Abriss des Kirchhainer Güterbahnhofs

Güterbahnhof mit eingebautem Oberleitungsmast (15.8.2012)
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Mit großem Krachen und einer gewaltigen Staubwolke verschwand am 11. September 2012 ein Stück Bahngeschichte in Kirchhain.

Der Abriss einer Güterhalle ist normalerweise kein besonders spektakulärer Prozess. Mit einem Abrissbagger werden zunächst Teile vom Dach, später vom Mauerwerk herausgebrochen und meist gleich nach Materialien sortiert, um diese möglichst gut wiederverwenden oder entsorgen zu können. So ist das wohl auch beim Güterbahnhof in Kirchhain passiert. Das Gebäude bestand aus drei Teilen. Der westliche Teil war ein Steingebäude mit Erdgeschoss, einer weiteren Etage und Dachgeschoss. Das Mittelteil war eine Halle mit gemauerten Wänden und einem Holzdach, welches über die Laderampen an Gleis- und Straßenseite überstand. Die Lagerhalle ist später durch einen weiteren Gebäudeteil mit Wänden aus Hohlblocksteinen und Eternit-Dach erweitert worden. Beim Abriss wurde mit dem Mittelteil begonnen.
Um 15:45 Uhr war der ältere Teil der Lagerhalle zu großen Teilen dem Abrissbagger zum Opfer gefallen. Übrig war nur noch die Mauer zur Straßenseite und der über die dortige Laderampe ragende Teil des Dachs.
Die Abrissarbeiten wurden von mehreren Zuschauern interessiert verfolgt. Zwei standen auf dem Bahnsteig bei Gleis 5, während andere am Straßenrand gegenüber oder in ihrem Garten standen. Mit Wehmut blickten die Anwohner auf das verschwindende Gebäude, welches sie ihr ganzes Leben lang dort gesehen hatten.

Um etwa 15:50:11 Uhr neigte sich das übriggebliebene Dachstück nach vorne und stürzte unter lautem Getöse auf den Boden hinter dem Bauzaun, mit welchem das Gelände zur Straßenseite hin gesichert war. Eine dichte Staubwolke breitete sich blitzschnell über die ganze Straßenbreite aus und hüllte die dort stehenden Anwohner, die das Geschehen verfolgten, ein. Etwa eine halbe Minute dauerte es, bis sich der Staub gelegt hatte und die Sicht wieder klar wurde. Allerdings war so viel Staub auf der Straße, dass der Wind später noch einmal einige Staubwolken aufwirbelte.
Durch den Einsturz wurde ein Element des Bauzauns beschädigt, auf welches ein Dachbalken gefallen war. Außer diesem Balken scheint nur der Staub den Bauzaun überwunden zu haben.

Für die Zuschauer war es die naheliegendste Vermutung, dass der Baggerfahrer, welcher mit seinem Greifer an der Innenseite der Mauer arbeitete, den Einsturz angestoßen habe. Zum Zeitpunkt des Einsturzes war der Greifer jedoch in Bodennähe. Ursache war stattdessen wohl die Instabilität der übriggebliebenen Konstruktion. Das nach außen ziehende Dach ist vorher durch die Dachkonstruktion auf der Innenseite im Gleichgewicht gehalten worden. Durch das Wegreißen der von Innen drückenden Balken konnten die wenigen Reihen von Steinen das Dach nicht mehr tragen, und die Mauer wurde vom Druck durch das Dach auseinandergerissen. Das war sogar schon vorher abzusehen, denn bereits fünf Minuten vor dem Einsturz ist ein tiefer Riss auf der Innenseite der Mauer zu erkennen.

Neben dem Güterbahnhof wird auch noch die Lagerhalle auf der anderen Seite der Straßenbrücke abgerissen. Bei dieser ist der Abbau und Abtransport der Dachplatten im Gange. Dieser erfolgt sehr vorsichtig durch Arbeiter in Schutzkleidung, woraus man auf Asbestbelastung schließen kann.

Links
Abriss nach dem 11.09.2012

Fotos von Sören-Helge und Leif-Erik Zaschke

Bürgerreporter:in:

Sören-Helge Zaschke aus Stadtallendorf

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