen besteht auch ein Waldkindergarten. Für die Sportinteressierten stehen zwei Sportplätze und eine sehr schöne Mehrzweckhalle zur Verfügung. Erwachsene und Jugendliche mit Hang zum Technischen finden bei der Freiwilligen Feuerwehr ideale Bedingungen. Angebote für alle Altersgruppen findet man beim DRK, der Kapellengemeinde und beim Sozialverband. Was fehlt, sind Einkaufsmöglichkeiten im Ort, was gerade für ältere Menschen sehr hinderllich ist. Diesem Nachteil kann sicher abgeholfen werden, wenn die Einwohnerzahl wächst.

myheimat-Team:

Annika Kamissek aus Bad Münder am Deister

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