Die Motte zu Wipshausen - Der älteste Burghügel im Peiner Land

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Südwestlich des Wipshäuser Sportplatzes, gleich hinter dem Erse-Bach, findet sich, verdeckt durch mächtige Eichen, eine frühe Burganlage aus dem 10. Jahrhundert. Ein noch immer imposanter Rundhügel, zu dessen Fuß sich ein ringförmiger Graben erstreckt, gehört zum frühesten mittelalterlichen Burgentyp, der sogenannten „Motte“.
Eine Motte (französisch motte für „Klumpen“, „Erdsode“) ist ein vorwiegend in Holzbauweise errichteter Burgtyp, dessen Hauptmerkmal ein künstlich angelegter Erdhügel mit einem meist turmförmigen Gebäude ist. Weitere deutsche Bezeichnungen sind Turmhügelburg, Erdhügelburg oder Erdkegelburg.
Das geschützte Bodendenkmal wurde schon Ende der 1980er Jahre vom Landesdenkmalamt in Hannover als „schönste Anlage dieser Art in Niedersachsen“ bezeichnet. Die Wipshäuser Motte wartet aber mit noch mehr Superlativen auf. Abgesehen von der Peiner Burgruine, ist es das größte obertägige Bodendenkmal in der Region, gleichsam die älteste Burganlage im Kreisgebiet.
Eine zeitgenössische Bildquelle zu dem frühen Burgentyp stellt der berühmte, über 60 Meter lange Teppich von Bayeux dar, der aus der Zeit um 1070 stammt und normannische Belagerungsszenen von Motten abbildet.
Bereits vor etwa 40 Jahren versuchten einige Heimatfreunde einen Bezug zum Ort Wipshausen zu beweisen. Man verglich Gesteinsproben der Motte mit dem Baugestein der Ortskirche. Der Versuch scheiterte jedoch, die Untersuchung erbrachte kein positives Ergebnis.
In die Schlagzeilen geriet das Bodendenkmal Mitte der 1990er Jahre, als zwei Spaziergänger eine riesige Kopfloch-Grabung auf der Hügelspitze entdeckten. Der Landkreis erstattete Anzeige, eine Raubgrabung wurde vermutet. Jedoch klärte sich die Angelegenheit alsbald als harmloser Kinderstreich, denn einige junge Wipshäuser hatten das Areal als Abenteuer-Spielplatz erschlossen und sich lediglich einen größeren Erdbunker gegraben.
Der Burghügel selbst stellt ohnehin kein archäologisches Funderwartungsgebiet dar, denn er ist künstlich aufgeschüttet. Bestenfalls im umgebenen Ringgraben kam man mit wenigen Kleinfunden rechnen, jedoch dürften diese in kritischer Tiefe liegen, denn die Erse verläuft niedrig unter dem anstehenden Höhenwert. Eindringendes Grundwasser würde wohl jede Freilegung unmöglich machen.
Über die Beweggründe, die unsere Vorfahren zur Anlage dieser Fluchtburgen führten, kann man nur mutmaßen. Unruhige Zeiten waren vorangegangen. Die schon angedeuteten, gefürchteten Normannen-Einfälle sind bekannt. Aber auch die Slawen expandierten in dieser Zeit seit langem gen Westen, überquerten die Elbe und siedelten im Wendland. Sogar die Ungarn drangen bis zur Oker vor, das erwähnt die naturkundliche Chronik Nordwestdeutschlands für das 10. Jahrhundert. Ferner war in jener Zeit derart viel Wald abgeholzt worden, dass man manche Regionen wohl fast als Steppen ohne schützende Wälder ansehen muss. Forscher vermuten in der Anlage den Sitz eines einstigen Vogtes. Der Vogt regierte und richtete als Vertreter eines Feudalherrschers in einem bestimmten Gebiet im Namen des Landesherren. Er hatte den Vorsitz im Landgericht und musste die Landesverteidigung organisieren. Im Krieg führte er das des Lehensaufgebot Landes.
Der frühere Machtbereich eines Vogts und sein Amtssitz (meist eine Burg) werden als Vogtei bezeichnet.

Der Aspekt der sogenannten Furten-Kontrolle (die Erse grenzt östlich an die Anlage) muß auch in die Überlegungen einbezogen werden.

Ein Besuch der Motte an der Erse ist jederzeit möglich, am Kindergarten in Wipshausen ist eine neue Umgebungskarte mit Hinweistafel angebracht, im Spätherbst ist die Anlage schon von weitem zu erkennen.

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