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Faszination Heilpflanzen - Zauberkräuter mit dunkler Kehrseite

Stuttgart/Hohenheim - Ob Beinwell, Spitzwegerich oder Waldmeister, Bärlauch oder Brennnessel - altbewährte und noch unbekannte Heilpflanzen erfreuen sich steigender Beliebtheit, berichtet das Agrar-Informationszentrum Proplanta.

Nach einer Studie des Instituts für Demoskopie Allensbach nutzen rund 70 Prozent der Erwachsenen in Deutschland Naturheilmittel. Für rezeptfreie Phytopharmaka sind in deutschen Apotheken laut Bundesverband der Arzneimittel-Hersteller im Jahr 2011 etwa 1,05 Milliarden Euro ausgegeben worden. Über zwei Drittel davon fielen auf Husten- und Erkältungsmittel.

Die Heilkraft vieler pflanzlicher Wirkstoffe ist mittlerweile wissenschaftlich belegt. Einige werden bereits seit längerem von Pharmafirmen chemisch nachgebaut, wie zum Beispiel die Salicylsäure aus der Weidenrinde, die als Acetylsalicylsäure seit über 100 Jahren gegen Kopfschmerzen verabreicht wird. Die Gesamtwirkung einer Pflanze ist jedoch oft anders die eines einzelnen Inhaltstoffes. Ein nach wie vor brisantes Thema ist die Wirkung von Cannabis gegen Spastiken, die über einzelne Wirkstoffe aus der Pflanze nicht im gleichen Maße zu erhalten ist.

Zahlreiche Ärzte sind mittlerweile auf Naturheilverfahren und Phytotherapie spezialisiert, doch meist erfolgt eine Behandlung mit Heilkräutern in Selbstmedikation. Harmlos sind sie deswegen keinesfalls. Etliche Kräuter in verschiedenen Darreichungsformen können vor allem bei Überdosierung und bei Kleinkindern Krämpfe oder andere Nebenwirkungen auslösen.

Ein Beispiel wäre das Johanniskraut, das sich zwar als Antidepressivum bewährt hat, aber starke Lichtempfindlichkeit und Manien zur Folge haben kann. Auch die Wirkung anderer Medikamente kann durch Johanniskraut stark herabgesetzt werden. So hat die Einnahme des Krautes etwa schon zu unerwünschten Schwangerschaften trotz Pille geführt (siehe Proplanta Heilpflanzen-Steckbrief).

Insgesamt betrachtet gelten Heilkräuter jedoch als vergleichsweise nebenwirkungsarm - vorausgesetzt, dass man die Dosierung einhält und weiß, wann man zum Arzt gehen muss. „Bei mittleren bis schweren Erkrankungen ist ein Gang zum Arzt unumgänglich“, warnt der Mediziner Dr. Heimfried Rüdinger, Gesundheitsexperte bei Proplanta. Dies gelte auch bei akuten Krisen und wenn die Beschwerden mehr als drei bis vier Wochen andauern. „Doch vorbeugend eingesetzt und zur Behandlung leichter Beschwerden sowie zur Stärkung des Körpers und der Abwehrkräfte haben sich Heilpflanzen seit Jahrhunderten bewährt“, so Rüdinger. „Man sollte aber wissen, was man tut und sich zuvor genau kundig machen.“

Umfassende Informationen zu Arzneipflanzen beinhalten die Heilpflanzen-Steckbriefe, die jeden Sonntag in den Proplanta Agrarnachrichtenerscheinen. Sie berichten nicht nur über Inhaltsstoffe, Ernte, Heilwirkung und die Anwendungen der Kräuter, sondern auch über Hintergründe, Geschichte oder eine Verwendung der Pflanzen in der Küche.

Mit allen Sinnen erleben kann man Heilkräuter am besten in einem der zahlreichen Heilkräutergärten. Klöster, Apotheken Botanische Gärten und engagierte Privatpersonen pflegen diese Kleinode. Die Pflanzen werden dort meist mit Hinweisschildern zu ihrer Heilwirkung präsentiert. Auch kompetente Führungen, Kräuterwanderungen, Seminare und Praxis-Kurse werden vielerorts angeboten. Über 50 Heilpflanzengärten sind jetzt im Projekt „Heilpflanzengärten“ in den Agri-Maps von Proplanta gelistet und ausführlich beschrieben. (proplanta)

Zu den Heilpflanzen-Steckbriefen

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