"Ich bleib' dann mal daheim" (Teil 85)
Friedberger Stadtteile kennenlernen: Haberskirch (Teil 2)

Pfarrkirche St. Peter und Paul mit Pfarrhaus | Foto: Dr. Hubert Raab
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  • Pfarrkirche St. Peter und Paul mit Pfarrhaus
  • Foto: Dr. Hubert Raab
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Unsere nächste Station in der Stefanstraße ist die ehemalige Pfarrkirche St. Peter und Paul. Das Patronatsrecht für die Kirche St. Peter und Paul übergab die Äbtissin des Benediktinerinnenklosters von Monheim im Jahre 1298 an das Domkapitel in Augsburg, bei dem es bis zur Säkularisation 1803 verblieb. Von der spätgotischen Kirche sind noch der Chorraum und die Untergeschoße des Turms erhalten. Das Langhaus wurde um 1910 vom Augsburger Architekten Albert Kirchmayer entworfen. Die Innenausstattung, von denen besonders die Dekorationsmalereien im Jugendstil des Weissenhorner Malers Anton Bischof zu nennen sind, fiel der Purifizierungswelle nach dem Zweiten Weltkrieg zum Opfer. Heute zeigt sich das Innere als moderner Raum mit ansprechenden Kunstwerken. Von früheren Bauperioden stammen u. a. noch die barocken Kirchenpatrone Peter und Paul am Hochaltar und das Chordeckenfresko von Johann Thurner aus Lauingen von 1861.

Pfarrhof
Haberskirch war Pfarrdorf und die Kirche Pfarrkirche. Der etwas tiefer neben der Pfarrkirche stehende Pfarrhof ist ein Satteldachbau und hat zwei Geschosse mit drei zu drei Fensterachsen. Bei der Renovierung 1986/87 wurde die barocke Fassadenmalerei mit Eckrustika und Fensterrahmungen nach originalen Resten rekonstruiert.

Gasthaus Lindermayr
Zu Anfang des 20. Jahrhunderts wanderte Gustav Euringer von Derching nach Haberskirch „über den Rösselberg und dann auf einem Fußweg durch Getreidefelder nach dem hochgelegenen Dörflein Haberskirch (1/2 St.), das ein treffliches, einst von A.(ugsburg)ern vielbesuchtes Gasthaus besitzt, in dessen schattigen Baumgarten wir gerne rasten.“ Die schriftliche Überlieferung des Landgasthofes Lindermayr beginnt noch viel früher, vor 360 Jahren, bald nach dem 30-jährigen Kries mit dem Wirt Johann Bernhard und seiner Frau Ursula. Nach dem Steuerbuch (StA Mü Steuerbuch STB 137) kauft er um 1665 den ¼ Hof Haus Nr. 11. Grundherr ist das Kastenamt Friedberg. Härtl Andreas, Sohn vom Hofbauern Härtl Georg und seiner Frau Anna, heiratet 1687 mit Bernhard Barbara, Tochter des Wirtes Bernhard Johann und seiner Frau Ursula, laut eines Ehevertrages ein. Andreas Härtl wird in den Matrikeln „hospes“ genannt. Er übergibt 1709 Wirtschaft an Sohn Matthias, geb. um 1688, und das Viertelgut an Sohn Peter, geb. um 1690, das er 1711 an seinen Bruder Matthias um 1467 fl verkauft und 1718 Wirt in Wien wird. Um 1712 wird Matthias hospes genannt. Sohn Johann Härtl, geb. um 1687 wird Kleinuhrmacher in Haberskirch. Matthias Härtl heiratet am 26. 09. 1709 Maria Sedlmayr, Tochter von Georg und Maria Sedlmayr, Wirtsleute in Sulzbach. 1732 heiratet Maria Sedlmayr in 2. Ehe Thomas Hueber. Er übergibt 1746 an seine Stieftochter Cordula Härtl. Jestl Veit, geb. um 1721, Sohn des Jestl Melchior und Maria, Müller in Pasing, heiratet am 16. 12. 1747 ein und wird Wirt. In 2. Ehe ist Cordula Härtl ab 1756 mit Michael Mall, ehemaligen Wirt von Adelzhausen, verheiratet, der als Wirt von Haberskirch am 6.4.1772 verstirbt. Im gleichen Jahr geht sie die 3. Ehe mit Josef Mair ein. Cordula Mayr, Hospitissa Haberskirch, stirbt am 7. 3. 1797, aet. 75 (im Alter von 75 Jahren). Kurz darauf, am 19. April 1797, wird Michael Mair, der Neffe von Josef Mair und Sohn von Franz Mair aus Anwalting, Wirt von Haberskirch Nr. 11. Er stirbt am 27.9.1843 mit 70 Jahren. Paulus Mayr geb. am 11. Januar 1816 in Haberskirch, heiratet nun als Wirth von Nr.11 am 27. 11. 1843 die in Sielenbach geborene Anna Maria Altmann. Dann wird die Wirtin Theresia Schallermayr, Ehefrau von Josef Schallermayr, genannt. Sie verstirbt am 21.2.1884 im Alter von 52 Jahren. Mit der Wirtstochter Josefa Schallermayr, Tochter von Josef verheiratet sich Andreas Schweyer am 25. 11. 1884 und wird Wirt. 1894 erwirbt Johann Lindermayr mit Kreszenz Kneißl den Gasthof. Ihr Sohn Johann Lindermayr übernimmt mit seiner Ehefrau Walburga 1945 die Wirtschaft. Deren Sohn Georg und seine Frau Marianne führen seit 1968 das Gasthaus Lindermayr, ehemals Haberskirch Nr. 11, bis heute. Ad multos annos. (Die Daten sind entnommen den Matrikeln und der Kiening Genealogie)

Wanderung
Vom Gasthof Lindermayr unternehmen wir nun eine Wanderung. Sie führt uns ins Kirchholz zur dort befindlichen Wallanlage. Wir biegen von der Unterzeller Straße in die Rosenstraße nach links ab, kommen am Feuerwehrhaus und gleich darauf an einem im Jahr 2000 errichteten Kreuz der Haberskircher Jagdgenoosen vorbei. Nach dem letzten Haus auf der linken Straßenseite zweigt ein Feldweg nach links ab. Rechts erstreckt sich nun die Villensiedlung von Haberskirch. Nach wenigen Metern ermöglicht eine Bank eine Rast mit schönem Blick zurück auf Haberskirch, evtl. bei der Rückkehr. Dann erreichen wir das Kirchholz. Wir bleiben am Waldrand, immer mit schönem Blick auf Haberskirch und hinunter zur Autobahn. Es geht ganz leicht bergauf. Vor es bergab geht, zweigt auf der Höhe ein Waldweg ab. Er wird schnell zu einem von schweren Fahrzeugen, die den durch Schneedruck und Sturm geschädigten Wald säubern mussten, zerfurchten Weg. Es ist besser, ihn in einer Zeit zu begehen, wenn er abgetrocknet ist. Nach etwa 300 m stehen wir vor einem mächtigen Wall mit davorliegendem Graben, der die Anlage umgibt. In der neueren Karte des Vermessungsamtes wird sie „Befestigter Hof Baitlinberg“ genannt. Der Name stammt vom Kreisarchivar Helmut Rischert, der den bereits zwischen 1133 und 1135 in den Traditionen des Klosters St. Ulrich und Afra als „Baitilinberch“ erwähnten Ort hierher versetzte. Der Stellung in den Traditionen nach muss er bei Dasing gelegen haben. Da solche befestigte Höfe in unserer Region aber nicht vorkommen und die Umwallung für einen Hof viel zu mächtig erscheint, dürfte die Zuweisung sehr fraglich sein. Früher wurde diese Anlage „Schlossberg“ oder einfach „Schanze“ genannt (ältere Flurkarten). Es wurde auch schon angedeutet, dass sie in das 10. Jahrhundert gehören könnte, als Fliehburgen gegen die immer wieder einfallenden Ungarn angelegt werden mussten (Otto Schneider). Das Landesamt für Denkmalpflege nennt sie „Zweigliedriges Erdwerk unbekannter Zeitstellung“. Die jetzt angelegten Eingänge sind nicht ursprünglich. Auf der Ostseite steht neben der Anlage eine Informationstafel der Gemeinde Dasing, da die Grenze der Gemeinden Friedberg und Dasing mitten durch die Anlage verläuft. Der Rückweg erfolgt auf dem Herweg.
Wegstrecke: ca. 2,6 km
Text: Gabriele und Dr. Hubert Raab
Fotos: Dr. Hubert Raab

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Joachim Meyer aus Friedberg

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