Plastikfasten - Ein Selbstversuch Teil 2

Mein Frühstück im Büro, plastikfrei mit Bamboo Cup
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Plastik ist überall! Aus unserem Alltag ist es nicht mehr wegzudenken, und wir konsumieren es ohne groß darüber nachzudenken. Das ging mir nicht anders. Lebensmittel, Körperpflege, Kleidung und alles Alltägliche... in der Plastikverpackung gut geschützt. Ein Bericht im Fernsehen, in welchem zu sehen war, wie eine Meeresschildkröte an einer kleinen Platiktüte erstickt, hat mich wachgerüttelt

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Ich habe seit meinem 22. Lebensjahr jedes Jahr in der Fastenzeit auf etwas verzichtet, was mir wichtig ist oder was mir Freude bereitet. Mal war es Schokolade, mal Alkohol oder auch Fleisch. Dieses Jahr ist es aber viel mehr als nur ein zeitlich begrenzter Verzicht auf Genuss. Es ist eine Umstellung von Lebensgewohnheiten mit dem Ziel, etwas für die Umwelt zu tun. Und es ist gar nicht so leicht! Hier der zweite Teil meiner Serie.

Erste Reaktionen

Der erste Teil meiner Serie hat schon viele Reaktionen hervorgerufen. Die meisten davon waren positiv, viele Menschen berichteten mir von Ihren Erfahrungen mit dem Thema Plastikverzicht oder gaben mir tolle Tipps und Anregungen. Einige fühlten sich sogar inspiriert, selber mal Plastikfasten zu versuchen oder zumindest auf ihren Konsum zu achten.

Aber dann gab es auch die negativen Stimmen. So schrieb mir zum Beispiel eine Dame aus meinem entfernteren Bekanntenkreis, dass sie das alles sehr dumm fände. Man mache sich selbst das Leben schwer und bewirke doch nichts. Ob ich denn wirklich glaube, dass ich mit meinem Verzicht auch nur eine einzige Meeresschildkröte retten kann. Ich solle es lassen, es habe doch keinen Sinn.

Es steht jedem zu, zu jedem Thema seine eigene Meinung zu haben und diese auch zu äußern. Und solange dies freundlich geschieht nehme ich solche Gedanken gerne an.
Was kann also mein Verzicht, die Einschränkung meines kleinen Lebens, bewirken? Vermutlich werde ich nicht jetzt sofort das Leben einer benennbaren Anzahl von Lebewesen retten, weil ich auf meine 15 Plastikverpackungen pro Woche verzichte. Aber es geht ja nicht um mich allein.

Nehmen wir an, jeder zweite, der diesen Artikel liest, verzichtet in Zukunft auf die kleinen Plastiktütchen für Obst und Gemüse im Supermarkt. Und vielleicht verlangen auch noch einige wenige davon von den Marktleitungen umweltfreundliche Alternativen, dann steigt der Druck auf die Anbieter, zumindest mal die ein oder andere Rolle Plastiktütchen gegen Papier zu ersetzten. Oder wieder verwendbare Stoffbeutelchen anzubieten. Dann sinkt der Verbrauch der fiesen Plastiktütchen um ein vielfaches mehr als ich allein bewirken kann.
Und das ist jetzt nicht eine trockene Theorie. Dieser Wandel passiert gerade in vielen Supermärkten!

Meine konkrete Antwort an die Damen war dann auch, dass ich sehr genau weiß, dass ich allein mit meinem Verzicht keine einzige Schildkröte, oder Robbe oder auch nur eine einzige Qualle retten kann. Ich weiß aber, dass WIR das können. Wenn jeder nur einen kleinen Beitrag leistet, kann man die Welt sehr wohl verändern! Daran glaube ich, auch wenn es noch ein weiter Weg ist. Und nein, ich werde es nicht lassen.

Mein plastikfreies Frühstück im Büro zum Beispiel läuft wunderbar. Der Becher, der auf dem Bild zu sehen ist, ist ein Bamboo Cup, aus Bambusfasern hergestellt und sehr langlebig. Er war ein Geschenk zu Weihnachten und leistet mir seitdem treue Dienste.
Meine Semmel oder Brezen nehme ich mir auf einem Teller mit, den ich am nächsten Morgen wieder mit in die Kantine nehme.

Der Plastik-Fauxpas am Wochenende

Allerdings hat mich an diesem Wochenende meine eigene Nachlässigkeit schon zum ersten Mal eingeholt. Ich habe nämlich die Tupperdosen vergessen. So standen wir im Laden und hatten die Wahl, nochmal nach Hause zu fahren oder eben so gut wie möglich plastikfrei einzukaufen. Wir entschieden uns, zu bleiben. Der Einkauf verlief dann auch weitestgehend plastikfrei, sogar ein gutes Tonic Water für den geliebten Gin Tonic bekamen wir in der Mehrweg-Glasflasche. Das Gemüse kaufen wir lose und klebten die unbedingt nötigen Etiketten der Kundenwaage direkt drauf. Nur das Hackfleisch bekam ich in einer Plastiktüte, ich war einfach nicht schnell genug mit meiner Bitte, es doch nur in eine weitere Lage Papier zu verpacken. Für die Deckel auf den Gläser, die Plastikverpackung des Hackfleisches und ein Gummi / Plastiketikett an eine Gurke ging ein Euro in die Plastikkasse.

Leider ging mein Plastik-Fauxpas an diesem Wochenende weiter. So fuhren wir zu einem wirklich tollen Bauernhofladen mit direktvermarktetem Fleisch im Landkreis Starnberg. Es erwartete uns ein toller Hofladen mit heimischen, wenig verpackten Produkten. Nur das wunderbare Fleisch war, Stück für Stück, in Plastik vakuumiert. Ich verstehe, dass dies der längeren Haltbarkeit des Fleisches dient. In mein Plastikfasten oder ein plastikfreies Leben passt es aber so gar nicht. Doch die Fleischeslust obsiegte, wir kauften zwei einzeln verpackte Steaks und ein sehr großes Steak, auch verpackt, dass dann für beide reichte. Für die Verpackungen gingen nochmal 50 Cent in die Plastikkasse. Vielleicht kann ich ja, wenn ich in Zukunft vorher in dem Laden anrufe, unverpackte Steaks bekommen.

Ich werde mich in den nächsten Wochen noch mehr anstrengen, mein Ziel, den plastikfreien Einkauf, wirklich vollständig zu erreichen.

Bilder, die man nicht gerne sieht

Im Eröffnungstext zu meine Serie steht ja, dass mich unter anderem eine Reportage über Meerestiere, die am Plastik sterben, zu dieser Aktion bewegt hat. Ich habe auch viele Nachrichten dazu bekommen. Heute habe ich zwei Bilder im Internet entdeckt, die genau das zeigen. Eine Robbe und eine Schildkröte sind dort abgebildet, beide an einer Plastiktüte erstickt. Ich werde die Bilder hier im Artikel einfügen, auch wenn sie nicht schön anzuschauen sind. Sie wurden von der Organisation Sea Shepherd veröffentlicht.
Der ein oder andere User bemängelt, dass diese Bilder gestellt wirken. Es sehe aus, als habe man den toten Tieren die Tüten nach ihrem Tode aufgesetzt. Vielleicht ist es auch so, ich weiß es nicht. Fakt ist aber, dass täglich hunderte Tiere auf genau diese Art sterben. Sie bekommen die Plastiktüten über den Kopf oder verschlucken große Plastikteile, ersticken daran oder sterben an den Beschädigungen, welche die Fremdkörper im Organismus des Tieres hinterlassen.
Solche Bilder sind uns unangenehm. Wir schauen sie nicht gerne an. Aber sie sind Realität. Und sie haben zumindest mich zum Nachdenken gebracht. Und viele andere auch.

In den nächsten Wochen warten wohl noch viele Herausforderungen auf mich, sei es beim Einkaufen, bei der täglichen Hygiene oder im Arbeitsalltag. Ich habe vor, zu dem Thema noch ein paar Artikel zu schreiben und bin für Fragen und Vorschläge, aber auch Tipps offen. Bis dahin, bleiben Sie sauber!

Bürgerreporter:in:

Simone K. aus München

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