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Spektakuläre Hochzeit in Friedberg

  • Drei Jahre lang war Friedberg eine menschenleere, ausgebrannte Ruinenstadt. Bild: Josef Schwimbeck, Wittelsbacher Schloss in Friedberg.
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Mit 80 noch zum Traualtar

80 Jahre war er alt, der Witwer Gregor Ring, als er vor den Traualtar trat, um die offensichtlich 27 Jahre jüngere Witwe Maria Sedlmayr zu heiraten. Diese spektakuläre Hochzeit, bei der offenbar ganz Friedberg auf den Beinen war, ereignete sich am 25. Juni des Jahres 1641.

Friedberg eine Ruinenstadt

Normalerweise fanden Trauungen in der Stadtpfarrkirche statt. Aber diese war durch Brand so zerstört worden, dass man sie nicht mehr nutzen konnte. Grund war der schreckliche Dreißigjährige Krieg, als die ganze Stadt 1632 ein Raub der Flammen wurde. Erst nach dem Abzug der Schweden im Jahre 1635 konnten die wenigen noch überlebenden und ausgemergelten Friedberger wieder zurückkhehren. Wie hohle kaputte Zähne dürften die Reste der verrußten ausgebrannten Häuser in die Höhe geragt haben. Friedberg war eine Ruinenstadt.

Keine Gottesdienste mehr in der Stadtpfarrkirche

Als einziges Kirchlein hatte die Kapelle "St. Veit" auf dem Friedhof vor der Stadtpfarrkirche die Feuersbrunst einigermaßen überstanden. Jedenfalls fanden die ersten Gottesdienste nach 1635 dort statt. Doch für die sich wieder sammelnde Gemeinde und die Menschen, die neu zuzogen, reichte diese kleine Kapelle bald nicht mehr aus. Hart beschädigt wurde zwar die Kirche zu "Unserer Lieben Frau" in der Jesuitengasse, aber sie blieb doch einigermaßen erhalten.

Die Jesuitenkirche wird hergerichtet

Noch im Jahre 1635 machten sich die Friedberger daran, dieses Kirchlein, das auch Jesuiten-, St. Aloisius- oder Seelhaus-Kirchlein genannt wurde, soweit herzurichten, dass man es benutzen konnte. Weil es im Krieg profanisiert worden war, wurde es am 9. Oktober 1636 vom Augsburger Weihbischof Sebastian Müller wieder neu eingeweiht. Solange die niedergebrannte Pfarrkirche im Schutt lag, fanden die Gottesdienste und Trauungen im Kirchlein "Unserer Lieben Frau" in der Jesuitengasse statt.

Gregor Ring heiratete seine 27 Jahre jüngere Braut in der Jesuitenkirche. Interessant sind die Trauzeugen, die im Hochzeitsbuch laut Trauungseintrag genannt werden. In lateinischer Sprache steht geschrieben: "Testes annotati sunt: Georgius Sandtner Textor, Jacobus Lutz lanio, cum pluribus". Die Trauzeugen waren also der Weber Georg Sandtner und der Metzger Jacobus Lutz, mit vielen. Es dürfte somit die Kirche voll Leute gewesen sein, die sich diese außergewöhnliche Trauung nicht entgehen lassen wollten.

Besser zu zweit durchs Leben

Warum gab die 53-jährige Maria einem hochbetagten Mann ihr Jawort? Der Wunsch, nicht alleine das schwere Leben in der Ruinenstadt bewältigen zu müssen, dürfte sicherlich den Ausschlag gegeben haben. Dass beide trotz oder gerade wegen ihres fortgeschrittenen Alters diese ungewöhnliche Ehe eingegangen sind, geschah wohl in der Hoffnung, eine Verbesserung ihrer Lebenssituation zu erreichen. So mag diese spektakuläre Eheschließung in Friedberg als eine Folge der Kriegswirren angesehen werden.

Begnadete Rüstigkeit im hohen Alter

Gregor Ring verdiente den Unterhalt für sich und seine Maria als Torwächter am Augsburger Tor. Das Geld erhielt er von der Stadt. Zu seinen Aufgaben gehörte es auch, die Stiegen, die den Friedberger Berg hinunter führten, zu säubern. Mit begnadeter Rüstigkeit muss dieser Mann gesegnet gewesen sein, denn im Alter von 84 Jahren versah er immer noch gewissenhaft diesen Dienst. Dazu gehörte auch, im Winter den Schnee von den Stufen der Friedberger Bergtreppe weg zu schaufeln.
Im Jahr 1646 erreichte Friedberg eine zweite Welle kriegerischer Gewalt. Schweden und die mit ihnen inzwischen verbündeten Franzosen fielen erneut über Friedberg her und wieder ging die Stadt in Flammen auf. Rechtzeitig waren die Friedberger im späten Sommer des Jahres 1646 vor dem anrückenden Feind geflohen. Es war bereits die Zeit, wo es kalt zu werden begann.

Flucht - Keine Spur mehr von Gregor Ring

Erst sehr spät im Laufe 1648, im Jahr des Friedensschlusses, war die Gefahr endlich vorüber. Mehrmals hatten die Friedberger in den beiden Jahren fliehen müssen. Doch nicht alle kehrten zurück, denn Hunger, Krankheit und Entbehrung im "Exil" forderte Tote.

Und Gregor Ring? Nicht mehr er, sondern ein anderer versah nun seinen Dienst als Torwächter am Augsburger Tor. In den Archivalien taucht der Name Gregor Ring nun nicht mehr auf. Auch im Sterbebuch ist kein Sterbeeintrag über ihn verzeichnet, wie sich überhaupt immer wieder Lücken bei den Matrikeleinträgen in jenen Jahren
befinden. Wegen der furchtbaren Verhältnisse konnten offenbar nicht alle Geburten und Sterbefälle aufgezeichnet werden.
Es grenzt an ein Wunder, dass diese wertvollen Quellen sich erhalten haben. Hatte man sie, als man auf der Flucht war, eingegraben, um sie zu retten? Oder hatte man sie auf der Flucht mit dabei? Wir wissen es nicht, ebensowenig, wie und wo Gregor Ring, der so spektakulär im hohen Alter noch einmal den Bund der Ehe gewagt hatte, gestorben ist.

Quellen und Literatur:
• Archiv des Bistums Augsburg, Matrikel der Stadt Friedberg ab 1635.
• Stadtarchiv Friedberg:
Kammerrechnungen, insbes.: Anno 1645, fol. 85.
Erhard, Matthias, Kirchenbuch - Auszüge - Chronik. 1839.
• Steichele, Antonius von, Das Bistum Augsburg, Landkapitel Friedberg, 4. Band, Augsburg 1883.
•Hillar, Irmgard, Die Jesuiten in Friedberg, in: Stadtbuch Friedberg II, 1991, S. 517ff.

  • Drei Jahre lang war Friedberg eine menschenleere, ausgebrannte Ruinenstadt. Bild: Josef Schwimbeck, Wittelsbacher Schloss in Friedberg.
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  • Der 80-jährige Gregor Ring heiratete 1641 seine Maria im Jesuitenkirchlein. Der Kirchturm im Hintergrund, der in
    Friedbergs Stadtvedute um 1701 von Michael Wening (hier ein Ausschnitt) noch zu sehen ist, wurde 1803 abgetragen.
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  • Gregor Ring säuberte die Stiegen am Augsburger Tor. Bodenehr, Kupferstich, Ausschnitt.
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  • Links die ehemalige Jesuitenkirche in der Jesuitengasse in Friedberg. Das Türmchen fiel 1803, ein sichtbarer Rest des Dachreitertürmchen noch erhalten. 1875 Umwandlung in ein Wohnhaus.
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