Vor Ort und nicht mehr wegzudenken: Die St.-Ägidius-Apotheke in Neusäß setzt vor allem auf Service und wappnet sich für die Zukunft

Johannes Rehm in seiner Apotheke in Neusäß
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  • hochgeladen von Tanja Wurster

In unserer Serie "myheimat vor Ort" stellen wir Neusässer Betriebe vor und werfen einen Blick hinter die Kulissen von Büros, Verkaufstresen und Produktionsstätten.

Die St.-Ägidius-Apotheke ist eine Institution im Neusässer Zentrum. Für viele Neusässerinnen und Neusässer ist sie seit ihrer Gründung 1982 eine wichtige Anlaufstelle für Medikamente und aus der Hauptstraße nicht mehr wegzudenken. Daran hat sich bis heute nichts geändert und doch hat sich vor Ort einiges getan – in vielerlei Hinsicht.

Inhaberwechsel im Jahr 2015

Bis 2015 führte Ulrike Rehm die Apotheke, dann übernahm ihr Sohn Johannes die Geschäfte. Seine Kundinnen und Kunden kennen ihn seit 2014, als er als angestellter Apotheker mit ins Team kam. Nach seinem Pharmazie-Studium in Marburg entschied er sich ganz bewusst dafür, eine Apotheke zu leiten. „Forschung und Uni bieten auch Möglichkeiten für Apotheker“, erzählt er. Die Arbeit in der Apotheke beschreibt er als „gute und interessante Mischung“. Außerdem sei ihm der Kontakt zu den Menschen wichtig.

Digitalisierung bietet Chancen und Risiken

Überhaupt: beraten und weiterhelfen. Für Johannes Rehm ist der Servicegedanke einer der Leitpfeiler seiner Arbeit. Er sieht Apotheken als ganz wesentliche Elemente im Gesundheitswesen. Er setzt auf „kurze Wege“ zwischen Kunde, Arzt und Apotheke. Dass immer wieder Apotheken schließen müssen, auch wenn er selbst davon nicht betroffen sei, findet er eine ungesunde Entwicklung. Ein Trend, der sich durch die Digitalisierung beschleunigen könne. Seit dem 1. September dieses Jahres sind Apotheken verpflichtet, E-Rezepte anzunehmen. In seiner Apotheke kam zwar noch keines über den Ladentisch, doch technologisch sei er dafür bereit und auch sein Team sei geschult. Derzeit befinde man sich in einer Übergangszeit, doch langfristig werde sich das E-Rezept durchsetzen. „Die Digitalisierung bringt viele Möglichkeiten“, sagt Rehm. Einiges könne „entschlackt“ werden, wenn die Technik funktioniert. Doch auch die Risiken sieht er. „Große Online-Apotheken wie DocMorris oder Shop-Apotheke sind ganz scharf auf das E-Rezept.“ Mit Sorge beobachtet er, wie Versandapotheken, deren Sitz oft im Ausland ist, sich ausbreiten. In das örtliche Gesundheitssystem würden diese sich nicht einbringen. Ihm ist es wichtig, dass die Apotheke vor Ort handlungsfähig bleibt und die Kunden den Mehrwert kennen.

Corona: Tests und Impfungen

Ein niedrigschwelliges Angebot liegt ihm am Herzen. Das zeigte sich während der Corona-Zeit ganz besonders. Als „herausfordernd“, aber auch spannend beschreibt er diese Zeit. „Es ist interessant, was man bewegen kann, wenn es sein muss.“ Und bewegt wurde in der St.-Ägidius-Apotheke einiges. Das Test-Angebot wurde stets gut angenommen. Da die Nachfrage nach Corona-Impfungen da war, entschied er sich, auch das anzubieten. In einem abgetrennten Raum, ausgestattet mit Liege und Notfallmedikation impft Rehms Kollegin, die ebenfalls Apothekerin ist, nach Terminvergabe an speziellen Impftagen. Auch Grippeimpfungen seien in Apotheken nun möglich, erzählt Rehm. „Da ändert sich grad einiges politisch.“

Wie sieht Rehm den Vorschlag von Gesundheitsminister Karl Lauterbach, flächendeckend in Deutschland sogenannte Gesundheitskioske einzuführen? „Wenn es eine gute Apothekeninfrastruktur gibt, braucht es das nicht“, so seine Meinung. „Bei Gesundheitsproblemen kommen die Leute eh zu uns“, sagt er. Von der Politik wünscht er sich mehr Wertschätzung für die Arbeit der Apotheken vor Ort. Versandapotheken würden zu sehr hofiert werden. Dass regionale Apotheken auch Arbeitsplätze vor Ort anbieten, werde oft vergessen. Rehm beschäftigt um die 20 Mitarbeiter – von Apothekern bis zu Ausfahrern. „Wenn es der Apotheke gut geht, gibt es auch viele Arbeitsplätze.“
Digitalisierung, Pandemie: Rehms Apotheken – neben der St.-Ägidius-Apotheke ist er auch Inhaber zweier Apotheken in Stadtbergen und Oberhausen – müssen sich immer wieder neuen Aufgaben stellen. Die größte Herausforderung sieht er im Fachkräftemangel und in Lieferengpässen. Vor Kurzem suchte er nach Pharmazeutisch-technischen Assistenten für sein Team. Die offenen Stellen konnten besetzt werden, jedoch war die Suche nicht einfach. „Mitarbeiter muss man hegen und pflegen“, ist sich Rehm sicher. Ihm sind ein offenes Miteinander und eine Begegnung auf Augenhöhe wichtig.
Lieferengpässe sind ebenfalls ein großes Thema. Die Ursachen dafür seien "vielschichtig". Oft muss er auf andere Hersteller oder Ersatzpräparate ausweichen.

Die künftigen Aufgaben bleiben vielseitig, die Herausforderungen auch. Die St.-Ägidius-Apotheke ist gut aufgestellt für die Zukunft und für die vielleicht nächsten 40 Jahre.

myheimat-Team:

Tanja Wurster aus Augsburg

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