Archäologisches Pilgermuseum Globasnitz & Hemmaberg (Juenna)

künstlich geformter Schädel(hunnische Sitte) mit tödlicher Schlagverletzung
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  • künstlich geformter Schädel(hunnische Sitte) mit tödlicher Schlagverletzung
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Archäologisches Pilgermuseum Globasnitz:
Koordinaten - in Google-Earth).:
14°42'02.78"O"( Östlicher Länge),
46°33'26.92"N" (Nördlicher Breite)

Grabungen am Hemmaberg (Juenna)
Koordinaten - in Google-Earth).:
14°40'04.23"O"( Östlicher Länge),
46°33'10.99"N" (Nördlicher Breite).

Frühchristianisierung durch Katholizismus & Arianismus:
Globasnitz, (slowenisch Globasnica), im Bezirk Völkermarkt/Kärnten gelegene zweisprachige Gemeinde (ca. 1600 Einwohnern) wurde gem. historischen Grabungsfunden bereits ab dem 15. Jh. vor Christus besiedelt. Globasnitz liegt auf dem Boden einer ehemaligen Römersiedlung, gem. der spätrömischen Strassenkarte (Tabula Peutingeriana) als "Vicus Juenna" genannt. Abgeleitet und belegt wurde der Name, durch eine römische Inschrift, der nur hier erwähnten „keltischen Gottheit“ - Jovenat – wie folgt:

Juenna (lebt im Begriff "Jauntal" weiter) lag an der Straße von Virunum am Zollfeld nach Celeia (Celje in Slowenien).
Globasnitz, am Fuß des Hemmaberges, ist vor allem durch seine bedeutenden archäologischen Funde bekannt. Gräberfelder, Münzen und historische Baureste bezeugen eine rege Besiedlung – sowohl in vorrömischer Zeit (Keramik-Funde aus der Spät-Laténe-Zeit), als auch der frühen (römischen) Kaiserzeit.
Vor allem besonders interessant sind die dem Ort vorliegenden Hemmaberg Grabungsfunde aus der 2. Siedlungsphase (spät-römischen-Kaiserzeit), wertvollen Mosaikböden frühchristlichen Kirchen des Hemmaberges sowie Rekonstruktions-modelle, die im lokalen Ortsmuseum besichtigt werden können.

Historischer Hintergrund:
Die Alamannen verloren in der Schlacht bei Zülpich (Tolbiacum) 496/497 n.Chr., gegen den fränkischen König Chlodwig, und nachfolgend nochmals 506 nach einer neuerlichen Auseinandersetzung die Vorherrschaft und wurden damit endgültig ins Fränkische Reich integriert. 507 n.Chr. bat der Ostgotenkönig Theoderich, der mit Chlodwig verschwägert war in einem Schreiben um Milde mit den Alamannen und bot deren Restbevölkerung seinen Schutz an. Als die Goten auf dem Gebiet des weströmischen Reiches angesiedelt wurden, spielte das arianische Bekenntnis, nachdem Christus dem Gottvater nur „wesensähnlich“ aber nicht „wesensgleich“ sei, eine wichtige Rolle. Bischof Wulfila übersetzte die Bibel ins Gotische und diese blieb bis heute die Hauptquelle für die Sprache. Hier standen in diesem Zeitraum sowohl eine arianische als auch katholische Kirche lange im friedvollen Einvernehmen zu einander.
Fast alle germanischen Völker nahmen das Christentum in der „arianischen“ Form an, das dann aber durch die Regelung des Konzils zu Nicäa (325 n.Chr.) durch die katholische Glaubenslehre der Hl. Dreieinigkeit mehr und mehr verdrängt wurde.

Am Hofe des Ostgotenkönigs Theoderich praktizierte man gegenseitige religiöse Toleranz zwischen römischen Katholiken und arianischen Goten. Aussagen des Ostgotenkönigs gegenüber den Juden in Mailand „Der Staat muß auch jene schützen, die im Glauben irren“, oder auch in Genua gegenüber den Juden „Wir können keine Religion befehlen, denn niemand ist durch Zwang zum Glauben zu bringen“, unterstreichen die Haltung dieser Religionspolitik.

Pilgermuseum Hemmaberg-Juenna:

Ausgestellt sind hier Grabungsfunde aus dem österreichischen Grenzgebiet von Kärnten & Slowenien, sowie dem Hemmaberg, einer bedeutenden Höhensiedlung im Ostalpenraum. Anschaulich wird hier die Entwicklung des frühen Christentums im Ostalpenraum - einer bedeutenden befestigten Höhensiedlung zwischen 400 und 600 n.Chr. auf dem Platz eines ehemals keltischen Heiligtums vorgestellt.

Das Museum selbst beherbergt Artefakte – z.T. aus der Jungsteinzeit, sowie einige bronzezeitliche Fundstücke bis hin zu Schautafeln der Grabungen (u.a. des Archäologenteams mit Dr. Franz Glaser), am Hemmaberg aber auch laufende regionale Kleinausstellungen (z.B. Spinnradmuseum).

Hemmaberg:

Gemäß den Forschungsergebnissen erfolgte die konstante Besiedlung des „Hemmaberges“ in Kärnten vorerst mit einer befestigten, ursprünglich keltischen Höhensiedlung. Mit der Romanisierung und dem später beginnenden Christentum erfolgte dann um ca. 510 n.Chr. erste Bautätigkeiten mit der Errichtung einer katholische Kirchenanlage durch die römischen Christengemeinde, bestehend aus einer Eucharistiefeier, einer Taufkapelle, sowie einer Kirche für die Firmung und das Gedächtnis eines Heiligen mit einem Reliquengrab in der Apsis.

Direkt daneben befand sich die arianische Kirchenanlage der ostgotischen Christengemeinde ebenfalls mit einer Eucharistiefeier, einem Heiligengrab unter dem Altar und einer Taufkirche. Bis vor kurzem waren arianische Kirchen im Alpenraum unbekannt.

Aschenreste über Mosaiken, sowie zerschmolzene Fensterscheibenstücke bezeugen die Zerstörung der Siedlung durch Brand um ca. 600 n.Chr., verursacht durch die slawischen Landnahme der späten Völkerwanderungszeit.

Erste Grabungen erfolgten hier bereits 1906/7 und führten zur Aufdeckung zweier frühchristlicher Kirchen, eines Baptisteriums (Taufkapelle) und Resten der einst reichen, mehrfarbigen Mosaikausstattung. Seit 1980 wurde der Hemmaberg erneut archäologisch erforscht. Dabei wurde neben einem spätantiken Gräberfeld des 5./6. Jh. n.Chr. ein für den inneralpinen Raum einzigartiges Pilgerzentrum bestehend aus fünf Kirchen sowie zugehörigen Wohn- und Wirtschaftsgebäuden für die Erhaltung der Kirchen und die Betreuung der antiken Pilger aufgedeckt (vgl. Abb.).

Durch die Ausgrabungen des Archäologen – Dr. Franz Glaser in den Jahren 1999 – 2008 um Gräberfeld von Globasnitz, ließen sich viele Fragen der Geschichte exakter klären, für die es bislang keine schriftlichen Quellen gab.

Während im 5. und 6. Jahrhundert keine Talsiedlungen bekannt waren, prägten diese befestigten Höhensiedlungen das Geschichtsbild dieser Zeit. Mit dieser Siedlung am Hemmaberg konnte man belegen, daß sich im Tale auch eine Straßenstation befand, die dem staatlichen Nachrichtendienst diente, für den ostgotische Soldaten zuständig waren. Durch diese neuen Ausgrabungen ist erstmals ein halbes Jahrhundert (493-536) der Geschichte Kärntens, wie Kultur, Kunst und Architektur zu erfassen. Die Erforschung der völkerwanderungszeitlichen Gräber in Globasnitz (weitere 100 liegen unzugänglich unter einer Asphaltstraße) bedeutet, daß man im Ostalpenraum mit Gräberfeldern der Ostgotenzeit nicht nur auf den Bergen, sondern auch in Tälern wird rechnen müssen.

Siehe auch speziell unter: http://wwwg.uni-klu.ac.at/archeo/archeost/55hemma....

Bereits in der in 2009 im Museum Ellwangen (Deutschland) stattgefundenen Sonderausstellung im Alamannenmuseum Ellwangen (vom 29.11.2008 bis 19.04.2009) durch den Museumsleiter – Herrn Andreas Gut, als auch seiner Mitarbeiter u.a. dem geb. Osttiroler – Herrn Wittmann wurden, in Zusammenarbeit mit dem Landesmuseum Kärnten anschaulich die damalige Kooperation in der historischen Zusammenarbeit zwischen Alamannen und Goten aufgezeigt. Aufgrund übersichtlicher Darstellung regionaler Fundstücke und Exponate sowie dem geschichtlichen Hintergrund der frühen süddeutschen Bevölkerung dieses Siedlungsgebietes während der Völkerwanderung wurden für den /die Historisch interessierte Bevölkerung wertvolle Aufschlüsse aufgezeigt.

siehe mein Artikel: http://www.myheimat.de/igling/kultur/die-ostgoten-...

Rosaliengrotte:

Nordwestlich von der heutigen Kirche der Hl. Hemma & Dorothea, am Hemmaberg, liegt der Abgang zur Rosaliengrotte. Hier befindet sich in der Felsengrotte die hölzerne Kapelle der Pestheiligen „Rosalia“. Von den Bewohnern des Jauntales wird diese seit jeher als mystisch und geheimnisvoll bezeichnet. Viele Sagen spinnen sich um die kleine Grotte und deren Quelle.

Die Legende erzählt, daß ein junges Mädchen vor den Zudringlichkeiten eines Mannes flüchtete, und sich in Ihrer Not vor ihm in das riesige Felsloch gestürzt hat, von der Hl. Rosalia aber sanft aufgefangen und unbeschadet zu Boden gesetzt wurde.

Vermutlich jedoch war dieser Ort bereits in der Keltenzeit ein Quellheiligtum, das möglicherweise mit der Verehrung der keltischen Gottheit Jovenat (Jaunberg) in Verbindung stand, wie der Hemmaberg früher genannt wurde.

1669 wurde im Auftrag eines Superiors vom Stift Eberndorf in der Grotte eine Statue der heiligen Rosalia aufgestellt. 1680 gelobten die Pfarrgemeinden von Eberndorf, St.Kanzian, Stein (Jaunstein), St. Veit und Gallizien, Sittersdorf und Kappel (Eisenkappel) die Errichtung einer Kapelle, sollte die Gegend von der Pest verschont bleiben. 1681 wurde die Kapelle in einer Prozession mit 23 Priestern und 1000 Personen eingeweiht.

Die heutige Holz-Kapelle wurde nach einem Brand 1926 errichtet. Der Entwurf für die Statue der heiligen Rosalia stammt von Switbert Lobisser, und dem Südtiroler Bildhauer Stefan Planker, der das Werk allerdings mit den Initialen Lobissers signierte.

An den Felswänden gibt es zahlreiche Bearbeitungsspuren. Sie lassen vermuten, dass die Grotte in der Antike abgemauert war, um das Quellwasser aufzustauen. Wahrscheinlich konnte man über Holzkonstruktionen vom Plateau her, also innerhalb der Befestigungsmauern, in die Grotte gelangen, während der eigentliche Zugang außerhalb lag.

Die Rosaliengrotte ist eine jahrhundertealte Pilgerstätte mit Wallfahrtstradition, die heute Teil eines modernen Besinnungsweges („Ad fontes“) am „Hemma-Pilgerweg“ ist, der vom Kärntner Künstler Valentin Oman gestaltet wurde.

Seit jeher pilgern Menschen zur Rosaliengrotte, auf der Suche nach innerer Ruhe und Einkehr. Dabei trinkt man Wasser aus der Quelle, dem nicht nur die einheimische Bevölkerung "Heilkraft" zuspricht. Man spricht der Rosaliengrotte auch Eigenschaften von Strahlenfelder zu, die ähnlich jenen des bekannten Wallfahrtortes Lourdes in Frankreich sind. Die Rosaliengrotte und die Quelle sind ganzjährig zugänglich.

Weblinks:
Gloobasnitz-Museumswebsite
http://www.museum-globasnitz.at/2-0-Museum.html

Literaturhinweise:
• R. BRATOZ, Die Christianisierung des Nordadria- und Westbalkanraumes im 4. Jahrhundert, in: R. BRATOZ (Hrsg.), Westillyricum und Nordostitalien in der spätrömischen Zeit (1996) 299-362.
• E. BOSHOF - H. WOLFF (Hrsg.), Das Christentum im bairischen Raum. Von den Anfängen bis ins 11. Jahrhundert (1994).
• F. GLASER, Über das Christentum im Alpen-Adria-Raum nach archäologischen Zeugnissen, in: G. HÖDL - J. GRABMAYER (Hrsg.), Karantanien und der Alpen-Adria-Raum im Frühmittelalter, 2. St. Veiter Historikergespräche (1993) 235-257.
• F. GLASER, Die Christianisierung von Norikum Mediterraneum bis zum 7. Jahrhundert nach den archäologischen Zeugnissen, in: E. BOSHOF - H. WOLFF (Hrsg.), Das Christentum im bairischen Raum. Von den Anfängen bis ins 11. Jahrhundert (1994) 193-229.
Arianismus:
• V. BIERBRAUER, Arianische Kirchen in Noricum mediterraneum und Raetia II?, Bayerische Vorgeschichtsblätter 63, 1998, 205-226.
• F. GLASER, Kirchenbau und Gotenherrschaft. Auf den Spuren des Arianismus in Binnennorikum und in Rätien II, Der Schlern 70/2, 1996, 83-100.
• F. GLASER, Kirchenbau, Arianismus und Gotenherrschaft in Norikum, in: Symposion zur Geschichte von Millstatt und Kärnten (16.-17. Juni 1995) (1996) 49-59.
• F. GLASER, Zur Frage der Gotenherrschaft in Noricum, in: J. TEJRAL - H. FRIESINGER - M. KAZANSKI (Hrsg.), Neue Beiträge zur Erforschung der Spätantike im mittleren Donauraum (1997) 275-284.

Detailliertere textliche und bildliche Beschreibung sind auch aufrufbar auf meiner Website –
http://www.lechrain-geschichte.de unter der Rubrik Museen:
regionale : http://www.lechrain-geschichte.de/KSW%20Museen.htm...
überregional: http://www.lechrain-geschichte.de/KSW%20Museen%20U...
http://www.lechrain-geschichte.de/HiO_UeReg_NOR%20...

Alfred Platschka
(Webmaster: www.lechrain-geschichte.de

Bürgerreporter:in:

Alfred Platschka aus Igling

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