Gretchen und Fraust und 89 ff - Gedicht aus 2002

Gretchen und Fraust und 89 ff
© Brigitte Obermaier, München, 2002-05-10

Original das Gretchen und Faust.
Manche sagen ein Klassiker, oh wie schöne.
Ob so oder so – es hört sich an zerzaust.
Gretchen 89 FF – mit dramaturgischem Geklöne.

Margarete mit einer Lampe – rief:
„Es ist so schwül, so dumpfig hie -“
Sie sah umher fand keinen Brief.
Dafür ein Kästchen, sie weiß nicht wie.

Der Prolog für die Herren und Damen.
Mal spannend, erschütternd und tragisch.
Ein philosophischer Abgrund fällt aus dem Rahmen.
Die Zuschauer fanden das Stück magisch.

Die Anfängerin – Der erste Akt.
Verstand die Szene nicht, weil diese ohne Lied.
Der Regisseur im Laufe der Probe diese packt.
Sie schockiert, den Tränen nah, er hat gesiegt.

Beim Freudianer oh welch Jubel im Haus.
Zog aus die Schauspielerin im Gedanken.
Rief jubelnd sex, sex, sex – Applaus.
Ach wir Armen, wir können nur wanken.

Der alte Haudegen ist mythenumwoben.
Jedes Theater hat einen vorzuweisen.
Des Regisseurs Gedanken verschroben.
Nur Gretchen probt, muß die Zähne zusammenbeißen.

Die Dramaturgin eine Schauspielerin, eisgrau.
Verbrachte ihr leben auf der Bühne, ohne Klage.
Denkt geschlechtsneutral, man sagt dazu wow.
Und Gretchen denkt an die willkommene Gage.

Das Tourneepferd ein Prototyp, ein Wiener.
Mit schmäh probiert er es, das Theatervollblut.
Was mach mern heid? Fragt er mit einem Diener.
Findet das Kaschterl vom Faust gschamig gut.

Die Diva empört über ihre Rollen.
Sie leidet unsäglich unter ihrer Theater-Vision.
Ihr angeborenes Talent bezaubernd geschwollen.
Facit die Regisseur- oder Diva-Reaktion.

Die Schauspielerin an sich sucht davor.
Oder danach – leider nicht im Haus.
Steh-Greif-Ausbrüche ohne Humor.
Kämpft um den Seelengarten einer empfindlichen Theatermaus.

Des Streichers Bleistift ist ganz klein.
Quetscht zusammen das lange Manuskript.
Streicht hier und da, es passt nicht hinein.
Zum Schluss bleibt nur übrig die Überschrift.

Nein der Schmerzensmann hat keine Nerven.
Leidet um das Theater allgemein.
Schreit und hat gereizt übersehen.
Der Schauspieler steht betrübt im Lampenschein.

Zu guter letzt der Hospitant.
Die faustische Tiefe, das Drumherum
Ein Willkommener Zuhörer ohne Vorwand.
Hemmschwellen für das Publikum.

Der Regisseur betrachtet es verzückt.
Die Schauspieler denken wohlverwahrt..
Ob Faust ob Gretchen ob Theaterstück.
Ein jeder bringt es auf seine Art.

Bürgerreporter:in:

Brigitte Obermaier aus Ismaning

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