zerstrittene Hände

Zwei Hände hatten sich zerstritten.
„Ich könnte dich gerade wieder...“, sagte die rechte Hand zur linken.
„Unmöglich, du musst ja schreiben“, höhnte die Linke.
„Warte nur bis zur Mittagspause, dann wirst du aber was erleben!“

Nun schwiegen beide.
Die rechte Hand schrieb weiter, die Linke gab dem Papier den Halt – und beide achteten penibel darauf, dass sie sich auch ja nicht berührten.

Als es Mittag wurde, fragte die Linke: „Bist du mir noch böse?“
„Ja!“
„Willst du mir nicht vergeben?“
„Nein!“

Als der Besitzer sich die feindlichen Hände wusch, berührten sie einander.
„Bist du jetzt zufrieden?“
„Nein, denn ich muss dich ja waschen.“
Da sagte die Linke: „Leiste ich dir denn nicht denselben Dienst?“
Dann schwiegen beide finster. Ihre Feindschaft schien unüberwindbar. Der Feierabend kam und er ging nach Hause.

Die rechte Hand trug die Tasche, die Linke den Schirm. Zuhause legten sie beides ab.
„Bist du mir noch böse?“, fragte schüchtern die linke Hand.
„Nein, nicht mehr“, erwidert die Rechte.
„Unsere Feindschaft war sinnlos, wir sollten lieber etwas Sinnvolles tun!“ –
„Ja, morgen werden wir wieder fröhlich unsere Arbeit tun.“
„Geht nicht!“
„Warum denn nicht?“
„Weil unser Herr heute seine Kündigung bekommen und ab morgen keine Arbeit mehr hat. Deshalb ist er ja auch so unruhig und traurig.“
„Was können wir da für ihn tun?“, überlegte die linke Hand.

Beide dachten lange nach, grübelten hin und her.
Dann fiel ihnen beinahe zur gleichen Zeit etwas ein:

Sie falteten sich zu einem Gebet.

Bürgerreporter:in:

Wolfgang Kreiner aus München

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