Die Reise der Quadriga durch das Marburger Land. Historische Tatsache oder Spekulation?

Die Quadriga auf dem Brandenburger Tor in Berlin
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Über viele Orte ist die Geschichte einfach hinweg gegangen. In Marburg und Halsdorf ging sie möglicherweise mittendurch. Denn durch beide Ortschaften führte eine damals wichtige Fernverkehrsstraße. Sie war nicht nur die Strecke der Thurn und Taxis - Post von Kassel nach Frankfurt und Koblenz – sie war auch eine der direkten und schnellsten Verbindungen von Berlin nach Paris.

Dies musste sich auch Napoleon Bonaparte gedacht haben, nachdem er in der Schlacht von Jena und Auerstedt im Jahr 1806 die Preußische Armee vernichtend geschlagen hatte und als Sieger durch das Brandenburger Tor in Berlin einzog. Die Quadriga auf dem Tor gefiel ihm so sehr, dass er sie demontieren und als Siegesbeute nach Paris bringen ließ. Da kaum anzunehmen ist, dass man für den Transport der sperrigen Fracht Umwege in Kauf zu nehmen bereit war, liegt es nahe, dass ihr Weg daher durch das Marburger Land führte.

Einem Buch über die Geschichte Marburgs ist zu entnehmen, dass der gesamte Verkehr Richtung Frankfurt und Koblenz durch die enge Oberstadt und über den Marktplatz rollte. Als die Quadriga in der Marktgasse stecken blieb, sollte auf Befehl des französischen Militärs der Abriss einiger im Weg stehender Häuser die Weiterfahrt ermöglichen. Nur einem klugen “Mechanicus“ war es zu verdanken, dass eine Umgehung durch die Untergasse gefunden und so der Abriss verhindert wurde. (Siehe dazu auch den Link am Ende des Artikels.)

Wenn es sich so zugetragen haben sollte, dann muss die Quadriga auf dem im Volksmund “Napoleon – Straße“ genannten Fracht- und Postweg mit dem offiziellen Namen “Frankfurter Straße“ mitten durch Halsdorf bugsiert worden sein. Leider gibt es keine Aufzeichnungen, die das bestätigen. Allerdings wurde der Name “Napoleon – Straße“ abgeleitet von den napoleonischen Truppen, die auf ihren Feldzügen durch das Dorf zogen und sich freizügig von allem bedienten, was gerade benötigt wurde. Die Straße war somit für die Franzosen vertrautes Terrain. Noch heute erinnern relativ gut erhaltene gepflasterte Teilstücke vor und hinter dem Wohrataler Ortsteil Halsdorf an diese geschichtsträchtige Straße.

Sieben Jahre Später hatte sich die Preußische Armee wieder erholt, so dass der Krieg mit Frankreich wieder aufgenommen werden konnte. Unter Generalfeldmarschall von Blücher ging sie als Sieger aus der Völkerschlacht bei Leipzig hervor und verfolgte anschließend das französische Heer bis nach Paris, das am 30. März 1814 mit der Erstürmung des Montmartre eingenommen wurde. Der schmerzliche Raub der Quadriga war nicht vergessen – sie wurde noch im gleichen Jahr in einem Triumpf - Zug zurück nach Berlin gebracht.

Leider interessiert sich die Geschichtsschreibung nur für deren Eckdaten. Die vielleicht nicht uninteressante Geschichte sowie die Geschichten dazwischen bleiben daher dem Zufall und der Spekulation überlassen. Aber so könnte es mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit durchaus gewesen sein.

http://www.myheimat.de/marburg/beitrag/61483/stau-...

Bürgerreporter:in:

Karl-Heinz Töpfer aus Marburg

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