Ukrainekrieg
Putin hat die Menschheit um Chancen gebracht, die schon längst genutzt wurden

Foto: Pixabay

Seit den Achtziger Jahren konnte die Welt eine Zeit erleben, in der große militärische Mächte zahlreiche Abrüstungsverhandlungen führten und entsprechende Verträge und Abkommen abschlossen. Es ging voran. In Deutschland machte sich eine Haltung breit, die Bundeswehr ziemlich links liegen lassen zu können. Wir waren ja außerdem von Freunden umgeben. Und Kriege in Europa, sie schienen undenkbar, sieht man von den Balkankonflikten ab, ein Erbe des ehemaligen Jugoslawiens. Insgesamt wähnte man sich auf dem Weg zu einer friedlichen Welt, in der Waffen zweitrangig sind. Eine Zuversicht, die maßlos enttäuscht wurde. Denn dann kam der russische Überfall auf die Ukraine.

Inzwischen hat sich vieles verändert. Aufrüstung steht auf der Agenda vieler Staaten, die damit bisher gar nicht viel im Sinn hatten. Deutschland hat schon vor einem Jahr ein so genanntes Sondervermögen für die Bundeswehr kreiert und, um zwei aktuell durch die Nachrichten gehende Staaten zu nennen, Polen erhöht seine Militärkraft immens und Japan rüstet mächtig auf. Ohne den Ukrainekrieg wäre das kaum passiert. Drei Staaten als Beispiele, wie auf den Ukrainekrieg reagiert wird. Angesichts der Hoffnungen, die das ausgehende 20.Jahrhundert für eine friedliche und nicht von Waffen strotzende Welt verströmte, kann man nur bedauern, was da derzeit in Sachen Aufrüstung geschieht.

Nun, könnte man einwenden, musste man so reagieren, wie man es tut? Ich weiß es nicht. Ich stelle aber fest, dass so reagiert wird.

Und ich stelle weiter fest, dass es wohl nicht zu den aktuellen Aufrüstungsbemühungen gekommen wäre, wenn es keinen Ukrainekrieg, wenn es keinen imperialistisch motivierten Bruch des Völkerrechts, wenn es keinen Tabubruch, wenn es keinen Putin gäbe.

Ja, Putin, mit seiner Weltanschaung, mit seinem von ihm aufgebauten Machtsystem, hat viele Hoffnungen zerstört, Hoffnungen auf ein friedliches Europa, Hoffnungen auf eine weitgehend abgerüstete Welt. Zumindest insofern ist der Ukrainekrieg kein regionaler Konflikt. Der Ukrainekrieg hat schon jetzt, egal, wie er endet, die Welt weit, weit zurückgeworfen. Es wurden gar Befürchtungen eines atomaren Weltkriegs laut, von dem der Welt schon lange klar ist, dass es ihn aufgrund seiner existenziellen Menschheitsbedrohung nicht geben darf.

Dass es einem Menschen überhaupt möglich ist, die Welt so durcheinander zu bringen, ist für mich eine Ungeheuerlichkeit. Niederschmetternd, dass auch dann, wenn er jetzt von der Bildfläche verschwände, das Rad nicht mehr zurückgedreht werden könnte, die Welt nicht mehr die alte wäre. Bundeskanzler Olaf Scholz sprach von einer Zeitenwende. Ich befürchte, er hat Recht, auch wenn ich nicht weiß, welche Ausmaße er damit meint.

Putin jedenfalls hat positive Annäherungen der Staaten und politisch eingeleitete Entwicklungen abrupt gestoppt, hat die Menschheit vorerst um die Hoffnung auf friedliche und Waffen in den Hintergrund drängende Koexistenzen gebracht. Sogar erklärte Pazifisten hat er dazu gebracht, sich zu Waffen zu bekennen.

Bürgerreporter:in:

Helmut Feldhaus aus Rheinberg

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