Richtig Billard (Buch-Rezension)

Richtig Billard | Foto: Pressefoto
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Andreas Huber ist Billardtrainer mit A-Lizenz. Der Bundeslehrwart der Deutschen Billard Union hat zusammen mit Ralph Eckert und Jorgen Sandman das internationale Lehr- und Testsystem PAT entwickelt. Andreas Huber gilt als Fachmann für Pool-Billard und ist in dieser Variante des Sports mit dem Queue auch Bundestrainer. Sein Buch „Richtig Billard“ ist 2011 in der 2. Auflage im BLV Buchverlag erschienen. Bei „Richtig Billard“ von Andreas Huber handelt es sich um eine Mischung aus Grundlagen-Training, Billard-Geschichte und Queue-Technik. Trotz Illustrationen aber keine gute Mischung. Zumindest nicht für Laien.

Was das Buch vermitteln möchte
Billard-Historie, Entstehung der Sportart, Material. Die Grundlagen des Spiels. Körperhaltung und der richtige Umgang mit dem Queue. Mentale Faktoren. Und schließlich soll der Leser auch noch lernen, welche Kugel er wie einlocht. Doch bei all dem schickt Autor Andreas Huber gleich voraus, dass sich Billard spielen nicht allein durch ein Buch erlernen lässt. Wenngleich er hofft, bald Leseratten am Billardtisch vorzufinden.
„Richtig Billard“ fängt kurzweilig und Lust aufs Lesen machend an. Andreas Huber, Pool-Experte, erklärt beispielsweise, dass im europäischen Fernsehen fast nur Snooker gezeigt wird. Dabei spiele diese Billard-Variante hier kaum jemand. Der Breiten-, Vereins- und Kneipensport konzentriert sich hauptsächlich auf sein Steckenpferd Pool. Das ist auch in Asien sehr populär, in Deutschland medial aber allenfalls Randsport. Grob geschätzt 30.000 aktive DBU-Mitglieder spielen Pool-Billard. Hinzu kommt ein Großteil der Freizeitspieler. Thorsten Hohmann aus Fulda ist sogar Weltmeister in der Pool-Billard-Disziplin 9-Ball. Hätten Sie's gewusst? In Asien ist er ein Superstar und wird angeblich auf der Straße erkannt.
Launige Billard-Geschichte im Schnelldurchlauf
Auch die Erkundung, woher denn der Begriff Billard kommt, zieht den Laien in den Bann. „L' art de bille“ (Die Kunst der Kugel) wurde in Frankreich schon unter König Louis XI gespielt. Doch daneben existiert ja noch die Legende vom englischen Pfandleiher. Zwar kann auch Andreas Huber nicht klären, ob Billard in England oder Frankreich erfunden wurde, doch er zeigt beide Wege auf. Inklusive der Theorie, dass Billard die Indoor-Variante von Krocket ist. Deutliche Indizien dafür fänden sich heute nämlich noch im Karambolage-Billard.
Nach der Historie im für Laien optimalen Schnelldurchlauf widmet sich Andreas Huber dem Siegeszug des Kunststoffs, der demnach mit der Verbreitung von Billard begann. Denn je mehr Leute Billard spielten, desto komplizierter wurde es, Kugeln aus Elfenbein zu verwenden. Es folgen ein Interview mit einem Cuemaker (jemandem, der Billard-Queues baut) und die Antwort auf die Frage „Wozu brauchen Billardspieler Kreide und wie wird sie richtig verwendet?“ Dann folgt der komplexere Teil rund um Technik und Taktik.
Billard-Lehrmeister, gib mir ein Glossar!
Zunächst erwähnt Andreas Huber das von ihm mitentwickelt PAT-Lehrsystem. Allerdings reißt er es nur an, ohne Erklärung oder sonstige weitere Ausführung. Dann kommen die Feinheiten bei der Queuehaltung. „Man sieht...“ verweist immer auf ein Bild, doch trotz Bilderserien erkennt der Laie die kleinen Unterschiede nicht unbedingt. Zumal die Fotos nicht immer auf der Seite abgedruckt sind, auf der der Erklärungsschritt steht. Dann heißt es blättern und gegebenenfalls den Abschnitt nochmal lesen. Und beim nächsten Bild womöglich gleich wieder. Hieran merkt der wissbegierige aber Billard unerfahrene Leser: Die Grundlagen des Sports lassen sich schlecht über ein Buch und Fotos erlernen.
Ein weiteres Manko verdeutlicht das Beispiel „Effet“ stellvertretend für weitere Kapitel. „Eine detaillierte und wenigstens bedingt umfassende Darstellung dieses Komplexes würde problemlos ein weiteres Buch füllen. An dieser Stelle kann daher nur ein kurzer Überblick erfolgen.“ Jener Überblick umfasst vier Seiten, zwei davon Bilder. Der Text dazu ist also relativ kurz, aber dennoch gespickt mit Fachbegriffen. „Richtig Billard“ räumt dafür mit ein paar technischen Fehlannahmen auf. Dies meist als kurze Bemerkung im zugehörigen Kapitel. Für eine 3. Auflage wäre eine Seite „Die häufigsten Trugschlüsse im Billard“ wünschenswert. Ein Glossar dagegen unumgänglich.
Fazit: Anfänger, spielt Billard und lest nicht darüber!
Was „Richtig Billard“ schon gut macht, ist die optische Gestaltung. Mit doppelseitigen Turnier-Fotos wertet Markus Hofstätter die Kapitel optisch auf. Dazu gibt es zahlreiche weitere Bilder und Grafiken in den Kapiteln. Der Text ist großzügig angelegt, die einzelnen Kapitel sind relativ kurz oder bieten mit Zwischenüberschriften Fixpunkte. Auch die Haptik stimmt. Mit 22 cm Länge und 16,7 cm Breite lässt sich das Softcover-Werk auch unterwegs lesen.
Doch am Inhalt hapert es. „Richtig Billard“ will gleichzeitig zu viel vermitteln und doch nicht zu umfassend sein. Die Lektüre erfordert vom Leser ein gewisses physikalisches Verständnis und trotz Fotos viel Vorstellungskraft. Nach einmaligem Durchlesen weiß der Laie auch nicht mehr, wie er den Queue halten und einsetzen soll. Und auch die Unterschiede zwischen Pool, Snooker und Karambolage bleiben im Kopf erstmal nicht haften. Aber der Leser weiß, auf welchen Seiten er sie nachlesen kann. Vielleicht sogar direkt am Billardtisch.

Titel: Richtig Billard
Autor: Andreas Huber
Verlag: blv Erscheinungsjahr: 2011 (2. Auflage)
128 Seiten, 141 Fotos, Broschur
ISBN 978-3-8354-0841-8
Preis: 14,95 Euro

Bürgerreporter:in:

Michael S. aus Neusäß

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