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Hainhofen damals
SPURENSUCHE

Ganz besondere Zeitzeugnisse im Hainhofer Kirchturm

Die Sakristei der Pfarrkirche St. Stephan in Hainhofen beherbergt einen Zyklus bedeutender kunsthistorischer Fresken aus der Spätgotik. Doch ich bin heute auf der Suche nach ganz anderen Zeugnissen längst vergangener Tage, die sich im Aufgang zum Glockenturm befinden und ein wenig an Höhlenmalereien von Ureinwohnern erinnern. Auch sie sind als dörfliches Kulturgut erhaltenswert, und nicht ohne Grund hält der schwäbische Denkmalschutz mittlerweile seine schützende Hand über die dort verbliebenen Signaturen von Generationen wagemutiger Ministranten, die sich beim Glockenläuten an den grob verputzten Wänden verewigt haben.

Manche der Meßdiener haben nur ihre Initialen ungelenk hingekritzelt, die meisten aber hinterließen voller Stolz ihren kompletten Namen, manche sogar zusätzlich den genauen Tag mit Angabe der Uhrzeit oder des expliziten hochwürdigen Auftrags wie "12-Uhr-Läuten" oder "zur Wandlung". Ohne die gebotene katholische Demut stellte man sogar weltlich verliehene Dienstgrade wie "Oberministrant" zur Schau, obwohl Hoffärtigkeit ein beichtpflichtiges Vergehen war. An kleinen schmückenden Zeichnungen als Beiwerk versuchten sich nur wenige talentierte Künstler und deren Motive beschränkten sich auf Düsenjäger, offensichtlich das Tollste, was sich diese Nachkriegsbuben vorstellen konnten. Viele der Namen hier kenne ich, manche nur vom Hörensagen, andere sind Klassenkameraden aus der alten Schule drüben, nicht wenige liegen schon auf dem Friedhof draußen. Aber alle sprechen sie beim Lesen mit mir, Gesichter erscheinen schemenhaft zwischen den verwaschenen Buchstaben. Heute würde man diese Wandmalereien "Social Media" nennen, Postings ungestümer Meßdiener an ihre Nachwelt.

Mitte der Sechziger Jahre setzte die fortschreitende Technik dem Treiben ein Ende, als das Glockengeläute elektrifiziert wurde und keiner mehr zu diesem Zweck den Turm besteigen mußte. Ein wahrer Segen, daß diese Relikte zwischenmenschlicher Kommunikation fernab von Smartphone und Facebook erhalten blieben. Mutig waren sie alle, diese kleinen Kritzler, in einer Zeit als Hosenspanner als effektivstes aller Erziehungsmittel galten.

Viele der Inschriften sind bei Renovierungsarbeiten bzw. auf "Weisung von ganz oben" leider übermalt worden. Geniessen Sie deshalb die Bilderreise durch ein einzigartiges Museum.

  • Auf den Zeichnungen sind fast nur Düsenjäger zu sehen.
  • hochgeladen von Helmut Weinl
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  • Das war vermutlich eine Strafarbeit zur Buße einer Missetat.
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  • Wer war wohl mit dem Geißbock gemeint?
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  • Der einzige weibliche Name. Wie mag dieser wohl in den Turm gekommen sein?
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  • Voller Stolz ein "Oberministrant" zu sein
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  • Vom Ministrant zum späterenTorjäger
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  • Diese Ehrenbezeugung war vermutlich ironisch gemeint
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