Der ATP-Bewegungspfad von Kirchhain

Beginn des Bewegungspfads am Sandfang
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Die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung hat unter dem Namen ATP (Alltags-Trainings-Programm) verschiedene Übungen entwickelt, die zur Erhaltung der Fitness von älteren Menschen (60+) gedacht sind und ohne Hilfsmittel durchgeführt werden können. Dazu gibt es Kurse oder Sets aus 25 Übungskarten. Außerdem wurden aus zehn solcher Übungen Schilder für einen Trimmpfad inklusive Übersichtstafel gestaltet. In der Oberhessischen Presse war im Februar 2022 zu lesen, dass im Rahmen eines Projekts flächendeckend ATP-Bewegungspfade im Landkreis installiert werden sollen. Einer davon befindet sich zwischen Kirchhain und Stausebach. Nicht weit davon entfernt gibt es ein weiteres Exemplar an der Wohra zwischen Rauschenberg und der Fiddemühle.

Verlauf in Kirchhain
In Kirchhain wurden die Übungen an einer etwa 3,5km langen Runde aufgestellt, welche um den Sandfang, bis zum Rand von Stausebach und zum Wasserwerk führt. Der Abstand zwischen zwei Übungen schwankt zwischen 150 und 500 Meter.

Den Startpunkt findet man, wenn man dem von der L3073 zum Sandfang führenden Weg folgt. Dort finden sich die Schilder mit dem allgemeinen Text und Übung 1. Blickt man nach rechts, so kann man in Gewässernähe die Übungstafel 10 sehen. Übung 1 hingegen findet sich am Ende des nach links führenden Wegs. Auf dem Weg dorthin sollen zwei Aufkleber an Schilderpfosten anzeigen, dass man auf dem richtigen Weg ist. Die Aufkleber fallen jedoch nicht wirklich auf.

Nun folgt man dem Weg nach Stausebach. Am Ortsrand befindet sich die Übung 5. Von hier sollte man nicht in das Dorf, sondern Richtung Wasserwerk gehen. Nach einem weiteren Stück Weg findet sich Übung 6 am Waldrand bei einer Infotafel vom Wasserwerk, welche den Aufbau eines Brunnens zeigt. Geht man nun weiter, dann blickt man in der Ferne auf einen Wald, in welchem sich früher ein Vita-Parcours, d.h. Trimmpfad mit zwanzig Übungsstationen und einigen Geräten, befand.

Beim Wasserwerk findet sich ein Aufkleber zum Bewegungspfad nur wenige Meter vor Übung 7. An dieser Stelle ist er wenig hilfreich.

Nach dem Überqueren der Wohra-Brücke geht es geradeaus zurück zum Startpunkt am Gewässer. Das Schild für Übung 9 sah am 22.7.2022 nicht sehr gut aus, sondern war verbogen und eingeschnitten. Wahrscheinlich gab es eine Kollision mit einem landwirtschaftlichen Fahrzeug. Am 28.7. war eine neue Tafel da.

Umsetzungsprobleme
Bei den Hinweisen zum Anbringen von Bewegungspfaden findet sich folgende Angabe: "Die Stationen sollen nicht allzu weit voneinander entfernt, am besten im gegenseitigen Blickfeld, liegen." Letzteres ist in Kirchhain definitiv nicht der Fall. Daraus ergibt sich einerseits das Problem, dass der ortsfremde Besucher erst einmal herausfinden muss, wo es zur nächsten Übung geht. Am Startpunkt gibt es keinerlei Hinweis, ob man nach links oder rechts gehen soll. Wer den großen Rundweg um den Sandfang nicht kennt, kann an Wegekreuzungen nur raten, wo der Bewegungspfad verläuft. Es gibt nämlich keine Wegweiser.

Im Konzept werden Menschen über 60 mit inaktiven Lebensstil als Zielgruppe genannt. Darunter können durchaus Senioren fallen, die nicht mehr uneingeschränkt mobil sind und keine Strecken von mehreren Kilometern laufen. Für diese ist der Bewegungspfad in Kirchhain wahrscheinlich deutlich zu lang. Möglicherweise könnte man über eine Installation auf dem überschaubaren Gelände im Anna-Park besser die Zielgruppe erreichen. Hier gibt es zudem noch einige Senioren-Trimmgeräte.

Beim Bewegungspfad von Kirchhain wurden fast alle Infotafeln an bereits bestehende Pfosten montiert. Das spart Kosten. Allerdings führt es nicht unbedingt zur optimalen Lage der Übungsstationen. Außerdem sollte man nicht nach Belieben Infotafeln verschiedener Angebote zusammenmontieren.

Mängel des Konzepts
Laut Internetseite wurde das Alltags-Trainings-Programm erfolgreich pilotiert und evaluiert. Allerdings ist die Umsetzung in Form eines Kurses etwas anderes als in Form eines Trimmpfads. Letzteres ist nicht sehr gut gelungen. Es gibt verschiedene Defizite sowohl bei den Informationen zur Installation eines Bewegungspfads als auch bei den Bewegungspfaden selbst.

Eine wichtige Größe bei der Planung ist die Länge des Bewegungspfads. Bezüglich Abstand der Übungsstationen ist die Angabe "nicht allzu weit voneinander entfernt" wenig hilfreich. Aus den mit der Zielgruppe gesammelten Erfahrungen sollte sich ableiten lassen, welche Entfernung geeignet ist. Damit könnte eine eindeutige Empfehlung (z.B. "50 bis 100 Meter") gegeben werden.

Einen genauen Blick sollte man auch auf die Informationstafel zum Bewegungspfad werfen. Ein zufällig vorbeikommender Passant sollte anhand der Informationen entscheiden können, ob das Angebot für ihn geeignet ist, und alle zur Nutzung nötigen Hinweise vorfinden.

Auf der Informationstafel zum ATP-Bewegungspfad findet sich unter der Überschrift "Herzlich willkommen auf dem ATP-Bewegungspfad!" der folgende Text:
"Auf dem ATP-Bewegungspfad lernen Sie 10 einfache Übungen kennen, die Sie hier direkt durchführen können. Alle Übungen sind dem qualitätsgeprüften AlltagsTrainingsProgramm (ATP) entnommen und helfen Ihnen, Ihren Körper zu mobilisieren, Ihre Muskeln zu kräftigen und Ihr Gleichgewicht zu verbessern."
Darunter folgt die Aufforderung: "Starten Sie mit der nächsten Übung und bringen Sie Bewegung in Ihren Alltag!" und in einer Spalte auf der rechten Seite werden vier Gründe für regelmäßige Bewegung genannt.

Dabei ist es ungünstig, die Abkürzung ATP zu verwenden, bevor die Erklärung kommt. Man hätte den Trimmpfad auch "Bewegungspfad 60+" nennen können - dann wäre schon aus dem Namen erkennbar, wofür er gedacht ist.

Die folgenden Informationen könnte man auf der Infotafel ergänzen:
- An wen richten sich die Übungen? Nur die unten zu findende Internetadresse www.aelter-werden-in-balance.de lässt darauf schließen, dass es sich um ein spezielles Angebot für Senioren handelt.
- Ist es empfehlenswert, die Übungen in der duch die Nummerierung gegebenen Reihenfolge durchzuführen? Oder ist die Reihenfolge unbedeutend?

Außerdem muss erkennbar sein, wo die nächste Übung zu finden ist - in Kirchhain oder auch bei Rauschenberg war das im Juli 2022 nicht der Fall. Hilfreich ist eine Übersichtstafel, die die Lage aller Übungsstationen zeigt und die Länge der Strecke nennt. Diese Tafel muss natürlich erst manuell erstellt werden.

Auf den Übungstafeln finden sich eine Beschreibung und ein oder zwei Fotos einer älteren Person beim Durchführen der Übung. Die Beschreibungen sind teilweise schwer verständlich. Möglicherweise wäre hier eine Grafik hilfreicher, bei der durch entsprechende Pfeile die Bewegungen angedeutet werden. Wenn der Nutzer sich beim Ausprobieren die Frage stellt, ob er es nun wirklich richtig macht, dann ist die Erklärung ungenügend oder die Übungs vielleicht nicht fürs eigenständige Erlernen geeignet.

Ansonsten stellt sich noch die Frage, ob man in Zukunft noch Trimmpfade ohne jegliche Übungsgeräte braucht. Diese lassen sich für Smartphone-Nutzer nämlich auch virtiialisieren: In einer Trimm-Anwendung wählt der Nutzer zum Beginn die geplante Strecke in einer Karte aus. Zu dieser werden virtuelle Übungsstationen generiert. Beim Ablaufen der Strecke wird dem Benutzer angezeigt, wenn die nächste Übung fällig ist. Ein virtueller Trainer könnte durch Vorführen beim Üben oder Vorgeben des Tempos unterstützen.

Links
Der frühere Vita-Parcours von Kirchhain: https://www.myheimat.de/kirchhain/sport/der-fruehe...
Mehrgenerationenspielplatz im Anna-Park: https://www.myheimat.de/kirchhain/sport/mehrgenera...

Bewegungspfad Rauschenberg: https://www.myheimat.de/rauschenberg/sport/der-atp...
Bewegungspfad Hatzbach: https://www.myheimat.de/stadtallendorf/sport/atp-b...

Bürgerreporter:in:

Sören-Helge Zaschke aus Stadtallendorf

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